Auf leichtathletik.de stellt der DLV-Präsident sein Haltung zu den Ergebnissen der Olympischen Spiele dar:
„Das Bild der deutschen Leichtathleten in Rio ist neben den sensationellen Medaillengewinnen im Diskuswerfen der Männer durch den Olympiasieg von Christoph Harting und Bronze für Daniel Jasinski sowie der erhofften Goldmedaille im Speerwerfen durch Thomas Röhler sicherlich auch geprägt von einer insgesamt unbefriedigenden Medaillen-Ausbeute. Tatsächlich haben einige Athletinnen und Athleten die in sie gesetzten Erwartungen oder Hoffnungen nicht erfüllen können.
Daneben gab es aber auch – ohne Medaillengewinne – eine Reihe von bravourösen Leistungen. Dazu zählen unter anderem Gesa Felicitas Krause mit ihrem neuen Deutschen Rekord über 3000 Meter Hindernis, Weitspringerin Malaika Mihambo (4.), 400 Meter Läuferin Ruth Sophia Spelmeyer (mit Bestleistung ins Halbfinale), Zehnkämpfer Kai Kazmirek (4./8580 Punkte) mit Bestleistung, die 4x100m Staffel der Frauen, der nur 31 Hundertstel zu Bronze fehlte, sowie Hürdensprinterin Cindy Rohleder, um nur einige zu nennen.
Vor allem junge Athleten setzten Glanzlichter
Manchmal fehlte auch einfach das erforderliche Quäntchen Glück wie zum Beispiel bei Johannes Vetter, der nur um wenige Zentimeter eine Medaille verpasste. Auffällig ist, dass die Glanzlichter vor allem von sehr jungen Athleten gesetzt wurden und damit von einer Generation, die erst bei den nächsten Olympischen Spielen 2020 in Tokio ihren sportlichen Höhepunkt erleben werden. Dies macht Mut für die kommenden Jahre. Die deutschen Leichtathleten haben nach dem historischen Tief bei den Olympischen Spielen 2008 einen kontinuierlichen Aufwärtstrend erlebt und bei den zwischenzeitlichen Welt- und Europameisterschaften sowie bei den Olympischen Spielen 2012 in London sehr erfreuliche bis hervorragende Ergebnisse erzielt. Das Ergebnis in Rio betrachte ich daher als einen Ausrutscher und nicht als Trendwende. Die Qualifizierung von 89 Athleten für die Olympischen Spiele in Rio - eine Rekordzahl – zeigt, dass die deutsche Leichtathletik im Spitzenbereich der internationalen Leichtathletik stark vertreten ist.
Dies wird auch dadurch bestätigt, dass sich in einer Reihe von Disziplinen mehrere deutsche Leichtathleten für die Endkämpfe qualifizieren konnten, mehrfach waren sogar drei Deutsche unter den besten zwölf Sportlern der Welt. Leider konnte dies nicht entsprechend in Medaillen verwandelt werden. Die Ursachen bedürfen einer sorgfältigen Analyse. Wahrscheinlich sind teilweise die Folgewirkungen von Verletzungen bei den Erwartungen unterschätzt worden, vielleicht teilweise auch die mentalen Anforderungen bei Olympischen Spielen. Sorgfältig zu prüfen wird sein, ob die Folgen der Zeitverschiebung und der ungewöhnliche Zeitplan – zum Beispiel beim Diskuswerfen der Frauen Qualifikation spät nachts - Finale am nächsten Morgen – sowie die Doppelbelastung Europameisterschaften/Olympische Spiele jeweils ausreichend vorbereitet war.
Umstrukturierung im Leistungssport geplant
Im Einvernehmen mit dem Vizepräsidenten Leistungssport, Professor Dr. Hartmut Grothkopp, werde ich in den kommenden Wochen eine bereits vor den Olympischen Spielen angedachte Umstrukturierung der Abteilung Leistungssport beim Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) einleiten. Die zuständigen Gremien werden außerdem auf der Basis der Analyse der Ergebnisse von Rio sehr sorgfältig die anstehende Verlängerung von Trainerverträgen prüfen. Wir werden damit unverzüglich nicht nur mit der Vorbereitung auf die Weltmeisterschaften 2017 in London, sondern bereits auch langfristig mit der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2020 in Tokio beginnen. Es gab in Rio neben einer Reihe von Enttäuschungen auch viele Ergebnisse gerade unserer jungen Athleten, die mich mit und ohne Medaille sehr optimistisch für die kommenden sportlichen Herausforderungen stimmen. Wer sich die Mühe macht, die Ergebnisse, Leistungen und bereits bewiesenes Potential der Athleten/innen genau zu betrachten, wird rasch feststellen, dass es keinen Anlass zur Sorge gibt, aber einen Arbeitsauftrag.“