Gundolf Walaschewski dankte für das „eindrucksvolle Votum“. „Es ist eine Ehre für mich, dein Nachfolger zu sein“, rief der 63-Jährige dem neuen Ehrenpräsidenten des FLVW, Hermann Korfmacher, zu. Nach dem Dank richtete Walaschewski sofort den Blick nach vorne. Passend zum Motto des Verbandstages: Blickpunkt Verein - vermitteln - verstehen – vertrauen: „Wir müssen was für die Vereine tun. Nicht aus der Vogelperspektive, sondern mit der Lupe“.
Hochrangige Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft füllten die ersten Reihen des Großen Saals: Ministerin Christina Kampmann (Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen), DFB-Präsident Reinhard Grindel, DLV-Vizepräsidentin Anja Wolf-Blanke, Frans Mbidi (Präsident der Namibia Football Association), der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer und die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Paskarbies und Kamens Bürgermeister Hermann Hupe. Der ehemalige Generalsekretär des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Helmut Sandrock und auch DFB-Direktor Willi Hink folgten ebenfalls der Einladung. Sie alle waren gekommen, um gleich vier langjährige Präsidiumsmitglieder zu verabschieden: Hermann Korfmacher, Manfred Deister, Klaus Jahn und Hans-Gerhard Schulz standen nicht erneut zur Wahl.
Korfmacher verabschiedete sich mit einem Blick in den Rückspiegel. Der 72-Jährige hob den Paradigmenwechsel des Verbandes zum Dienstleister für die Vereine, den Aus- und Umbau des SportCentrums Kamen•Kaiserau hervor und ließ Höhepunkte Revue passieren. Sein Fazit: „Danke für alles, was wir gemeinsam erreichen konnten!“
Ministerin Christina Kampmann: Die gebürtige Gütersloherin verwies auf ihre leichtathletische Vergangenheit im Kreis. Gerade im Sport hätte es immer wieder Berührungspunkte mit dem FLVW-Präsidenten gegeben. Korfmacher habe stets den Menschen in den Mittelpunkt seines Handelns gestellt. Verantwortung zu übernehmen und ein großer Gestaltungswille hätten ihn ausgezeichnet. „Sie zeigen Flagge für Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt“, lobte die 35-Jährige mit einem deutlichen Seitenhieb auf die Nachbarschaftsdebatte um Jérôme Boateng und betonte die integrative Kraft des Sports.
„Hermann, es ist Dein Tag“, betonte DFB-Chef Reinhard Grindel zum Einstieg. „Er ist Westfale mit Herz, mit unglaublichem Herz“. Er habe die soziale Aufgabe des Sports gelebt und zukunftsweisende Verbandsarbeit betrieben. Unaufgeregte Beharrlichkeit habe ihn ausgezeichnet. „Deine Arbeit für den DFB war überaus wertvoll“, betonte Grindel mit Blick unter anderem auf den Amateurfußball-Kongress und er dankte ihm im Namen des DFB „für alles“. Der Dank galt auch dem Ibbenbürener Klaus Jahn als scheidendem Vorsitzenden des DFB Freizeit- und Breitensport-Ausschusses.
Wie Ministerin Kampmann vor ihm verurteilte Grindel vehement die Diskussion um Jérôme Boateng. „Das geht gar nicht“, sein klares Urteil.
„Wenn es um das Thema Blickpunkt Verein geht, brauchen wir auch eine Diskussion um das Selbstverständnis der Vereinsmitglieder“, nahm Grindel Bezug auf das Verbandstagsmotto. Er macht eine „Dienstleistungsmentalität der Eltern aus: Hauptsache, die Kinder sind gut betreut“. Verein heißt, „auch selbst einen Beitrag zu leisten. Wir brauchen mehr Mitmacher in den Vereinen!“, sein Plädoyer.
Frans Mbidi bedankte sich für die tolle Entwicklungsarbeit der vergangenen 21 Jahre. Viele aktuelle Nationalspieler hätten die von Westfalen mit initiierte Jugendarbeit durchlaufen. „Wir ernten jetzt die Früchte unserer Zusammenarbeit“. Als Dank wurde Hermann Korfmacher zum Mitglied der „Brave Warriors“ ernannt.
Landrat Sven-Georg Adenauer erinnerte an die Spuren, die Hermann Korfmacher in Gütersloh hinterlassen hat. Die Erfindung des Strenge-Cups und der Deutschen Meisterschaften für Werkstätten, die von Gütersloh aus den Siegeszug durch Deutschland antrat.
Zahlreiche Abschiede und Ehrungen
„Hupe, wenn Du für Kamen bist“ – mit dem Slogan des Wahlaufklebers holte Hermann Korfmacher Namensvetter Hermann Hupe, Bürgermeister der Stadt Kamen, auf die Bühne und dankte für die tolle Zusammenarbeit, „ohne die wir vieles im SportCentrum nicht hätten umsetzen können“. „Wir würden für Dich hupen“, sprach der Präsident und überreichte die Ehrenurkunde.
