Das unterstrich auch Professor Dr. Dieter Jütting, Vorsitzender der Jury des Zukunftspreises, und zugleich Moderator der Feierstunde. Er hatte mit seinen Kommissionskollegen die Bewerbungen unter dem Titel „Lebenswelt Sportverein – die Zukunft beginnt jetzt“ zu bewerten. FLVW, Westfalen Sport-Stiftung und Stiftung Westfalen-Initiative sitzen beim Zukunftspreis gemeinsam im Boot. Dr. Karl-Heinrich Sümmermann,, Vorstandsvorsitzender der Westfalen-Initiative, machte in seinem Grußwort deutlich, wie wichtig ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement auch im Sport sei. Deren Arbeit ziele auf ein selbstbewusstes und gestärktes Westfalen hin. Er verwies auf das aktuelle Buch der Westfalen-Initiative mit dem Titel „Westfalen verstehen“, das jetzt im Coppenrath-Verlag erschienen ist. „Ein tolles Lexikon“, führte dazu Dr. Sümmermann weiter aus, „mit Daten und Fakten der Heimat Westfalen. Ein solches Nachschlagewerk gab es bis dato nicht.“
Leitgedanke des FLVW beim Zukunftspreis: Der Verband möchte das Engagement seiner Vereine fördern und diese anspornen, neue Wege zu gehen. Neben innovativen Ideen geht es um das Sport- und Bewegungsangebot allgemein, Kind gerechte Angebote außerhalb des Platzes, Qualifizierungsmaßnahmen für Mitarbeiter, Integrationskonzepte für Menschen mit Migrationshintergrund und vielem mehr – den möglichen Aktivitäten sind dabei keine Grenzen gesetzt.
Dann schlug die Stunde der Preisträger. Juryvorsitzender Dieter Jütting rief zunächst die Nicht-Platzierten auf, die mit einem Geschenk (Karten für das Deutsche Fußballmuseum oder ein Satz Bälle) bedacht wurden. Als da waren: LG Oelde Wadersloh, SC Peckeloh, DJK Wattenscheid, SC Aleviten Paderborn, VfR Sölde, FC Oberes Extertal und TB Burgsteinfurt.
Eine Fusion stellt die LG Oelde/Wadersloh dar, die auch mit vielen außersportlichen Aktivitäten Jugendliche an sich bindet. Die DJK Wattenscheid hat sich besonders auf die Jugend- und Kinderarbeit konzentriert und sorgt für die Erfüllung des „Grundbedürfnisses Bewegung“ von klein auf. Das Vereinsleben steht beim SC Peckeloh 1960 im Vordergrund. Ähnlich breit aufgestellt ist der FC Oberes Extertal, der auch mit Schulen kooperiert und den Sport für gesellschaftliche Aufgaben wie Inklusion nutzt. Um den Klimawandel kümmert sich der TB Burgsteinfurt mit seinem klimafreundlichen Altstadt-Abendlauf. Auch das Thema Integration von Flüchtlingen ist vielen Vereinen ein Anliegen. Der SC Aleviten Paderborn hat sich in diesem Jahr besonders um die Integration weiblicher Flüchtlinge durch Sport gekümmert. Umfassend im Bereich Integration engagiert ist ebenso der VfR Sölde, der sich aber auch um Inklusion und Umweltthemen kümmert.
SuS Blau-Weiß Sünninghausen: Gemeinsam für die Zukunft – Zukunftsfaktor „wir“
Platz drei, verbunden mit 500 Euro, ging an den SuS Blau-Weiß Sünninghausen 1970 e.V. Der Verein, ein Dorfklub im Stadtteil von Oelde, nimmt das Motto „Lebensraum Sportverein“ sehr ernst und bietet eine riesige Bandbreite an außersportlichen Aktivitäten an. Die Palette von Sportarten und Fitnessangeboten reicht von Fußball für Kinder, Männer, Frauen und alte Herren über Turnen und Tanzen für Kinder, Hip-Hop und Zumba bis hin zum Radsport, Volleyball, Badminton, Rückenfitness und Sportangebote für Ältere und Hochbetagte. So wirkt der Sportverein in die Gesellschaft des 1.200 Einwohner - davon 700 Mitglieder - zählenden Stadtteils hinein. Der Verein ist praktisch das Dorf, er prägt das Dorfleben und das Freizeitangebot, und das Dorf identifiziert sich mit seinem Verein. Über den Sport hinaus organisiert der Verein eine Vielzahl von Festen, Sportfesten, Fahrten und Freizeiten, die das Dorf zusammenbringen und zusammenhalten. Der Klub öffnet sich in alle Richtungen und arbeitet Hand in Hand mit Schützen- und Karnevalsverein, kooperiert mit Nachbarvereinen und der ortsansässigen Kita. Als die alte Grundschule zu einem Heim für Flüchtlinge umgerüstet wurde, ging der Verein mit offenen Armen auf die Neuankömmlinge zu und hat viele von ihnen seither nicht nur in Gruppen und Mannschaften integriert, sondern auch zur freiwilligen Mitarbeit an den Baumaßnahmen und Erhaltungsarbeiten rund um die Sportanlagen gewinnen können. Ein herausragender Beweis für die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit der Vereinsgemeinschaft sind eben diese Bautätigkeiten der letzten Jahre. Ein neuer Kunstrasenplatz, ein multifunktionales Vereinsheim und eine Grillhütte konnten 2015 weitgehend in Eigenleistung von Sportlern, Ehrenamtlichen und Eltern fertiggestellt werden.
