Um 10.54 Uhr war der Siegerflieger aus Rio de Janeiro in Frankfurt am Main gelandet. Die vier Wattenscheider Olympioniken hatten den Wettkampfstress der letzten Tage und den langen Flug gut weggesteckt, sodass sie die Feier in heimatlichen Gefilden richtig genießen konnten,
„Wir sind mächtig stolz auf euch. Wir sind auch stolz darauf, dass wir mit dem TV Wattenscheid einen Verein in unserer Stadt haben, der so breit aufgestellt ist,“ erklärte Bochums Sportdezernent Michael Townsend.
Der 2. Vorsitzende des TV Wattenscheid Hans-Peter Anders dankte allen, die mit zum erfolgreichen Abschneiden in Rio de Janeiro beigetragen haben. „Diese erfreulichen Resultate bilden nur die Spitze des Eisberges. Hinter ihnen steht eine gute Nachwuchsarbeit, die wir schon seit Jahren bei uns durchführen.. Unsere Erfolge in Rio bilden für uns eine große Herausforderung für die Zukunft“, sagte Anders.
Stolz präsentierte die stark sehbehinderte Katrin Müller-Rottgardt, die in Rio über 100m mit 11,99 Sekunden erstmals unter zwölf Sekunden blieb und damit Bronze gewann, ihre Medaille. Diese Plakette enthält kleine Kügelchen, sodass Nichtsehende sie anhand der Klangfarbe unterscheiden können.
„Wir haben einiges im Training verändert. Das hat sich für mich in Rio ausgezahlt,“ befand Katrin Müller-Rottgardt. Die Olympiadritte von Rio schilderte, wie sie zusammen mit ihrem Guide Sebastian Fricke zur Bronzemedaille stürmte. „Ich bin mit Sebastian mit einem kleinen Band verbunden, das aber nicht elastisch sein darf. Wir haben Kontakt am Unterarm. Dadurch werde ich gesteuert. Vor allem am Start und in der Kurve ist das nicht einfach“, unterstrich die überglückliche Wattenscheiderin.
Obwohl Katrin Müller-Rottgardt lediglich über ein Restsehvermögen verfügt, hat sie viel von Rio mitbekommen. Sie nimmt nämlich sehr viel durch die Gespräche anderer Athletinnen und Athleten wahr und kann sich somit ein Bild von ihrer Umgebung machen. Auch musikalische Eindrücke spielen bei ihr eine wichtige Rolle.
Gelegentlich griff sie sogar zum Fotoapparat oder ließ andere fotografieren. Die Bilder schaut sie sich am heimischen Computer an, wo sie sie stark vergrößern kann.
Im Kugelstoßen der Klasse F36 verpasste die Wattenscheiderin Juliane Mogge als Vierte mit 9,12m Edelmetall nur knapp. Ganz zufrieden war sie damit nicht. Bedauert hat die Wattenscheiderin, dass sie aufgrund des engen Zeitplans von Rio nicht allzu viel gesehen hat. Allerdings war sie zweimal an der Christusstatur und genoss dort die herrliche Aussicht.
Uta Streckert: "Meine Leistungen sind noch ausbaufähig"
Ihre Teamkollegin Uta Streckert erkämpfte sich in der Klasse T 35 in 17,66 Sekunden den sechsten und über 200m in 37,51 Sekunden den siebten Rang. „Fürs Erste bin ich damit zufrieden. Aber meine Leistungen sind noch ausbaufähig,“ versicherte sie.
Ähnlich äußerste sich Weitspringer Dennis Rill, der sich mit ausgezeichneten 5,03m für das Finale qualifizierte, und dort mit 4,72m einen respektabeln siebten Platz belegte. Das Erreichen des Endkampfes bildete für ihn einen großen Erfolg, denn dem 18-Jährigen gehört noch die Zukunft. Daher plant er jetzt schon für die Paralympics 2020 in Tokio.
Alle Athleten, die vom TV Wattenscheid bei den Paralympics dabei waren, werden von Simone Lüth betreut. „Mir hat die Arbeit mit unseren Leuten unwahrscheinlich viel Freude bereitet. Die Kommunikation mit ihnen und ihren Trainern hat hervorragend geklappt. Ich hoffe, dass unsere Erfolge viele Menschen mit Behinderung motivieren, auch Sport zu treiben. Wir helfen uns gegenseitig und arbeiten auch gut mit unserem Nicht-Behinderten-Bereich zusammen“, betonte die engagierte Trainerin des TV Wattenscheid.
Eine nette Geste war, dass die Leichtathleten den Rollstuhl-Tischtennis-Spieler Valentin Baus mit in ihrer Feier einbezogen hatten.