Bis heute hat sie allen Angriffen standgehalten, obwohl der westfälische Verband viele Top-Sprinter hervorbrachte. So stand der deutsche Serienmeister Marc Blume, auch Halleneuropameister über 60 Meter und zweimaliger Olympiateilnehmer, in der U 18 nur mit 22,38 Sek. über 200 Meter zu Buche; später konnte er sich bis auf 20,47 steigern. Viel kürzer war die Karriere von Ingo Todt, der schon mit 19 Jahren aufhörte und sich auf den Beruf konzentrierte. Inzwischen kehrte er in seine Heimatstadt Bielefeld zurück und arbeitet als HNO-Oberarzt und Privatdozent am Klinikum Mitte.
1986 gelang Ingo Todt bei den deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Stuttgart das Double über 60 und 200 Meter. Im selben Jahr vertrat er den DLV bei der Junioren-WM in Athen. Dort erreichte er das Semifinale über 100 Meter (Zeit: 10,62 Sek.) und trug als Schlussläufer der 4 x 100-Meter-Staffel den Stab nach exzellenten 39,81 Sekunden über die Ziellinie – nur eine „Hundertstel“ vom Titel entfernt.
Im Januar 1987, kurz nach seinem 18. Geburtstag, sprintete er unter dem Dach der Dortmunder Körnig-Halle die 60 Meter in 6,73 Sekunden. Daraufhin durfte er als jüngster DLV-Athlet bei der Hallen-EM der Männer und Frauen in Liévin (Frankreich) starten. In Hannover, wo er sein Medizinstudium begann, schloss er nur noch eine Saison an und wurde 1988 mit dem dortigen LT 85 Deutscher Meister über 4 x 100 Meter (39,76 Sek.).
Ingo Todt wäre noch heute im DLV Jahrgangsbester
Was seine 200-Meter-Jugendleistung noch immer wert ist, zeigt ein Blick in die Statistiken: 1985 war Todt Jahrgangsbester in Deutschland, auch 2019 hätte er ganz vorn gestanden, wurde doch die aktuellste U 18-Bestenliste des DLV mit 21,53 Sekunden angeführt. Und bei der bislang letzten U 18-EM (2018 in Ungarn) waren nur die drei Medaillengewinner schneller als seinerzeit Ingo Todt in Lage.
Sein 200-Meter-Superrennen vor dreieinhalb Jahrzehnten ist die wohl beste Bielefelder Sprintleistung überhaupt – noch etwas höher einzuschätzen als die 10,58 Sekunden, die er zum Saisonabschluss 1986 über 100 Meter ablieferte. Außer ihm sind bislang nur wenige lokale 200-Meter-Läufer unter dem 22-er Limit geblieben, zuerst übrigens ein Hochsprung-Spezialist. Doch als Bernhard Bensch (1982 deutscher Jugendmeister mit 2,21 Meter) im Mai 1984 mit 21,90 Sek. überraschte, blies der Rückenwind zu stark.
Ingo Todts 21,44 Sekunden sind für den Kreis Bielefeld ein ganz besonderer Kreisrekord. Denn er gilt für gleich vier Altersstufen – die U 18, U 20, U 23 und Hauptklasse. In den männlichen Rekordlisten ist das beispiellos.