Frieda Echterhoff verkörpert einen neuen Typ von Werferinnen. Sie ist 1,84 Meter groß, schlank und bewegungsbegabt. Noch heute hält sie beim TuS Sythen (FLVW-Kreis Recklinghausen) einen Vereinsrekord – allerdings im Sprint. 2015 fegte die damals Neunjährige bei einer Leichtathletik-Veranstaltung in Coesfeld die 50 Meter in 8,4 Sekunden herunter und blieb seitdem unerreicht.
Inzwischen hat sich für die hoffnungsvolle Kader-Athletin (NK2), die im Alter von dreieinhalb Jahren über das Kinderturnen zur Leichtathletik kam, jedoch einiges geändert. Sie sucht nicht mehr wie früher ihr sportliches Glück im Sprint, im Mittelstreckenlauf oder in den Sprüngen, sondern im Diskuswerfen und Kugelstoßen. Zudem trägt sie nicht mehr das rote Trikot ihres Heimatvereins, sondern den Dress des TV Wattenscheid 01.
Sportinternat in Wattenscheid bietet ideale Bedingungen
Aufgrund ihrer respektablen Erfolge in den Schülerklassen wechselte sie 2017 zu den Blau-Weißen. Seit einem Jahr wohnt sie im Klaus-Steilmann-Haus, in dem sich ein Sportinternat befindet. Diese Einrichtung hat eine Wohnfläche von 1.125 Quadratmetern, auf der sich 21 Einzel- und 15 Doppelzimmer verteilen. Die Einrichtung, die direkt neben den Trainings- und Serviceeinrichtungen des Olympiastützpunktes Westfalen/Bochum liegt, ermöglicht jungen Athletinnen und Athleten eine optimale, dem Leistungssport angemessene Lebens- und Trainingsgestaltung.
Die Unterbringung hat den großen Vorteil, dass Frieda Echterhoff nicht mehr mehrmals in der Woche die 50 Kilometer lange Strecke von Sythen (Ortsteil von Haltern am See) nach Wattenscheid fahren muss. „Für mich war das eine große Erleichterung. Früher musste ich, wenn ich oft abends vom Training nach Hause kam, noch Hausaufgaben erledigen. Das war nicht einfach. Durch das Wegfallen der zeitaufwendigen Fahrten kann ich nun Schule und Sport hervorragend miteinander verbinden“, betont die 15-Jährige, die die elfte Klasse der Hellweg-Schule in Bochum besucht. Auch dort erhält sie eine bestmögliche Unterstützung, weil das Betreuerteam des Klaus-Steilmann-Hauses eng mit dem Gymnasium zusammenarbeitet. Nach dem Abitur möchte sie gern Architektur studieren.
Vom Siebenkampf auf die Wurfdisziplinen spezialisiert
Ursprünglich schlug Frieda Echterhoffs Herz für den Mehrkampf. So erreichte sie im ersten Jahr der Klasse U16 bereits 5,34 Meter im Weitsprung und 1,57 Meter im Hochsprung. Damit zählte sie in dieser Alterskategorie in diesen Disziplinen zu den besten Nachwuchsathletinnen in Westfalen.
Im Winterhalbjahr 2020/21 musste sie sich nach einem Kader-Lehrgang entscheiden, ob sie sich dem Siebenkampf- oder dem Wurfkader anschließen möchte. „Da es in meinem Verein zum damaligen Zeitpunkt keine Siebenkampf-Gruppe gab und mir die 800 Meter nicht so liegen, habe ich mich für den Wurfkader entschieden. Und ich bin froh, dass ich diesen Weg eingeschlagen habe“, unterstreicht die Wurfspezialistin, deren Eltern ebenfalls aktive Leichtathleten waren.
