Die Enttäuschung über den zweiten Platz hält sich bei Hendrik Pfeiffer aber in Grenzen: „Für mich ist das ein Riesenerfolg nach der Operation. Ich bin überglücklich, dass ich überhaupt hier stehen kann. Ich habe noch nie eine Medaille bei den Erwachsenen gewonnen, immer nur bei den Kleinen", sagte der 24-jährige direkt nach dem Rennen in die Fernsehkameras. Von Beginn an hatte Hendrik Pfeiffer Druck gemacht, sich schon auf dem ersten Kilometer gemeinsam mit Philipp Baar vom Feld abgesetzt. Das war eine Demonstration wiedergewonnener Stärke.
Im letzten Jahr hatte Pfeiffer auf die Olympischen Spiele in Rio verzichtet – und sich stattdessen einer notwendigen Operation an der Achillessehne unterzogen, um seine noch junge Karriere nicht zu gefährden.
Die Zeit war nicht ganz das, was Hendrik Pfeiffer sich gewünscht hatte: 1:05,09 Stunden brauchte er für die etwas mehr als 21 Kilometer: „Eine 1:04 wäre schön gewesen, die hatte ich mir vorgenommen, am Schluss mussten wir dann aber noch langsamere Läufer des Halbmarathons und des Marathons überrunden, das hat mich ein bisschen gestört. Und wenn man so nah dran ist, dann will man natürlich auch gewinnen. Aber ich habe heute gesehen, dass ich auf nationaler Ebene wieder vorn mitrennen kann. Insgesamt fehlen mir aber noch sechs bis acht Wochen Training."
Auch wenn er den neuen Deutschen Meister, Philipp Baar aus Düsseldorf, den kaum einer auf dem Zettel hatte, zum Schluss nicht mehr halten konnte – egal. Was zählt, ist einfach wieder laufen zu können, in Wettkämpfe gehen zu können: „Ich habe zwischendurch immer wieder versucht, Philipp abzuschütteln, weil ich wusste, dass er mir im Schlusssprint überlegen ist, der kommt von der Mittelstrecke."
Tono Kirschbaum voll des Lobes über Hendrik Pfeiffer
Großes Lob kam auch von TV 01-Lauf-Trainer Tono Kirschbaum: „Ich bin begeistert, Hendrik sieht das alles vielleicht noch zu skeptisch. Da war Dampf und Druck drin, ab dem ersten Kilometer, nach nur drei Monaten Training war das richtig gut. Schade, dass die nicht ganz so tolle Organisation hier noch eine bessere Zeit verhindert hat. Aber wenn Hendrik so weitermacht, werden wir im Herbst einen tollen Marathon von ihm sehen."
Unter die ersten 50 schafften es auch die beiden anderen Wattenscheider auf den Straßen von Hannover, Jan Hense und Jonas Beverungen: Hense wurde 36., Beverungen kam auf den 44. Platz. Trainer Tono Kirschbaum: „Da kann man nicht meckern. Beide kommen von der Bahn und gerade erst aus dem Trainingslager, Jonas ist erst am Samstag zurückgekommen, der hat sich hier mit Jetlag an die Startlinie gestellt, das ist aller Ehren wert."