Die Deutschen U16-Meisterschaften sind inzwischen den Kinderschuhen entwachsen. „Das Format ist auf jeden Fall richtig,“ betonte der Vorsitzende des Bundesausschusses und DLV-Vizepräsident Jugend, Dominic Ullrich, nach der fünften Auflage der Talentschau am Wochenende in Bochum-Wattenscheid. Die Stimmung an den Wettkampfanlagen und auf den Zuschauerrängen war eindrucksvoll. Athletinnen und Athleten, die nicht im Einsatz waren, feuerten ihre Teamkollegen engagiert an, in oft ohrenbetäubender Lautstärke.
„Die Deutschen U16-Meisterschaften motivieren in ihrer jetzigen Form unseren Leichtathletik-Nachwuchs auch längerfristig, denn bei ihnen findet der Eventcharakter dieser Veranstaltung großen Anklang", bilanzierte Dominic Ullrich. Die Titelkämpfe böten den Talenten und ihren Heimtrainern eine gute Gelegenheit, erstmals auch den DLV kennenzulernen, der für viele zunächst ein abstraktes Gebilde sei. Ullrich erinnerte daran, dass viele frühere Deutsche U16-Meister mittlerweile auch in den höheren Altersklassen erfolgreich ihren Weg gehen.
Marcel Reisch sorgt für Riesen-Überraschung
Aus westfälischer Sicht besonders überraschend und erfreulich war der Titelgewinn von Marcel Reisch im Diskuswerfen. Mit einer Körperlänge von 1,95m und einem Gewicht von 80 Kilogramm hat der Athlet des TuS Germania Horstmar die Figur eines Mittelstrecklers, doch bei den zweitägigen deutschen U16-Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid dominierte er am Samstag im Diskuswerfen.
Im vierten Versuch beförderte er die 1kg-schwere Scheibe auf ausgezeichnete 58,66m und sicherte sich damit überraschend den Titel vor Thomas Philipp (SV Halle / 56,41m) und Marius Karges (TV Friedrichstein / 56,19m). Mit der Weite von 55,05m war der 15-Jährige, der dem goldgas Talent-Team NRW angehört, nach Wattenscheid angereist und befand sich damit lediglich an siebter Stelle der Meldeliste. Trotzdem zeigte sich Reisch hochmotiviert: „Mit dem Titel habe ich nicht unbedingt gerechnet, aber ich wollte auf jeden Fall bei der Medaillenvergabe ein Wörtchen mitreden“, erklärte der vielseitige Wurfspezialist, der auch im Speerwerfen (Bestweite 49,01m) und Kugelstoßen (13,30m) sein Metier versteht.
goldgas Talent-Team NRW-Athletinnen überzeugen
Auch für zwei Athletinnen des goldgas Talent-Teams NRW liefen die Wettbewerbe hervorragend: Alyssa Tagbo (OSC 04 Rheinhausen) gelang am zweiten Tag der DM der ganz große Sprung in die Weitsprunggrube. Zum ersten Mal landete die diesjährige NRW-Meisterin im Weitsprung jenseits der Sechs-Meter-Grenze und erfüllte sich mit ihrem Sprung auf 6,02 Meter und dem Sieg in der Weitsprung-Konkurrenz einen Traum. Dabei wusste sie bis zuletzt nicht, ob sie wirklich als Gewinnerin aus dem Wettkampf gegangen war. „Auf die letzten zwei Versuche musste ich verzichten, weil ich dann zum Hochsprung musste“, erzählte die quirlige Athletin nach ihrem Wettkampf, die auch über die Hochsprung-Latte eine gute Figur machte. „Als mein Trainer mir dann beim Hochsprung erzählt hat, dass ich im Weitsprung gewonnen habe, war ich für den Hochsprung noch motivierter“, so die 15-jährige Schülerin, die im Anschluss an ihren Weitsprung-Sieg noch die Silbermedaille im Hochsprung mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 1,71 Meter holte. Trotz ihres Erfolges in den Einzeldisziplinen: Tagbo will sich auf den Mehrkampf konzentrieren. „Auch wenn ich im Weitsprung einfach das Gefühl liebe zu fliegen, konzentriere ich mich auf dem Mehrkampf. Da will ich nächste Woche bei den deutschen Meisterschaften endlich 4.000 Punkte machen“, sagte die junge goldgas Talent-Team-Athletin zielstrebig. Ihr Traum ist es, irgendwann bei einer internationalen Meisterschaft zu starten.
Gegenseitige Motivation bei der LG Lippe-Süd
Auch Maybrit Sommer (LG Lippe-Süd), die am ersten Tag der DM mit einem Sprung über 3,50 Meter die Bronzemedaille in der Stabhochsprung-Konkurrenz gewann, wusste zu überzeugen. Nach ihrem Wettkampf zeigte sie sich glücklich über ihre erste DM-Medaille. „Es ist so ein schönes Gefühl mit einer Medaille nach Hause zu fahren. Es ist ja schon eine große Ehre überhaupt bei einer Deutschen Meisterschaft starten zu dürfen und dann auch noch Bronze zu gewinnen, das ist toll – da hat sich das Training gelohnt“, so die 15-Jährige nach ihrem Wettkampf.
Besonders glücklich war das Nachwuchstalent darüber, gemeinsam mit ihrer besten Freundin und Trainingspartnerin Jule Mühlendorf (LG Lippe-Süd) im Wettkampf zu stehen, die ebenfalls Athletin des goldgas Talent-Teams NRW ist. „Wir motivieren uns immer gegenseitig, im Training und auch im Wettkampf. Auch wenn wir Konkurrentinnen sind, gönnen wir einander alles“, so Maybrit Sommer.
