Den größten Beifall erhielt Publikumsliebling Sandi Morris (USA). Die Vizeweltmeisterin von London und Olympiazweite von Rio flog bei Bilderbuchwetter über ausgezeichnete 4,80m und bezwang damit die überraschend starke Alysha Newman (Kanada), die ihren eigenen Landesrekord um vier Zentimeter auf 4,75m verbesserte, und die Weltmeisterin von 2015 Yarisley Silva (Kuba), die 4,70m meisterte.
Nachdem ihr Sieg feststand, ließ Sandi Morris noch die Weltjahresbestleistung von 4,92m auflegen, jedoch absolvierte sie über diese Höhe nur einen Sprung, weil sie sich für das Diamond-League- Finale am kommenden Freitag in Brüssel noch einige Körner aufbewahren wollte. „Mein Versuch über 4,92m war ein Sprung für das Publikum, das uns hervorragend unterstützt hat. Solch eine Stimmung wie in Beckum müsste es weltweit geben, dann würde mir das Springen noch mehr Spaß machen,“ betonte die sympathische Stabartistin.
Die 25-jährige US-Amerikanerin ist weltweit nur eine von nur drei Frauen, die bis heute die magische Höhe von fünf Metern überwunden haben. Dass sie in Beckum wieder in ähnliche Sphären vordrang, spricht für ihre Klasse und Konstanz. Am vergangenen Mittwoch meisterte sie im Hauptbahnhof von Zürich hervorragende 4,87m und wurde bei Höhengleichheit nur von Olympiasiegerin und Weltmeisterin Ekaterini Stefanidi (Griechenland) bezwungen. „Dieses Ergebnis war recht wichtig für mich, denn es zeigte mir, dass ich die WM gut verkraftet habe und fit für Beckum war,“ unterstrich die Weltklasse-Springerin. Eine starke Vorstellung bot auch die Zweitplatzierte Alysha Newman, die sich über ihren neuen kanadischen Rekord ausgelassen freuen konnte. Anschließend ging ihr Lob in Richtung Publikum: „Ohne die vorbildliche Unterstützung der Zuschauer hätte ich die 4,75m wahrscheinlich nicht gemeistert.“
Die Drittplatzierte Yarisley Silva kannte bereits die Beckumer Anlage, denn vor zwei Jahren stellte sie dort mit 4,91m einen neuen Stadionrekord auf. Dass sie sich dieses Mal mit 4,70m und dem dritten Platz begnügen musste, wertete sie keinesfalls als Enttäuschung, denn das Leistungsniveau in Beckum – vier Springerinnen meisterten 4,70m – war bei der 19. Auflage dieses Meetings so hoch wie nie zuvor. Diese Meinung vertrat auch der Trainer des TSV Bayer Leverkusen Leszek Klima, der als Coach in den letzten Jahren im Jahnstadion immer dabei war. „So hoch wie in Beckum wird normalerweise nur bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften gesprungen,“ stellte der Bayer Coach anerkennend fest.
Katharina Bauer beste DLV-Athletin
Als beste deutsche Springerin kam Katharina Bauer (Bayer Leverkusen) mit 4,34m auf den siebten Rang. Die 27-jährige Leverkusenerin, die bereits zum siebten Mal in Beckum mitsprang, zeigte sich mit ihrer Leistung zufrieden. „Ich bin auf der Anlage vor zwei Jahren schon einmal über 4,65m gekommen, aber für mich ist 2017 nach meiner schweren Handverletzung, die ich mit vor einem Jahr beim Meeting in Montreux zugezogen habe, ein Comeback- Jahr. Ich habe erfreulicherweise keine Beschwerden mehr, sodass ich 2018 optimistisch entgegenblicke,“ betonte die Achte der Hallen-EM 2013.
Die deutsche Rekordlerin, Silke Spiegelburg (TSV Bayer Leverkusen), hatte Probleme mit ihren zu weichen Stäben, sodass sie mit 4,23m nicht über den achten Rang hinauskam. Durch einen Muskelbündelriss, den sie sich im Frühjahr zuzog, und einer vorangegangenen Handverletzung brachte sie im WM-Jahr keine Stabilität in ihre Formkurve.
„Unter den gegebenen Voraussetzung bin ich dennoch zufrieden mit dieser Saison, denn ich wurde deutsche Vizemeisterin mit 4,55m und konnte mich für London qualifizieren. Ich bin immer noch hoch motiviert und möchte bis Tokio weitermachen,“ betonte die Olympiavierte von London.
Stabhochsprung-Meeting der Extraklasse
Die drei Veranstalter, die Stadt Beckum, die Volksbank Beckum-Lippstadt und der Turnverein Beckum präsentierten wieder ein Stabhochsprung-Meeting der Extraklasse, bei dem die 3.500 Zuschauer die Höhenflüge hautnah mitverfolgen konnten. Viele Familien nutzten das letzte Ferienwochenende in NRW zu einem Besuch im Jahnstadion. Der Eintritt war wie immer frei. Eine bessere Werbung für die Leichtathletik kann man nicht betreiben.
Die beiden Organisatoren Christof Kelzenberg und Wolfgang Krogmeier, die mit viel Herzblut diese Veranstaltung vorbereiteten und durchführten, hatten bei der Zusammenstellung des Feldes wie in den Vorjahren wieder ein glückliches Händchen gehabt. „Das Beste, das wir derzeit bekommen konnten. Noch nie war unser Springen in der Spitze so gut besetzt,“ befand Christof Kelzenberg, der mit seiner fachkundigen und mitreißenden Moderation wieder zum Gelingen der Flugshow beigetragen hat.