Im Hochsprung der Frauen hatte die nachnominierte Christina Honsel nur wenige Tage Zeit, um sich auf die WM einzustellen. Die U23-Vize-Europameisterin konnte noch im türkischen Belek recht gut trainieren, musste aber dort zudem eine Klausur zu Ende schreiben, die sie dann per E-Mail nach Dortmund schickte. „Ich freue mich auf den Wettkampf“, sagte sie, bevor es in der Hauptstadt des Scheichtums Katar ernst wurde. Beim Einspringen war noch alles in Ordnung. „Ich habe mich gut gefühlt, aber im Wettkampf konnte ich es nicht mehr abrufen. Ich habe keinen Druck auf den letzten drei Schritten gemacht und wurde dadurch zu langsam", beschreibt sie den entscheidenden Moment ihres Sprungs.
So benötigte sie für die 1,80 Meter zwei Versuche und die 1,85 Meter meisterte sie dann nicht mehr. Ihre Trainerin Brigitte Kurschilgen, die wegen einer Erkrankung nicht mit zur WM reisen konnte, verfolgte am Fernsehschirm den Wettbewerb und meinte festgestellt zu haben, dass ihr Schützling zu nah an die Latte heran gekommen war. „Aber das ist natürlich aus dieser Perspektive schwer festzustellen“, schränkte sie ein und hob hervor: „Für Christina ist es eine großartige Erfahrung, hautnah mit der Weltklasse anzutreten und sie hat in Doha sicher viel gelernt. Vor einem Jahr zählte sie noch nicht zum DLV-Kader und nun startet sie bei der WM. Besser geht es nicht. Es war für sie ein tolles Jahr.“
„Dennoch, schon die Fahrt hierher war besonders eindrucksvoll, und in das Stadion zu gehen war überwältigend“, so Christina Honsel. Sie wollte die Atmosphäre noch so lange wie möglich genießen und verließ nach ihrem Ausscheiden nicht enttäuscht das Stadion. „Auch in den nächsten Tagen werde ich noch die Wettkämpfe verfolgen“, sagte sie.
Manuel Sanders führt die Mixed-Staffel des DLV im Vorlauf auf Platz sieben
Die deutschen Langsprinterinnen und -sprinter mussten ihren durchaus realistischen Traum, sich schon jetzt für Olympia 2020 in Tokio zu qualifizieren, begraben. Als Schlussläufer der deutschen 4 x 400-Meter-Mixed-Staffel übernahm Manuel Sanders in aussichtsloser Position das Staffelholz. Marvin Schlegel aus Chemnitz war als Startläufer auf der Zielgeraden in die Knie gegangen und hatte viel Boden eingebüßt, den die beiden Langsprinterinnen Lena Bulmahn und Karolina Pählitzsch nicht wettmachen konnten. Sanders, der fast im Stand den Stab übernahm, tat, was er konnte, lieferte wieder eine 45er Zeit ab, doch konnte er nach 3:17,85 Minuten nur noch das japanische Quartett abfangen. Er war stinksauer und maßlos enttäuscht. „Ich hatte mich so sehr auf die bisher größte Meisterschaft meiner Karriere gefreut. In Belek haben wir uns auf den Stabwechsel konzentriert und hart daran gearbeitet und jetzt war alles für die Katz.“
Schon bei der Team-EM in Bydgoszcz musste Sanders als Schlussmann nach der Verletzung von Johann Trefz hinter dem Feld herlaufen. „Ich möchte auf Tuchfühlung mit der Konkurrenz kämpfen“, wünschte er sich. Dieses Gefühl konnte er zuletzt bei der U23-EM genießen, als er in Führung wechselte und das deutsche Quartett zum Titel führte. „Das ist nun einmal das Los eines Schlussläufers. Entweder er kann ganz vorn mitmischen oder er hat keine Chance mehr“, stellte Trainer Thomas Kremer fest.
Für Sanders steht nun ebenso wie für seinen Vereinskameraden Torben Junker die Vorbereitung auf eine erfolgreiche Hallensaison als Sprungbrett für eine Teilnahme an den olympischen Spielen in Tokio, die schon in rund zehn Monaten auf dem Programm stehen, im Vordergrund.