Maurice Huke und Torben Junker überzeugen zum Saisonauftakt in Dortmund

Lange mussten die Leichtathleten Zurückhaltung üben. Bei der Veranstaltung #backontrack der LG Olympia Dortmund im Dortmunder Stadion Rote war daher trotz der strengen Coronaauflagen die Freude bei den 800 Athletinnen und Athleten über die Rückkehr zu einer gewissen Normalität riesengroß.

Für die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer kam es bei dieser Mammut-Veranstaltung, die sich über einen Zeitraum von 14 Stunden erstreckte, in erster Linie darauf an, nach der viermonatigen Zwangspause erst einmal wieder Wettkampfatmosphäre zu schnuppern. Dies galt vor allem für Torben Junker (LG Olympia Dortmund) der nach einer einjährigen Zwangspause wieder auf die 400 Meter-Strecke zurückkehrte. Dabei erzielte der Schützling von Thomas Kremer für den Beginn respektable 47,70 Sekunden und lag damit recht deutlich vor Oliver Ollesch (LAC Veltins Hochsauerland, 48,36 Sek.) und Colon Martin Florian (TV Wattenscheid, 48,50 Sek.). „Ich hatte mir eine Zeit um Mitte 47 Sekunden vorgenommen, sodass das Rennen für mich okay war. Ich habe in den letzten Jahren immer meine Leistungen über Wettkämpfe verbessern können, und ich gehe davon aus, dass mir das auch in dieser Saison gelingt. Daher bin ich froh, dass ich am kommenden Wochenende beim Meeting in Wetzlar über 400 Meter starten kann. Dort strebe ich bereits eine Zeit unter 47 Sekunden, denn ich möchte mich bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig nicht kampflos geschlagen geben", sprüht der letztjährige deutsche 400-Meter-Hallenmeister momentan voller Tatendrang. Sein Optimismus ist begründet, denn nach seinen Knieproblemen und seiner Kapselentzündung am großen Zehengelenk ist er zurzeit wieder absolut schmerzfrei.

Maurice Huke über 200 Meter entspannter als über 100 Meter

Den Neuanfang wagte Maurice Huke (TV Wattenscheid), der wegen einer Borreliose seit den Staffel-Weltmeisterschaften am 11./12. Mai 2019 in Yokohama (Japan) keinen Wettkampf mehr bestritten hatte. Der 27-jährige Wattenscheider erreichte über 100 Meter bei leichtem Rückenwind (+1,1m/s) zeitgleich mit dem Wolfsburger Michael Meißner, der in diesem Jahr schon 10,53 Sekunden erzielte, in 10,71 Sekunden das Ziel.

Drei Stunden später fand Maurice Huke über 200 Meter im Gegensatz zu seinem 100-Meter-Auftritt wesentlich besser seinen Laufrhythmus und gefiel mit seinem Erfolg in 21,46 Sekunden. Damit setzte er sich im Gesamtklassement vor Kai Sparenberg (LG Brillux Münster, 21,53 Sek.) und dem Zweiten über 100 Meter, Michael Meißner (21,69 Sek.), durch.

„Ich fühle mich körperlich zurzeit recht gut, aber nach einer so langen Pause fehlt mir momentan noch die Wettkampfroutine. Dies drückte sich bei mir auch darin aus, dass ich vor allem über 100 Meter recht unkoordiniert gelaufen bin. Meine Beine wollten überall hin, nur nicht nach vorne. Das war bei meinem 200-Meter-Auftritt deutlich anders. Der Lauf und auch die Zeit entsprechen zum jetzigen Zeitpunkt in etwa meinen Vorstellungen. Am 18. Juli starte ich in Wetzlar über 200 Meter. Da ist sicherlich noch eine Steigerung für mich drin“, zeigt sich der letztjährige deutsche 200 Meter Vize-Hallenmeister optimistisch.

Eine Umstellung war für Maurice Huke, dass er vor vier Wochen zu Wattenscheids Erfolgscoach Slawomir Filipowski wechselte. An dessen Trainingsmethoden musste sich sein Körper erst einmal gewöhnen. „Unabhängig davon hatte ich eine sehr schwierige Aufbauphase“, berichtete der 27-jährige Wattenscheider. Bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig möchte er im Sprintbereich wieder vorne mitmischen. Sein Fokus wird dabei auf der 200-Meter-Distanz liegen.

Im 800-Meter-Lauf der Frauen übernahm 300 Meter vor dem Ziel Majtie Kolberg (LG Kreis Ahrweiler) rigoros das Kommando und ließ in guten 2:05,67 Minuten Vera Hoffmann (LC Rehlingen, 2:07,97 Min.) und Tabea Marie Kempe (Bayer Leverkusen, 2:08,63 Min.) keine Chance. „Da ich auf den letzten Metern ganz alleine war, bin ich mit meinem Lauf sehr zufrieden. Bei etwas mehr Unterstützung hätte ich eventuell sogar meine persönliche Bestzeit von 2:05,41 Minuten unterbieten können", ist sich die diesjährige Hallen-DM-Dritte ziemlich sicher. Die angehende Lehrerin mit den Fächern Sport und Biologie strebt in Braunschweig über 800 Meter einen Medaillenrang an.

