Wattenscheider bereiteten ihren Paralympics-Teilnehmern großen Empfang

Beim TV Wattenscheid versteht man zu feiern. Vier Wochen nach Diskuswerfer Daniel Jasinki, der bei den Olympischen Spielen in Rio im Diskuswerfen überraschend Bronze gewann, gab es auch für die Paralympics-Teilnehmer Katrin Müller-Rottgardt, Uta Streckert, Juliane Mogge und Dennis Rill gestern einen begeisterten Empfang im Olympiastützpunkt Bochum-Wattenscheid.

Um 10.54 Uhr war der Siegerflieger aus Rio de Janeiro  in Frankfurt am Main  gelandet. Die vier Wattenscheider Olympioniken hatten den Wettkampfstress der letzten Tage und den langen Flug gut weggesteckt, sodass sie die Feier in heimatlichen Gefilden richtig genießen konnten,

„Wir sind mächtig stolz auf euch. Wir sind auch stolz darauf, dass wir mit dem TV Wattenscheid einen Verein in unserer Stadt haben, der so breit aufgestellt ist,“ erklärte Bochums Sportdezernent Michael Townsend.

Der 2. Vorsitzende des TV Wattenscheid Hans-Peter Anders dankte  allen, die mit zum erfolgreichen Abschneiden  in Rio de Janeiro beigetragen haben. „Diese erfreulichen Resultate bilden  nur die Spitze des Eisberges. Hinter ihnen  steht eine gute Nachwuchsarbeit, die wir schon seit Jahren bei uns durchführen.. Unsere Erfolge in Rio bilden für uns eine große Herausforderung für die Zukunft“, sagte Anders.

Stolz präsentierte die stark sehbehinderte Katrin Müller-Rottgardt, die in Rio  über 100m mit 11,99 Sekunden erstmals unter zwölf Sekunden blieb und damit Bronze gewann, ihre Medaille. Diese Plakette enthält kleine Kügelchen, sodass  Nichtsehende sie anhand der Klangfarbe unterscheiden können.

„Wir haben einiges im Training verändert. Das hat sich für mich in Rio ausgezahlt,“ befand Katrin Müller-Rottgardt. Die Olympiadritte von Rio schilderte, wie sie zusammen mit ihrem Guide Sebastian Fricke zur Bronzemedaille stürmte.  „Ich bin mit Sebastian mit einem kleinen Band verbunden, das aber nicht elastisch sein darf.  Wir haben Kontakt am Unterarm. Dadurch werde ich gesteuert. Vor allem am Start und in der Kurve ist das nicht  einfach“,  unterstrich die überglückliche Wattenscheiderin.

Obwohl Katrin Müller-Rottgardt lediglich über ein Restsehvermögen verfügt, hat sie viel von Rio mitbekommen. Sie nimmt nämlich  sehr viel durch die Gespräche anderer Athletinnen und Athleten  wahr und kann sich somit ein Bild von ihrer Umgebung machen. Auch  musikalische Eindrücke spielen bei ihr eine wichtige Rolle.

Gelegentlich griff sie sogar zum Fotoapparat oder ließ andere fotografieren. Die Bilder schaut sie sich am heimischen Computer an, wo sie sie stark vergrößern kann.

Im Kugelstoßen der Klasse  F36 verpasste die Wattenscheiderin Juliane Mogge als Vierte mit 9,12m Edelmetall nur knapp. Ganz zufrieden war sie damit nicht. Bedauert hat die Wattenscheiderin, dass sie aufgrund des engen Zeitplans von Rio nicht allzu viel gesehen hat. Allerdings war sie zweimal an  der Christusstatur und genoss dort die herrliche Aussicht.

Uta Streckert: "Meine Leistungen sind noch ausbaufähig"

Ihre Teamkollegin Uta Streckert erkämpfte sich in der Klasse T 35 in 17,66 Sekunden den sechsten und über 200m in 37,51 Sekunden den siebten Rang. „Fürs Erste bin ich damit zufrieden. Aber meine Leistungen sind noch ausbaufähig,“ versicherte sie.  

Ähnlich äußerste sich Weitspringer Dennis Rill, der sich mit ausgezeichneten 5,03m für das Finale qualifizierte, und dort mit 4,72m einen respektabeln siebten Platz belegte.  Das Erreichen des Endkampfes bildete für ihn einen großen Erfolg, denn dem 18-Jährigen gehört noch die Zukunft. Daher plant  er jetzt schon  für die Paralympics 2020 in Tokio.

Alle Athleten, die vom TV Wattenscheid bei den Paralympics dabei waren, werden von Simone Lüth betreut. „Mir hat die Arbeit mit unseren Leuten unwahrscheinlich viel Freude bereitet. Die Kommunikation mit ihnen  und ihren Trainern  hat hervorragend geklappt.  Ich hoffe, dass unsere Erfolge viele Menschen mit Behinderung  motivieren, auch Sport zu treiben. Wir helfen uns gegenseitig und arbeiten auch gut  mit unserem  Nicht-Behinderten-Bereich zusammen“, betonte  die engagierte Trainerin des TV Wattenscheid.

Eine nette Geste war, dass die Leichtathleten den Rollstuhl-Tischtennis-Spieler Valentin Baus mit in ihrer Feier einbezogen hatten.