Mehrere Kreisvorsitzende standen nicht wieder zur Wahl: Robert Heitmann (Kreisvorsitzender Lüdinghausen; der Kreis wurde mit Ablauf des 4. Juni 2016 aufgelöst), Bernd Henneböle (KV Arnsberg), Ulrich Jeromin (KV Bochum), Franz-Josef Jochheim (KV Soest) und Markus Raschke (KV Tecklenburg).
Ernst Kastner, Kreisehrenamtsbeauftragter des Kreises Gelsenkirchen, wurde zum Abschied aus der Verbandsspruchkammer für seine langjährige Tätigkeit in diesem Gremium ausgezeichnet.
Verabschiedet wurde auch Christina Geiseler (Mitglied des Verbands-Leichtathletik-Ausschusses/Wettkampfwartin; Menden). Sie alle bekamen das Westfalen-Ross.
Die silberne Ehrennadel des FLVW wurden Georg Schierholz (Vorsitzender der Verbandsspruchkammer; Lippstadt) und Bernd Henneböle (KV Arnsberg) in Anerkennung ihrer Verdienste verliehen.
Den Ehrenring - die höchstmögliche Auszeichnung des Verbandes - erhielten Hans Voß (Münster), Ulrich Jeromin (Kreisvorsitzender Bochum), Franz-Josef Jochheim (KV Soest) und Jürgen Grondziewski (KV Dortmund) für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement im Kreis und im Verband.
Ehrenmitgliedschaft für Annegret Richter
„Annegret Richter ist das Aushängeschild der deutschen Leichtathletik“, so Korfmacher. Die Dortmunderin zählt mit je zwei olympischen Gold- und Silbermedaillen zu den erfolgreichsten Olympioniken. Die Begeisterung bei ihren Auftritten als FLVW-Botschafterin sei immer groß. Die zweifache Mutter habe „ein Händchen für den Nachwuchs“, lobte Korfmacher. Direktor Carsten Jaksch-Nink schlug im Auftrag des Verwaltungsrates vor, sie per Akklamation zum Ehrenmitglied zu ernennen. Vollkommen überrascht nahm Annegret Richter die Auszeichnung unter den Ovationen der Delegierten und Gäste entgegen. „Ich hoffe, dass ich dem Verband noch einiges zurückgeben kann“, bedankte sich Richter sichtbar überrascht.
Ehrenring für Klaus Jahn und Hans-Gerhard Schulz – Ehrenmitgliedschaft für Manfred Deister
Alfred Vianden, Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein: „Wir verlieren mit Dir einen profunden, fachlich kompetenten Mitstreiter.“ Vianden hob in seiner Laudatio seine Leistung für den Freizeitfußball. „Manfred Prömel und Du, ihr wart Visionäre des Freizeit- und Breitensports“. Mit seiner Beharrlichkeit habe er es geschafft, dass der F- und B-Ausschuss in der DFB-Satzung verankert wurde. Mit großem Einsatz und zahlreichen Erfolgen habe er sich um den F- und B-Sport verdient gemacht. „Mach et joot“, sein Wunsch nach der Übergabe des Ehrenringes, der höchstmöglichen Auszeichnung des Verbandes.
Leichtathletik-Pressewart Peter Middel erinnerte an die Starterkarriere von Hans-Gerhard Schulz. Fairness und Respekt seien seine Leitgedanken. „Bis auf Gehrichter und Dopingkontrolleur hat er alles gemacht“, betonte Middel. Viele Meisterschaften habe er nach Westfalen geholt und stets als „Teamplayer“ agiert. Viele seiner Weggefährten waren nach Gütersloh gekommen, um der Ehrung beizuwohnen. 40 Wochenstunden investierte der Hertener in sein Ehrenamt. Als Dank überreichte Hermann Korfmacher den Ehrenring des Verbandes.
DFB-Vizepräsident Peter Frymuth: „Manfred Deister hat den Jugendbereich in die Zukunft geführt“. Als steter Streiter für den Jugendfußball habe er sich einen Namen gemacht. Sein Verdienst: den Ausgleich zwischen den widerstreitenden Interessen der Landesverbände zu schaffen und zugleich ein bestelltes Feld zu hinterlassen. Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz – „menschlich wird er eine große Lücke hinterlassen“, betonte Frymuth. Der Verwaltungsrat schlug vor, Manfred Deister per Akklamation zum Ehrenmitglied zu ernennen. Gerne folgten die Delegierten der Aufforderung.