Eine weitere Top-Leistung auf den Mittelstrecken: Kurz vor Mitternacht setzte sich Anneke Vortmeier (ASV Duisburg) über 1.500 Meter nach einem starken Rennen in 4:27,93 Minuten vor Rahel Brömmel (SV Sonsbeck, 4:29,99 Min.) und Emmanuelle Gerbeaux (Hannover Athletics, 4:30,54 Min.) durch. Damit blieb die diesjährige deutsche U20-Crossmeisterin deutlich unter ihrer bisherigen Bestzeit von 4:35,63 Minuten und schob sich damit in der Klasse U20 über 1.500 Meter auf Platz eins der aktuellen deutschen Bestenliste.

Diskuswerferinnen sehnen Technik-Einheiten herbei

Fehlende Wettkampferfahrung beklagte im Diskuswerfen der Frauen Annina Brandenburg (TV Wattenscheid), die mit nur einem gültigen Versuch (51,15 Meter) den Wettbewerb vor Jule Gipmann (SV Viktoria Goch, 49,89 Meter) für sich entschied. „Ich bin erst seit kurzem erst wieder im Training. Mir fehlen noch sehr viele Technikeinheiten. Wenn ich mich in den nächsten Wochen technisch verbessere, springen bei mir auch wieder andere Weiten heraus", betonte die letztjährige Dritte der U23-EM im schwedischen Gävle. Die Wattenscheiderin bestand Ende März im US-Bundesstaat Texas ihre Bachelor-Prüfung im Fach International Marketing. Nach ihrer Rückkehr aus den USA, musste sie sich zwei Wochen in Quarantäne begeben. Während dieser Zeit konnte sie überhaupt nicht trainieren. Dennoch ist sie zuversichtlich, bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig wieder in den Bereich ihrer persönlichen Bestzeit von 56,86 Sekunden zu kommen.

Noch nicht den richtigen Dreh hat auch Nachwuchswerferin Pia Northoff (TV Wattenscheid) gefunden. Die Zweite der Olympischen Jugendspiele 2019 (EYOF) beförderte die Scheibe lediglich auf 44,43 Meter und blieb damit deutlich unter ihrer persönlichen Bestweite von 57,36 Meter. Der 17-jährigen Wattenscheiderin fehlen zahlreiche Trainingswürfe. Aus der Not heraus hat sie in den letzten Monaten oft von einer Straße, wo sie halbwegs drehen konnte, auf einen Acker geworfen. Trotz dieses bescheidenen Auftakts gibt sich die Pia Northoff zuversichtlich: „Bis zu den deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn komme ich wieder dahin, wo ich hin möchte.“

Starker Auftritt von Brenda Cataria-Byll

Sehr zufrieden zeigte sich dagegen Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund), die sich im 400-Meter-Lauf der Klasse U20 von 54,00 auf vielversprechende 53,76 Sekunden verbesserte und sich damit in ihrer Altersklasse auf der Stadionrunde auf Platz eins in der aktuellen DLV-Bestenliste schob. „Brenda ist das Rennen sehr mutig angegangen. Die Zeit gibt ihr nach ihrer Zwangspause das entsprechende Selbstvertrauen wieder zurück", freute sich ihr Trainer Thomas Kremer.

Die U18-Weltmeisterin von Nairobi Talea Prepens, die über 200 Meter vor einer Woche in Hannover bereits 23,74 Sekunden erzielte, unterstrich in Dortmund ihre augenblicklich ansprechende Form mit einem sicheren Erfolg in 23,94 Sekunden vor Lilly Kaden (FC Schalke 04), die ihre Saisonbestzeit von 24,51 auf 24,01 steigerte, und Annkathrin Hoven (ART Düsseldorf, 24,32). Die erst 16-jährige Anna Malia Hense, die sich am vergangenen Wochenende in Hannover über 400 Meter auf 54,59 Sekunden verbesserte, erfreute als Vierte in 24,42 Sekunden (ebenfalls Bestzeit).

Im 200-Meter-Lauf der männlichen Jugend U18 gefiel Emil Bekker (LG Olympia Dortmund), der sich vor einer Woche in Berlin auf 10,83 Sekunden verbesserte, mit seinem sicheren Erfolg in 22,27 Sekunden vor Mateusz Lewandowski (FC Schalke 04, 22,32 Sek.).

Viel Lob für die LG Olympia Dortmund

Nach der über 14-stündigen Mammut-Veranstaltung zeigte sich Chef-Organisator Michael Adel mit seinem eifrigen Helferteam unwahrscheinlich erleichert: „Alle Athletinnen und Athleten waren äußerst diszipliniert und haben sich an die strengen Corona-Auflagen gehalten. Die zahlreichen Kampfrichter und Helfer haben bei dem umfangreichen Programm eine tolle Arbeit geleistet. Wir haben Lob von allen Seiten erhalten, sodass wir überlegen, im August noch einmal eine ähnliche Veranstaltung durchzuführen - allerdings nur als Läufertag.“