Auf die Tagesform wird es vor allem bei Daniel Jasinski ankommen. Der wiedererstarkte Diskuswerfer des TV Wattenscheid hat in dieser Saison bereits zweimal die Olympia-Norm geworfen, steht auf Platz eins der deutschen Bestenliste und muss sich trotzdem noch um ein Ticket für Tokio sorgen. Die Konkurrenz im Diskuswurf ist nämlich extrem groß, denn gleich fünf Werfer haben die Norm (66 Meter) geschafft. Der Olympia-Dritte von Rio gilt aber als der Mann der Stunde. „Die Konkurrenz ist in diesem Jahr wieder extrem stark, anscheinend wollen alle zu Olympia, das wundert mich nicht. Die Top-Drei und eine Medaille peile ich auf jeden Fall an. Ich bin gespannt und freue mich riesig. Weiten-technisch wäre natürlich eine nochmalige Bestätigung der Olympianorm super", so Daniel Jasinski.
Robin Erewa will seine hohen Ansprüche verwirklichen
Ein bisschen schwieriger stellt sich die Situation für seinen Teamkollegen Robin Erewa dar. Der erfolgreichste deutsche 200-Meter-Sprinter der vergangenen Jahre und vielfache Deutsche Meister hatte noch vor ein paar Wochen mit einer Covid-Erkrankung zu kämpfen. „Die Saisonvorbereitung lief noch in Ordnung, ich hatte das erst relativ spät, Mitte April. Seitdem ist es ein bisschen problematisch, weil ich zwischen den Läufen nicht mehr so gut regeneriere und auch lange Läufe fallen mir schwerer", berichtet Erewa. Seine persönlichen Ansprüche aber sind da: „Ich nehme mir immer Gold vor, alles andere ist für mich jetzt nicht so zufriedenstellend.“
Auch Marius Probst ist ein Titelverteidiger mit langwierigen Schwierigkeiten vor der eigentlichen Saison. Einen einzigen Wettkampf hat der 1.500-Meter-Spezialist bisher absolvieren können – da gab es einen guten vierten Platz bei einem internationalen Start in Belgien in 3:39,02 Minuten. Davor gab es lange Zeit Probleme mit der Achillessehne: „Viele haben schon mehrere Wettkämpfe gemacht, ich noch nicht. Das ist eine Saison mit Umwegen. Ich habe trotzdem gut trainiert – auch wenn mir vielleicht noch ein bisschen die Spritzigkeit fehlt. Aber ich bin immer da, wenn es drauf ankommt", versichert der angehende Lehrer. Den Traum von den Olympischen Spielen in Tokio hat Marius Probst unterdessen auch noch nicht aufgegeben – trotz langer Verletzung.
Julia Ritter doppelt im Einsatz
Medaillenchancen in Braunschweig hat auch Dreispringerin Jessie Maduka: 13,75 Meter ist sie bisher gesprungen, das bedeutet Platz vier in der aktuellen deutschen Bestenliste für den Wattenscheider Neuzugang. „Ich geh mit einem guten Gefühl in den Wettkampf. Ich habe mir vorgenommen, mit einer Medaille nach Hause zu fahren.“
Noch ein bisschen vorsichtiger ist Werfer-Multitalent Julia Ritter: Sie tritt auch in diesem Jahr wieder in zwei Disziplinen an, mit Kugel und Diskus. Glücklicherweise an zwei unterschiedlichen Tagen. „Die Saison ist ganz gut angelaufen“, sagt Julia Ritter, die auch vom Corona-Virus betroffen war. „Dafür, dass ich Covid hatte, lief es doch ganz passabel bei mir. Ich habe im Diskus sofort eine persönliche Bestleistung geworfen, womit ich absolut nicht gerechnet hatte. Mit der Kugel läuft es langsam an. Zwischen Platz drei und fünf ist alles möglich.“ Beim Diskus am zweiten Tag der DM sei alles offen, meint Julia Ritter, die auch noch mit den Olympischen Spielen liebäugelt.
Mohamed Mohumed ist Titelverteidiger über 5.000 Meter
Von der LG Olympia Dortmund starten zwölf Athletinnen und Athleten bei den Titelkämpfen im Eintracht-Stadion. „Das ist das größte Team, das wir seit 20 Jahren zu deutschen Meisterschaften entsenden. Dies erfüllt uns mit großem Stolz, denn die zweitägige Veranstaltung findet am Wochenende wie im Vorjahr coronabedingt ohne Staffelwettbewerbe statt. Zudem sind die DM-Normen im Vorfeld deutlich angehoben worden. Dies hat ebenfalls erheblich zur Reduzierung der Teilnehmerzahl beigetragen", erläuterte der sportliche Leiter der LG Olympia, Pierre Ayadi, bei einer Pressekonferenz der Dortmunder Leichtathletik-Vereinigung.