LSB-Präsident Walter Schneeloch unterstrich bei seiner Laudatio für Hermann Korfmacher die „freundschaftliche Verbundenheit“. Der Gütersloher habe die Professionalisierung der ehrenamtlichen Strukturen vorangetrieben. Als „wesentlichen Impulsgeber des Sports in Nordrhein-Westfalen“, würdigte Schneeloch den scheidenden Präsidenten. „Heute gibst Du den Staffelstab weiter, ohne Dich endgültig zu verabschieden“. Als Präsident des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes (WFLV) möchte er noch eine Legislaturperiode weitermachen. Auch dem FLVW bleibe er als Ehrenpräsident erhalten, sofern die Delegierten dem zustimmten, griff Schneeloch der geplanten Ehrung vor. Das taten sie später mit anhaltendem Applaus. Doch zuvor überreichte Schneeloch die Ehrennadel in Gold des LSB an Hermann Korfmacher.
Korfmacher zum Ehrenpräsidenten ernannt
Nach der Entlastung des Präsidiums stellte Jürgen Grondziewski, Vorsitzender des Verwaltungsrates, die entscheidende Frage. „Was machen wir mit einem ausscheidenden Präsidenten, der wie kaum ein anderer die Geschicke des Verbandes gelenkt hat?“, und gab die Antwort selbst: „Wir machen ihn zum Ehrenpräsidenten“. Der Aufforderung folgten die Delegierten mit lang anhaltendem Applaus. Korfmacher: „Es wird einige Zeit brauchen, bis ich wirklich begreife, was heute alles gesagt und getan wurde. Ob ein Mensch das alleine verdient hat, kann ich nicht beurteilen. Alleine hätte ich das nicht geschafft, da haben alle ihren Anteil dran“.
Einstimmig wurden die bisherigen Vizepräsidenten in ihren Ämtern bestätigt: Peter Wolf (Finanzen) und Manfred Schnieders (Fußball). Neu im Amt: Holger Bellinghoff (Hamm) folgt Deister als Vizepräsident Jugend. Peter Westermann übernimmt das Amt von Hans-Gerhard Schulz als Vizepräsident Leichtathletik.
Für den Bereich Breitensport/Verbandsentwicklung standen zwei Kandidaten zur Wahl: Marianne Finke-Holtz bekam in geheimer Abstimmung 87 Stimmen und wurde somit zur Vizepräsidentin gewählt. Uli Clemens (Unna) kam bei fünf Enthaltungen auf 49 Stimmen. Mit der 51-jährigen Steinfurterin zieht die erste Frau in der 70jährigen Verbandsgeschichte in das höchste Gremium ein.
Der nächste ordentliche Verbandstag wird 2019 in Dortmund stattfinden.
Die Gremien:
Das FLVW-Präsidium:
Präsident: Gundolf Walaschewski (Waren/Müritz)
Vizepräsident Fußball: Manfred Schnieders (Salzkotten)
Vizepräsident Finanzen: Peter Wolf (Lüdenscheid)
Vizepräsident Jugend: Holger Bellinghoff (Hamm)
Vizepräsidentin Breitensport/Verbandsentwicklung: Marianne Finke-Holtz (Steinfurt)
Vizepräsident Leichtathletik: Peter Westermann (Bergkamen)
Direktor: Carsten Jaksch-Nink (gehört qua Amt zum Präsidium; Kamen)
Der Verwaltungsrat
Vorsitz: Jürgen Grondziewski (Dortmund)
Beisitzer: Ulrich Jeromin, Markus Raschke, Andreas Hebbeker, Peter Alexander, Martin Derenthal, Karl-Heinz Eickenhorst, Dr. Christoph Stiens
Die Vorsitzenden der Satzungsausschüsse
Ausschuss für Vereins- und Verbandsentwicklung (AVV): Markus Raschke (Tecklenburg)
Verbands-Fußball-Ausschuss (VFA): Reinhold Spohn (Herne)
Verbands-Jugend-Ausschuss (VJA): Harald Ollech
Verbands-Leichtathletik-Ausschuss (VLA): Bernhard Bußmann
Verbands-Freizeit- und Breitensport-Ausschuss: Uli Clemens (Unna)
Verbands-Schiedsrichter-Ausschuss (VSA): Michael Liedtke (Schwelm)
Verbandsspruchkammer: Georg Schierholz (Vorsitzender)
Bildzeilen:
Bild 2: 141 Delegierte aus 29 Kreisen wählten das neue Präsidium sowie den Verwaltungsrat und die Satzungsausschüsse.
Bild 3: Von links: Klaus Jahn, Hans G. Schulz, Hermann Korfmacher und Manfred Deister nach ihrer Entlastung.
Bild 4: Hermann Korfmacher wurde von LSB-Präsident Walter Schneeloch (r.) die goldene Ehrennadel des LSB verliehen.
Bild 5: Das neue FLVW-Präsidium mit Ehrenpräsident Hermann Korfmacher (2. v. l.). Von links: Manfred Schnieders, Gundolf Walaschewski, Peter Westermann, Marianne Finke-Holtz, Holger Bellinghoff, Peter Wolf und Direktor Carsten Jaksch-Nink.