Auch für die Sepp-Herberger-Stiftung war es ein besonderes Datum. Bei der Feierstunde in Mannheim begingen die 160 geladenen Gäste festlich das 40-jährige Bestehen der Stiftung. Neben DFB-Präsident Reinhard Grindel und Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge nahmen auch die Vizepräsidenten Eugen Gehlenborg und Dr. Rainer Koch an den Feierlichkeiten teil. „Seit 40 Jahren wird in der Stiftung authentisch weitergeführt, was Sepp Herberger wichtig war. Er legte immer großen Wert darauf, den Menschen auch abseits des Spielfeldes zu betrachten“, sagte der DFB-Präsident in seiner Ansprache. „Stiftungsarbeit ist Zukunftsarbeit“, so Grindel weiter.
In Anwesenheit von Uwe Seeler und Horst Eckel, beide früher Spieler Herbergers, und Trainerlegende Otto Rehhagel ging der erste Platz in der Kategorie Behindertenfußball an den hessischen Klub SG Bad Soden. In einer Kooperation mit dem Behinderten-Werk Main-Kinzig (BWMK) setzt sich der Verein für Inklusion ein. Unter Leitung der Weltmeisterin von 2003, Pia Wunderlich, meldete die SG ein gemeinsames Team aus behinderten und nicht-behinderten Spielern im Spielbetrieb des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV).
Die Mannschaft besteht aus Spielern des Werkstatt-Teams BWMK, der SG Bad Soden und weiteren Spielern, die das Projekt gerne unterstützen und ist als „SG Bad Soden III“ in der Kreisliga C Schlüchtern gemeldet. Dort belegte man vergangene Saison den vierten Platz. „Es ist ein Riesenspaß, jeden Tag in jedem Training. Wir bekommen so viel zurück in jeder Einheit“, beschreibt Wunderlich ihre Motivation.
Ausgezeichnetes Duo: Gerd Liesegang und Werner Poel
Platz eins in der Kategorie „Resozialisierung“ sicherte sich das Berliner Duo Gerd Liesegang und Werner Poel. Als Vizepräsident für soziales Engagement des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) hob Liesegang im Jahre 1996 die Partnerschaft mit der Jugendstrafanstalt (JSA) Plötzensee aus der Taufe. Durch einen wöchentlichen Trainingsbetrieb konnten seitdem etliche der Jugendstrafgefangenen nach der Inhaftierung an Berliner Fußballvereine vermittelt werden. Eine nicht unwichtige Leistung, ist doch ein neues soziales Umfeld für viele Ex-Strafgefangene oft entscheidend für die Rückkehr ins bürgerliche Leben.
Außergewöhnlich ist dabei das Engagement von Werner Poel, der sich seit 1997 ehrenamtlich als Trainer für das Fußballteam der Jugendstrafanstalt einsetzt. Jeweils dienstags von 15.30 bis 17.30 Uhr betreut der 75-Jährige mit Leidenschaft und Fußballbegeisterung die Spieler. Durch die gemeinsame Auszeichnung des Gespanns Liesegang/Poel erhielt zum ersten Mal ein Duo die Sepp-Herberger-Urkunde. „Ich glaube, das ist es, was den Fußball ausmacht. Das müssen wir wieder lernen. Es kommt nicht darauf an, wie viele Freunde oder Likes man bei Facebook hat. Menschen wie er zeigen, worum es im Fußball geht“, sagte Liesegang über Poel.
MFFC Soest 2010 belegt Platz drei in der Kategorie „Schule und Verein“
Mit dem SvO Rieselfeld wurde ein Vertreter des Südbadischen Fußball-Verbandes im Bereich „Schule und Verein“ mit Rang eins bedacht. Vor rund 15 Jahren wurde der Verein im 11.000-Einwohner-Stadtteil Freiburgs gegründet, um den Kindern der jungen Familien ein Sportangebot zu unterbreiten. Da anfangs in dem Neubaugebiet kein eigener Sportplatz bereitstand, setzte der Sportverein auf Kooperationen mit den umliegenden Schulen. Fünf Mädchen-Mannschaften sind gemeldet. Bis heute pflegt die SvO Rieselfeld sieben Kooperationen mit vier Schulen. Seit kurzem bemüht sich der junge Klub um die Integration von Flüchtlingskindern. Der MFFC Soest 2010 wurde als Drittplatzierter ausgezeichnet. Aus einer Mädchenfußball-AG der Georg-Grundschule in Soest bildete sich vor sieben Jahren eine eigenständige Mädchen- und Frauenfußball-Abteilung „Mädchen- und Frauen-Fußballclub Soest“, die heute eine eigenständige Abteilung im SV Westfalia Soest e.V. ist. Die umfangreichenden Kooperationen, Aktionen und das Engagement der Soester überzeugte die Jury.
Schiedsrichter aus Herne mit zweitem Platz in der Kategorie „Fußball Digital“
Bei der erst zweiten Vergabe der Urkunden in der Kategorie „Fußball Digital“, die von der Stiftung gemeinsam mit dem Software-Unternehmen SAP und dem IT-Portal stifter-helfen.de ausgelobt wird, siegte der SV Rot-Weiß Viktoria Mitte 08 aus Berlin. Auf dem internen Video-Blog „Viktoria Channel“ bietet der Verein selbst aufgenommene Berichte zu seinen Spielen an. Das Motto lautet: Vom Spieler zum Sprecher, vom Sportler zum Berichterstatter. Der Zugang ist nur den Vereinsmitgliedern vorbehalten, denn abseits von kommerziellen Interessen geht es vielmehr um die Förderung sprachlicher und medialer Kompetenz bei den Jugendlichen, die ihre Spiele analysieren und die Inhalte selbst produzieren. Die Schiedsrichter aus dem Kreis Herne wurden für ihre selbstentwickelte Kampagne mit dem zweiten Platz ausgezeichnet (ausführlicher Bericht hier).
Den Sonderpreis in der Kategorie „Sozialwerk“ gewann der TSV Fortuna Billigheim-Ingenheim aus der Südpfalz. Mittels Spendenaktionen sammelte der Verein rund 20.000 Euro für den 10-jährigen Nicklas, der im Februar nach einem Herzstillstand ins Koma gefallen war und seitdem pflegebedürftig ist. Für den Umzug seiner Familie in ein neues, behindertengerechtes Zuhause stellte der TSV unter anderem ein Benefizkonzert auf die Beine.
Nicht nur die nimmermüden Spendensammler aus der Südpfalz, sondern alle ausgezeichneten Ehrenamtler lobte dann auch Reinhard Grindel: „Ohne ehrenamtliche Arbeit geht es nicht. Das kann man mit Geld nicht bezahlen.“