LAZ Regio Herford: Am Anfang war der Frust – Zukunftsfaktor „besser machen“
Den zweiten Rang, dotiert mit 1.000 Euro, nahm das LAZ Regio Herford e.V. ein. Das Leichtathletik-Zentrum in Herford ist ein Verein mit einem modernen und professionellen Erscheinungsbild. Imagefilm, Kinowerbung, Sponsoring, Merchandising, eine aufwändig gestaltete Homepage und ein klar kommuniziertes Entwicklungskonzept zeigen: hier wird systematisch und professionell gearbeitet. Die Vereinsgeschichte beginnt im Jahr 2014, als frustrierte Eltern und Trainer um einen Küchentisch zusammen saßen und feststellten, dass es so nicht weiter gehen könne. Das Anliegen der Kinder blieb auf der Strecke und die Trainingsbeteiligung in der Breite ging immer mehr zurück. Ein neues Konzept wurde gefunden. Ein Spagat zwischen Breitensport und Leistungssport sollte her. Einige Monate darauf war mit dem SV 06 Oetinghausen der erste Verein gefunden, der bereit war mitzuarbeiten. Als zweiter Verein hat sich unter dem Dach des LAZ Regio Herford der LAV Herford angeschlossen. Der Verein liegt mit seiner Mitgliederentwicklung im Soll, von denen treten knapp die Hälfte als Wettkampfsportler mit klarer Leistungsorientierung an. An der Seite der qualifizierten Honorartrainer arbeiten Sporthelfer, also erfahrenere junge Athleten, die hier erste Gehversuche als Übungsleiter machen. Im Hintergrund unterstützt das Team der Sportförderer den Trainingsbetrieb, das sich zumeist aus Eltern zusammensetzt, die sportfachliche oder pädagogische Qualifikation einbringen können. Der individuelle Weg der neuen Mitarbeiter in ihre Aufgaben und Rollen wird durch den Vorstand eng begleitet und individuell unterstützt, schließlich hängt die angestrebte Zukunftsentwicklung des LAZ ganz wesentlich vom Engagement und der Qualität der Trainer und Betreuer ab.
DJK Blau-Weiß Greven: Wachsen um besser zu werden – Zukunftsfaktor „befreites Ehrenamt“
Sieger beim Zukunftspreis 2016, und mit 2.000 Euro belohnt, wurde der DJK Blau-Weiß Greven 1962 e.V. Der Lohn für eine engagierte und sehr vorausschauende Vereinsarbeit. Im Jahre 2007 baute der Klub auf eigene Kosten ein ehemaliges Jugendzentrum der Stadt zum „SportCentrum Emsaue“ um, das seither Herz und Mittelpunkt des Vereinslebens ist. Mit diesem Schritt setzte für den bis dato stark fußballerisch geprägten Familiensportverein eine dynamische Entwicklung ein, die bis heute andauert. Die Weiterentwicklung der Sportstätten ist seitdem ein wesentlicher Aspekt der Zukunftsentwicklung des Vereins, der heute über 1.100 Mitglieder zählt. Professionalisierung im Hauptamt - hauptamtlich besetzte Geschäftsstelle und ein qualifizierter und fair honorierter Stab von Trainern und Übungsleitern - sieht die DJK Blau Weiß Greven als Voraussetzung für eine engagierte ehrenamtliche Führung, in der sich ein operativ orientierter Vorstand und ein repräsentatives, über die Werte und Ideale der DJK wachendes Präsidium die Arbeit mit einer Reihe von Abteilungsvorständen teilt. Annähernd jedes zehnte Vereinsmitglied ist aktiv an der Gestaltung der Vereinsgemeinschaft beteiligt. Ohne lebendige Vereinsgemeinschaft wird ein Verein zu einem gemeinnützig organisierten Dienstleister und dass wollen die Grevener um jeden Preis vermeiden. Eine eigene Abteilung mit dem Namen „Sport und mehr“ kümmert sich im Verein spartenübergreifend um alles, was die Vereinsgemeinschaft zusammen führt und zusammen hält: Empfänge, Ehrungen und Feste, Familienfreizeiten, Fahrradtouren, Sport - und Sommerfeste und die Beteiligung an Märkten und Stadtfesten. Das Leitbild: „Sport um der Menschen willen“ soll und will erfahrbar sein. Die Gremien der DJK Blau Weiß Greven haben und nehmen sich in regelmäßigen mehrtägigen Klausurtagungen die nötige Zeit zum Hinschauen und Vorausdenken – der Erfolg gibt ihnen recht.
Moderator Professor Dr. Dieter Jütting abschließend: „Alles in allem hat sich auch in 2016 wieder gezeigt, was für Potenziale in unseren Vereinen stecken und dass es oft der Initiative einiger weniger bedarf, sie zu wecken und viele Menschen hinter sich zu bringen. So offen die Ausschreibung war, so breit war auch das Themenangebot der Vereine. Einige konzentrierten sich auf die Entwicklung des eigenen Vereins oder bestimmter Sparten, andere hoben ihr gesellschaftspolitisches Engagement im außersportlichen Bereich hervor. Ob unter den Siegern oder nicht – alle in den Bewerbungen vorgestellten Projekte waren vorbildlich und nachahmenswert.“