Die selbstbewusste junge Athletin mit der positiven Ausstrahlung fühlt sich in der sechsköpfigen gemischten Werfergruppe des TV Wattenscheid bestens aufgehoben. Betreut werden die Mädchen und Jungen von Leonid Ekimov, der als Aktiver im Kugelstoßen beachtliche 19,43 Meter (2018) erreichte und daher vom Fach ist.
Obwohl sich Frieda Echterhoff erst seit zwei Jahren auf den Wurfbereich konzentriert, können sich ihre Erfolge bereits sehen lassen. So kam sie am 23. Januar 2022 bei den westfälischen Hallenmeisterschaften mit 13,18 Meter zu Titelehren. Zwei Wochen später ließ sie bei den NRW-Hallenmeisterschaften in Düsseldorf den 3 kg schweren Eisenball als überlegene Siegerin auf ihre neue persönliche Bestweite von 13,71 Meter fliegen.
Bei den deutschen Winterwurf-Meisterschaften im Februar in Sindelfingen belegte sie im Diskuswerfen der Klasse U 16 mit 39,31 Metern einen respektablen fünften Rang und verfehlte damit die Bronzemedaille nur um 21 Zentimeter. „In dieser Disziplin habe ich noch viel Luft nach oben, denn ich gehöre noch dem jüngeren U18-Jahrgang an und bin daher in dieser Alterskategorie noch 2023 startberechtigt“, erläutert das goldgas Talent des Monats März, das 2021 in der DLV-Bestenliste im Diskuswerfen der Klasse W15 mit 41,40 den zweiten Platz belegte.
Über Berlin und Teneriffa nach Jerusalem?
Technisch sind das Diskuswerfen und das Kugelstoßen anspruchsvoll. „Ich mag beide Disziplinen“, so die aktuelle NRW-Meisterin, „wenn ich mich jedoch für eine entscheiden müsste, würde ich das Diskuswerfen vorziehen, denn in dieser Disziplin gefällt mir der Bewegungsablauf besser. Ich kann dort nämlich das Lockere mit dem Kraftvollen hervorragend miteinander verbinden.“
Das große Ziel der ehrgeizigen Wurfspezialistin, die fast täglich bis zu drei Stunden trainiert, ist in diesem Jahr die Teilnahme an den U18-Europameisterschaften vom 4. bis 7. Juli in Jerusalem. Ihre besten Chancen rechnet sie sich dabei im Diskuswerfen aus. Allerdings muss sie sich gegenüber ihrer aktuellen Bestweite noch um 3,60 Meter steigern, denn die Qualifikationsnorm für diese Titelkämpfe beträgt exakt 45 Meter. Diese Diskus-Weite ist auch das Saisonziel der NK2-Athletin. Im Kugelstoßen möchte sie die Weite von 14,50 Meter übertreffen. Zwei Trainingslager im Frühjahr in Berlin und auf Teneriffa sollen für die Leistungssteigerung sorgen.
Frieda Echterhoff würde aufgrund ihrer optimalen körperlichen Voraussetzungen sicherlich auch in einigen anderen Sportarten ihren Weg gehen, doch ihr Herz schlägt für die Leichtathletik, in der sie ihre Leistungsmöglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft hat.
Auf ihrem Weg ins Leistungssportleben fördert der FLVW die vielversprechenden Nachwuchstalente. Eine Förderung, die vor allem dank der Kooperation des Verbandes mit seinem Partner goldgas möglich ist. Die Unterstützung ermöglicht es der westfälischen Leichtathletik, jährlich das „goldgas Talent-Camp“ durchzuführen. Über vier Tage werden Nachwuchsathletinnen und -athleten getestet, Leistungsdiagnosen erstellt und für die weitere Förderung ausgewählt. Diese besteht aus den Lehrgängen des „goldgas Talent-Teams“. Hier werden die jungen Sportler*innen an den Leistungssport herangeführt. Neue Vorschläge von den Kadertrainer*innen und Einheiten zum Leistungssportleben sind wie moderne Trainingsbedingungen die Vorzüge der Kooperation.