U17-Sextett in Uruguay: Gegen Kanada platzte der WM-Traum

Nach dem Viertelfinale hieß es leider: Koffer packen und heim nach Kaiserau! Auch ein starkes Sextett des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) konnte nicht verhindern, dass die DFB-Auswahl bei der U17-Juniorinnen-Weltmeisterschaft in Uruguay leer ausging.

Mit den beiden Torhüterinnen Wiebke Willebrandt und Maria Luisa Grohs, Abwehrspielerin Anna Aehling sowie den beiden Offensivkräften Pauline Berning und Gentiana Fetaj gehörten fünf Talente aus dem Kaiserauer Mädchenfußball-Internat zum ambitionierten Kader von DFB-Trainerin Ulrike Ballweg. Abwehrspielerin Charlotte Blümel vom FSV Gütersloh komplettierte das westfälische Six-Pack.

Bevor der erste Ball rollte, teilten einige der U17-Nationalspielerinnen auf „dfb.de“ ihre Vorfreude mit den Fans und Freunden in der Heimat und gaben einen Einblick in die Gefühlswelt  junger Nationalspielerinnen im WM-Fieber: „Wir wollen so lange wie möglich in Uruguay bleiben“, verriet Wiebke Willebrandt Optimismus statt Heimweh. „Der Flug war kurzweilig, weil wir schlafen konnten und ein paar Kartenspiele gespielt haben. Ich freue mich drauf, wenn wir endlich in unserem Hotel in Colonia del Sacramento ankommen und auf dem Platz stehen“, berichtete Anna Aehling, während sich ihre Gütersloher Teamkollegin Pauline Berning bei über 30 Grad zunächst einmal beeindruckt von der südamerikanischen Flora und Fauna zeigte: „Das Klima ist was ganz anderes hier, wir sehen andere Bäume, andere Pflanzen, andere Tiere...“

Aber entscheidend war natürlich auch in Uruguay auf'm Platz: Da ging's im Estadio Profesor Alberto Suppici im Spielort Colonia del Sacramento zum Turnierstart ausgerechnet gegen Titelverteidiger Nordkorea. Zum Auftakt genoss – neben Keeperin Wiebke Willebrandt – Charlotte Blümel im Abwehrzentrum das Vertrauen des Trainerteams. Und die Gütersloherin zahlte den Vorschuss zurück – und wie! In den gegnerischen Strafraum aufgerückt, erzielte „Lotti“ nach schöner Freistoßvariante schon nach 14 WM-Minuten die 1:0-Führung beim imposanten 4:1-Auftaktsieg! Später bereitete die eingewechselte Pauline Berning das zwischenzeitliche 3:1 vor.

„Lotti“ und das wilde Durcheinander

Natürlich kam die Führungstorschützin auch auf „dfb.de“ zu Wort und schilderte, wie sie ihren Treffer und den Sieg erlebt hatte: „Wir haben alle vor Freude geschrien, das war ein wildes Durcheinander. Für uns alle war der Treffer in der 14. Minute eine Erleichterung. Sehr viele Menschen, die ich kenne, haben sich das Spiel gegen Nordkorea angeguckt. Ich hatte unzählige Nachrichten auf meinem Handy, das war wirklich toll. Mir hat sogar ein Trainer geschrieben, der mich in der F-Jugend trainiert hat.“

Zwar wusste das deutsche Team, dass im zweiten Spiel mit Kamerun ein unorthodox agierender, robuster Gegner wartet. Trotzdem wich die Auftakteuphorie, als die DFB-Mädels an gleicher Stelle gegen die phasenweise überharten Afrikanerinnen mit 0:1 den Kürzeren zogen und vor dem letzten Spieltag alle vier Teams der Gruppe drei Punkte auf dem Konto hatten.

Nun hieß es erst einmal: Ortswechsel. Der Umzug in die Hauptstadt Montevideo stand an und mit ihm zwei Verpflichtungen „neben dem Platz“. Ein Empfang beim deutschen Botschafter und ein Besuch bei der „Deutschen Schule Montevideo“ bescherten dem Team willkommene Abwechslung, bevor es im dritten Match gegen die USA um den Einzug in die K.o.-Runde ging.

