WDFV-Netzwerktreffen „Integration“- Ist der organisierte Sport noch auf dem richtigen Weg? Dieser Frage wollten beim WDFV-Fachtag am 22. März rund 30 Vereins-Vertreter*innen sowie Vertreter*innen von sozialen Trägern und weiteren Institutionen nachgehen.
Die von DFB-Mitarbeiterin Breschkai Ferhad moderierte Netzwerk- und Austauschveranstaltung hatte sich als Ziel gesetzt, zu überprüfen, wo konkret Bedarfe liegen und wo eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Integrationsakteur*innen und dem organisierten Fußball in NRW weiter ausgebaut werden kann.
Moment des Innehaltens für Egidius Braun
WDFV-Vizepräsident Gundolf Walaschewski wies in seinem Grußwort ausdrücklich auf die Integrationskraft des Fußballs hin und betonte, dass der Krieg in der Ukraine die Vereine vor neue Herausforderung stellen wird. Er bedankte sich bei dem Förderpartner der Veranstaltung, der DFB-Stiftung Egidius Braun und bat die Anwesenden um ein Moment des Innehaltens zum Gedenken an den kürzlich verstorbenen ehemaligen DFB-Präsidenten Egidius-Braun.
Den inhaltlichen Auftakt machte Professor Dr. Ulf Gebken von der Universität Duisburg Essen, der in seinem lebhaften Vortrag von seinen eigenen Erfahrungen im Hinblick auf Integration referierte. Er betonte, dass man bei der Thematik nie auslernen würde und dass es unheimlich wichtig sei, die beteiligen Akteur*innen ernst zu nehmen und ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Anhand der Sinus-Milieus zeigte er eindrucksvoll, dass der Fußball eine von wenigen Sportarten ist, die alle gesellschaftlichen Schichten abbildet. Er macht aber auch deutlich, dass Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zwar aktiv Fußball spielen, dass sie in Ehrenämtern und in den Gremien des Fußballs so gut wie gar nicht vertreten sind. Dies ist ein Umstand, der dringend einer Änderung bedarf, um so auch Vielfalt aktiv zu leben und alle Personengruppen bei Entscheidungen mitzunehmen.
Diskussionen in drei Workshops
In drei parallelen Workshops wurden im Anschluss verschiedene Leitfragen diskutiert. Unter anderem, ob die Zuwanderungsgeschichte die alleinige Zugangsbarriere darstellt, um am organisierten Sport teilzunehmen. Aber auch wie eine Verknüpfung zwischen dem Sozialraum und dem organisierten Sport aussehen kann.
Ein Thema, das bei den Diskussionen immer wieder zum Tragen kam, war die Mobilität, die bei Geflüchteten eine große Herausforderung darstellt. Eine weitere Schwierigkeit stellen die Platzanlangen dar. Gerade in Ballungsgebieten haben viele Mannschaften keine eigene Spielstätte und müssen sich diese mit umliegenden Vereinen teilen. Dadurch können oft nur sehr ungünstige Trainingszeiten vergeben werden, wodurch die Mobilität wieder eine entscheidende Bedeutung einnimmt.
Podiumsdiskussion: Wertschätzung und Ansprache von großer Wichtigkeit
Die Podiumsdiskussion, an der neben Prof. Dr. Ulf Gebken auch Assimiou Touré sowie Civan Akbulut teilnahmen, hat noch einmal deutlich gemacht, welche Wichtigkeit Wertschätzung und Ansprache haben. Der frühere Bundesligaspieler und togoische Nationalspieler Assimiou Touré arbeitet inzwischen als Scout für Bayer 04 Leverkusen und berichtete, dass jede Kultur eine andere Ansprache benötigt und dass es unheimlich wichtig ist, um die Besonderheiten zu wissen.
Civan Akbulut ist 21 Jahre alt und schon seit mehreren Jahren in der Kommunalpolitik aktiv. Er wies darauf hin, dass an seinem Beispiel deutlich wird, dass auch unterrepräsentierte Gruppen durchaus eine wichtige Rolle einnehmen können. Unter anderem sitzt er im Integrationsrat der Stadt Essen und setzt dort wichtige Akzente.
Im Rahmen des WDFV-Fachtags hat sich erneut bestätigt, dass solche Veranstaltungen einen enormen Mehrwert für die Teilnehmer*innen liefern. Insbesondere die Vernetzung von kommunalen Trägern und Vereinen konnte auf diesem Weg noch einmal positiv beeinflusst werden.