Vor allem Wattenscheids Manager Michael Huke, dessen Schützlinge im vergangenen Jahr leer ausgingen, konnte zum Abschluss der Titelkämpfe erleichtert aufatmen: „Sieben Medaillen - kein anderer Verein hat mehr gewonnen. Wir haben damit unsere Möglichkeiten fast optimal ausgenutzt. Lediglich die beiden unglücklichen Läufe von Pamela Dutkiewicz und Amanal Petros haben das Bild ein wenig getrübt.“
Dass Marius Probst (TV Wattenscheid) die Corona-Wettkampfpause gut überstanden hatte, bewies er schon eine Woche zuvor bei der Veranstaltung in Pfungstadt, als er über 1.500 Meter bei seinem Saisondebüt mit 3:39,74 Minuten aufhorchen ließ. Bei den Titelkämpfen in Braunschweig war der angehende Lehrer zwar nicht ganz so schnell wie in Pfaungstadt, aber in einem taktisch geprägten Finale setzte er sich in 3:52,48 Minuten souverän vor Lukas Abele (SSC Hanau-Rodenbach, 3:53,56 Min.) und Marvin Heinrich (LG Frankfurt, 3:54,14 Min.) durch. Bei seinem eindrucksvollen Finish legte der spurtstarke Wattenscheider die Schlussrunde in respektablen 52,13 Sekunden zurück.
„Meine Taktik vom Rennen halte ich lieber geheim. Denn es kommen ja noch ein paar Rennen. Ich denke, alle meine Konkurrenten wissen um meine Stärke hinten raus. Dieser langgezogene Spurt am Ende war mir persönlich sicherer, um den Titel zu holen, als es auf einen knappen 100-Meter-Spurt ankommen zu lassen. Ich bin glücklich über den Titel. Mit Timo Benitz habe ich mir die letzten Jahre immer packende Duelle geliefert, er hat natürlich heute gefehlt, um einen richtigen Zweikampf auf den letzten 100 Metern zu haben", erklärte Marius Probst nach seinem Erfolg gegenüber dem Internetportal des DLV, Leichtathletik.de.
Der 24-jährige Wattenscheider hat sich lediglich acht Wochen lang mit einem gezieltem Training auf Braunschweig vorbereitet. Während der wettkampflosen Zeit hat ihn vor allem sein Trainer Tono Kirschbaum immer wieder motiviert: „Ich bin Tono Kirschbaum für die letzten Jahre, die ich bei ihm trainiert habe, super dankbar. Zum großen Teil ist mein Erfolg sein Verdienst, denn er hat immer ein offenes Ohr für mich gehabt.“ Mit Maximilian Feist (6. in 3:54,98 Min.) und Steffen Baxheinrich (beide LG Olympia Dortmund, 7. in 3:55,26 Min.) befanden sich zwei weitere Westfalen im 1.500-Meter-Finale.
Trotz seines zweiten Platzes in 20,86 Sekunden hinter dem früheren Paderborner Steven Müller (LG Friedberg-Fauerbach, 20,79 Sek.) zeigte sich Robin Erewa (TV Wattenscheid) nicht zufrieden. „Ich bin als Schnellster angereist. Daher wollte ich auch gewinnen. In so einem Meisterschaftsrennen ist die Zeit zwar Nebensache, da geht es erst mal um Gold. Aber wenn man Gold schon verpasst, dann sollte die Zeit wenigstens gut sein", meint der selbstkritische Wattenscheider.
Große Freude bei zweifacher Medaillengewinnerin Julia Ritter
Recht erfreulich verliefen die Meisterschaften für Julia Ritter (TV Wattenscheid), die zwei Plaketten gewann. Nach ihrer Silbermedaille vom Vortag im Kugelstoßen mit 17,47 Meter kam die frühere U18-Weltmeisterin am zweiten Wettkampftag noch im Diskuswerfen mit 55,80 Meter auf den Bronzerang. Damit blieb die 22-jährige Bundespolizistin unter ihrer persönlichen Bestweite von 58,19 Meter. Trotzdem zeigte sie sich zufrieden: „Ich hätte nicht gedacht, dass man mit dieser Weite Bronze holt. Ich war hier als Fünfte gemeldet – und jetzt hab ich Bronze! Zwei Medaillen bei deutschen Meisterschaften, das war mein Traum, und jetzt hab ich ihn. Ganz cool für diese Saison.“
Im 400-Meter-Finale der Männer verfolgte Titelverteidiger Manuel Sanders eine andere Taktik als bei den letztjährigen Meisterschaften in Berlin, als er mit seinem unwiderstehlichen Finish erst auf den letzten Metern alles klar machte. In Braunschweig ging der 21-jährige Viertelmeiler der LG Olympia Dortmund das Rennen recht forsch an und bog als Führender auf die Zielgerade ein. Allerdings konnte Manuel Sanders seinen Vorsprung bis zum Schluss nicht verteidigen. Marvin Schlegel (LAC Erdgas Chemnitz) mobilisierte auf den letzten Metern noch einmal alle Kräfte und zog in 45,79 Sekunden an dem Dortmunder noch vorbei.
Der Schützling von Thomas Kremer enttäuschte mit seinem Vizetitel keineswegs, denn mit 46,00 Sekunden verbesserte er bei der spannenden Entscheidung seine Saisonbestleistung um elf Hundertstelsekunden. „Einen Titel zu gewinnen, ist natürlich immer schön, aber ich wusste bereits im Vorfeld, dass es eine äußerst knappe Angelegenheit werden wird", erklärte der 1,99 Meter große Viertelmeiler, der sich am 1. September der Sportförderkompanie der Bundeswehr anschließen wird. Voraussichtlich wird er nach Warendorf kommen.
Eine erfreuliche Vorstellung bot im 400-Meter-Finale auch sein Teamkollege Torben Junker, der sich nach seiner langen Verletzungspause in den letzten Wochen Rennen für Rennen gesteigert hat und mit seiner Jahresbestzeit von 46,82 Sekunden (bisher 47,19 Sek.) auf einem respektablen fünften Rang landete. Damit wahrte er seine Anwartschaft auf einen Platz in der deutschen 4 x 400-Meter-Staffel bei den kommenden internationalen Ereignissen.
Bronze für Monika Zapalska über 100-Meter-Hürden
Trotz des überraschenden Ausscheidens von Pamela Dutkiewicz im 100-Meter-Hürden-Vorlauf war im Finale noch eine westfälische Athletin vertreten. Monika Zapalska (LC Paderborn) qualifizierte sich mit 13,71 Sekunden für den Endlauf, in dem sich die 26-jährige Paderbornerin einen erfreulichen Bronzerang in 13,33 Sekunden erkämpfte.
Eine Klasse für sich war auch die zur Jugendklasse zählende Lilly Kaden (FC Schalke 04), die sich im 100-Meter-Vorlauf auf 11,46 Sekunden verbesserte und damit ins Finale kam, in dem sie in 11,50 Sekunden als Sechste das Ziel erreichte. Ihre weitere Entwicklung sollte man genauso aufmerksam mitverfolgen wie die von Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund), die im Vor-und Endlauf mit 52,96 beziehungsweise 52,77 Sekunden zweimal Bestzeit lief und insgesamt bei den Frauen Sechste wurde.