Wiebkes große Show gegen die USA

Die Partie gegen die US-Girls im Estadio Charrúa hatte es in sich und wurde zur Wiebke-Willebrandt-Show: Mit mehreren Klasse-Paraden rettete die Keeperin vom TuS Lipperode die frühe 1:0- und die spätere 2:0-Führung ihres Teams, das gegen die Amerikanerinnen in der ersten Halbzeit heftig unter Druck geraten war. Nach dem Seitenwechsel machte die DFB-Auswahl dann aber ein klares 4:0 und die Finalrunde perfekt.

Während Trainerin Ulrike Ballweg den bedingungslosen Einsatz ihrer Schützlinge lobte, blieb die überragende deutsche Torfrau, die als „Spielerin des Spiels“ ausgezeichnet wurde, auf „DFB-TV“ bescheiden: „Das macht natürlich Spaß, wenn man auch mal was zu tun bekommt. Und es ist schon cool, wenn man sich auszeichnen kann“, beschrieb Wiebke Willebrandt ihr WM-Glücksgefühl.

Bevor es im Viertelfinale gegen Kanada und somit gegen die zweite nordamerikanische Mannschaft im Turnier ging, wollten Spielerinnen und Funktionsteam noch einmal gemeinsam abschalten. Einem Bummel durch die beeindruckende Metropole Montevideo folgte ein unterhaltsamer Spieleabend. „Das hat allen Spaß gemacht. Solche Spiele sind eine coole Abwechslung und schweißen zusammen“, bestätigte Mala Grohs. Schade nur, dass das ausgewählte Spiel namens „Nobody Is Perfect“ sich als ein dezentes Omen auf die anstehende Viertelfinalpartie am nächsten Tag entpuppen sollte...

Denn gegen die physisch starken Kanadierinnen boten die DFB-Mädels zwar eine couragierte Leistung und  gestalteten die spannende Partie bis zum Ende offen, doch keiner deutschen Spielerin glückte der perfekte Ball Richtung kanadisches Tor. Statt dessen trafen die Gegnerinnen sieben Minuten vor dem Abpfiff. Das unglückliche 0:1 besiegelte schließlich das WM-Aus für die DFB-Auswahl und das westfälische Sextett.

Anna und Gentiana ziehen ihr Fazit

„Wir sind sehr enttäuscht, dass wir nicht den Weg ins Halbfinale genommen, sondern gegen starke Kanadierinnen verloren haben und im Viertelfinale ausgeschieden sind. Ich denke aber, wir haben zeigen können, dass wir eine spielstarke Mannschaft ins Turnier geschickt haben. Für die weitere Entwicklung der Spielerinnen war das Viertelfinalspiel gegen Kanada eine wertvolle Erfahrung“, erklärte Ulrike Ballweg nach der Partie.

Neben einer Menge toller Erinnerungen an Uruguay und die erfreulichen WM-Momente hatte immerhin Wiebke Willebrandt bei der Heimreise ihr handfestes Trostpflaster im Gepäck: die FIFA-„Player Of The Match“-Urkunde, die sie nach dem USA-Spiel überreicht bekommen hatte und die sicher einen Ehrenplatz erhalten wird.

Derweil fanden auf „DFB-TV“ zwei Westfälinnen auch direkt nach dem bitteren WM-Aus die passenden Worte: „Ob Spielerinnen oder Team hinter dem Team, wir haben alle zusammengehalten. So ein Turnier spielen zu dürfen, ist unbeschreiblich. Man lernt aus seinen Fehlern, und wir werden auch aus diesem Turnier lernen“, formulierte die sichtlich enttäuschte Anna Aehling. Und Gentiana Fetaj, die als 2002er-Jahrgang und jüngste Spielerin im Kader mit der neuen DFB-U17-Auswahl in der nächsten Saison einen neuen Anlauf nehmen kann, erkannte: „Das war schon eine krasse Erfahrung, so weit weg von zu Hause. Dass es so gelaufen ist, ist zwar tragisch, aber wir werden viele Erfahrungen mitnehmen. Es war auf jeden Fall eine schöne Zeit, und die wird in Erinnerung bleiben ...“