So möchte sich Mohamed Mohumed über 5.000 Meter für Tokio qualifizieren. Zudem strebt er in Braunschweig eine erfolgreiche Titelverteidigung (2020: 14:02,75 Min.) an. In diesem Jahr ist die Konkurrenz jedoch deutlich stärker, denn mit Sam Parsons (Eintracht Frankfurt), Nils Voigt (TV Wattenscheid 01) und Maximilian Thorwirth (SFD 75 Düsseldorf-Süd) verfügen drei Läufer über ein ähnliches Leistungsniveau wie der Dortmunder, sodass es wie 2020 voraussichtlich wieder auf ein spannendes Finish hinauslaufen wird – und da hat Mohamed Mohumed gute Karten.
Olympia-Hoffnungen macht sich innerhalb des Dortmunder Teams auch Viertelmeiler Manuel Sanders. Der Schützling von Thomas Kremer hinterließ am vergangenen Wochenende bei der Team-EM in Chorzow in der 4x400m-Staffel (4.) als Schlussläufer mit „fliegenden 46 Sekunden“ einen starken Eindruck. Der deutsche Meister von 2019 und Vorjahres-Vizemeister strebt in Braunschweig wieder einen Medaillenrang an, mit dem er sich seinen Platz in der deutschen 4x400-Meter-Staffel im Hinblick auf Tokio sichern könnte. Leise Hoffnungen auf einen Platz im Staffel-Quartett des DLV macht sich auch sein Teamkollege Henrik Krause. Sein Überraschungs-Coup von den deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund, als er den 400-Meter-Titel als krasser Außeneiter in 47,03 Sekunden gewann, ist vielen noch frisch in Erinnerung. „Für Henrik ist es wichtig, bei der ausgeglichenen Konkurrenz erst einmal in das Finale zu kommen. Dann ist vieles für ihn möglich, wie sein Hallen-Titel von Dortmund gezeigt hat", betont sein Coach Thomas Kremer.
Brenda Cataria-Byll spekuliert auf Staffelplatz
Auch für 400-Meter-Läuferin Brenda Cataria-Byll bildet Tokio ein hochaktuelles Thema, weil sich die deutsche 4x400-Meter-Staffel bereits für die Olympischen Spiele qualifiziert hat. Für einen Staffel-Platz muss sie in Braunschweig unter die ersten Sechs, besser noch unter die ersten Vier kommen. Die Chance, in Tokio dabei zu sein, ist für die 400-Meter-Läuferinnen und Läufer relativ groß, denn es gibt bei den Olympischen Spielen erstmalig eine Mix-Staffel (Männer und Frauen).
Europas schnellste Jugendliche, Lilly Kaden, die sich nach einem Reitunfall zweimal einer Ellbogen-OP unterziehen musste, ist wieder hundertprozentig fit. Sie möchte in Braunschweig bei der starken Konkurrenz ins 100-Meter-Finale kommen und eine neue Bestzeit (aktuell 11,32 Sek.) aufstellen.
Praktisch in letzter Minute qualifizierte sich die lange verletzt gewesene Tatjana Pinto mit 11,31 Sekunden über 100 Meter für die deutschen Meisterschaften in Braunschweig. Die Sprinterin des LC Paderborn, die 2019 in Berlin den 100-Meter-Titel in gewann, möchte im Eintracht-Stadion bei der Medaillenvergabe ein ernsthaftes Wort mitreden und sich damit im Hinblick auf Tokio einen Platz in der 4x100-Meter-Staffel sichern. Ebenfalls Chancen auf Edelmetall hat ihre Teamkollegin Monika Zapalska, die über 100-Meter-Hürden mit 13,31 Sekunden auf Platz drei der aktuellen DLV-Bestenliste steht.
2.000 Zuschauer pro Tag dürfen ins Stadion
Innerhalb eines Modellversuchs dürfen 2.000 Zuschauer pro Tag die Wettkämpfe im Eintracht-Stadion live mitverfolgen. Im Rahmen der Finals 2021 ist für alle Wettkampf-Tage eine umfassende TV-Berichterstattung von ARD und ZDF geplant.
Geplante TV-Zeiten der DM:
Freitag, 4. Juni, ARD: 19:15 – 19:35 Uhr
Samstag, 5. Juni, ZDF: 13:35 – 14:05 Uhr, 18:30 – 19:00 Uhr, 19:20 – 20:15 Uhr
Sonntag, 6. Juni, ARD: 12:05 – 12:20 Uhr, 16:05 – 17:30 Uhr
ARD und ZDF bieten darüber hinaus an allen drei Tagen auch Livestreams der Leichtathletik-Wettbewerbe an. Auf leichtathletik.de sind am DM-Wochenende zudem die Stimmen der Sieger sowie alle Ergebnisse abrufbar.