Timo Böhl und Nele Weike gewinnen westfälische Cross-Titel in Breckerfeld

Dass leistungsstarke Triathleten der etablierten Langstrecken-Konkurrenz manchmal die Fersen zeigen, ist keine Seltenheit. Daher bildete der sichere Erfolg von Timo Böhl (LG Wittgenstein) bei den westfälischen Cross-Meisterschaften auf dem anspruchsvollen Parcours in Breckerfeld keine große Überraschung. Der 33-jährige Ausdauerspezialist dominierte am Samstag auf der 10.680 Meter langen Strecke in 38:19 Minuten vor Fabian Jenne (SG Wenden / 38:40 Min.) und dem überraschend starken Dortmunder Yannik Schönfeldt (39:12 Min.), der in der Anfangsphase sogar couragiert Tempoarbeit leistete.

Timo Böhl, der vor zwei Wochen bei den deutschen Straßenlaufmeisterschaften in Uelzen die zehn Kilometer in 31:42 Minuten zurücklegte und damit seine augenblicklich gute Form unter Beweis stellte, übernahm nach circa vier Kilometern die Führung und gab diese bis ins Ziel nicht mehr ab.

„Das war eine tolle Crossstrecke, die mir sehr gut lag. Ich bin froh, dass ich nicht in Spikes, sondern in Trail-Schuhen gelaufen bin, die mir bei dem wechselnden Bodenbelag immer den richtigen Halt gegeben haben“, erklärte der neue Westfalenmeister nach dem souveränen Triumph. Der Triathlet hatte sich nicht speziell auf Breckerfeld vorbereitet, denn er hatte in den vergangenen Wochen drei Rennen und einen Duathlon bestritten. Hinzu kommt, dass er sich als pausenloser Dreikämpfer vornehmlich immer auf die Sommersaison konzentriert.

Fabian Jenne (SG Wenden), der bei den Cross-Meisterschaften in Hamm vor zwei Jahren Dritter war, überzeugte als Zweiter in 38:40 Minuten. Mit dieser erfreulichen Platzierung legte er den Grundstein für den Erfolg seines Vereins in der Mannschaftswertung. Trainer Egon Bröcher hatte für die SG Wenden noch Frederik Jonas Wehner und Marco Giese ins Rennen geschickt.

Nele Weike siegt bei den Frauen vor Kerstin Schulze Kalthoff

Im Lauf der Frauen über 4.920 Meter sah zunächst alles nach einem Zweikampf zwischen Nele Weike (SV Brackwede) und Kerstin Schulze Kalthoff (LG Brillux Münster) aus, doch in der zweiten Runde rutschte die Münsteranerin böse aus, ging zu Boden und zog sich dabei eine blutende Wunde zu. Sie war kurz benommen, raffte sich aber schnell wieder auf, lief das Rennen tapfer zu Ende und wurde in 17:18 Minuten noch Vizemeisterin.

Als sichere Siegerin erreichte Nele Weike (SV Brackwede) in 16:43 Minuten das Ziel. „Ich bin mit meiner heutigen Vorstellung hochzufrieden, denn die Sommersaison verlief für mich aus gesundheitlichen Gründen nicht besonders gut. Dass es mit mir wieder aufwärts geht, hatte ich bereits eine Woche zuvor bei den deutschen Hochschulmeisterschaften in Mengerskirchen gemerkt, als ich mir dort den siebten Platz erkämpfte“, sagte die 22-jährige Brackwederin, die an der Uni Paderborn den Masterstudiengang "Applied Neurosciences in Sport & Exercise" absolviert.

Eine starke Vorstellung auf dem schwierigen Parcours bot auch Seniorenläuferin Christl Dörschel (SG Wenden), die sich im Gesamtklassement einen hocheinzustufenden fünften Platz in 18:45 Minuten erkämpfte und damit überlegene Siegerin in ihrer Alterskategorie W45 wurde. Nur elf Sekunden hinter der Wendenerin  erreichte als Gesamt-Sechste Gabi Müller-Scherzant (TuS Deuz) das Ziel. Die Deuzerin hatte anschließend noch doppelten Grund zur Freude, denn sie sicherte sich mit ihrer guten Einzelplatzierung noch den Titel in der Klasse W 50 und hatte großen Erfolg am Mannschaftswerfolg des TuS Deuz, an dem noch ihre Teamkolleginnen Katharina Schäfers (Dritte bei den Frauen) und Bianca Senner beteiligt waren.

Erstmals wurde bei westfälischen Cross-Meisterschaften den Frauen noch ein zweiter Lauf angeboten, der wie bei den Männern über 10.680 Meter führte. Der Titel bei der Premiere, die zahlenmäßig nicht überzeugen konnte, ging an Lea Laufer (TuS Deuz), die in 49:24 Minuten vor Sarah Schäperklaus (LAC Veltins Hochsauerland, 49:55 Min.) lag.

Maximilian Sluka mit starkem Finish

Die Entscheidung der Männer-Mittelstreckler über 4.920 Meter stand ganz im Zeichen von Maximilian Sluka (TV Wattenscheid), der erst in der letzten Runde richtig Gas gab und im Ziel dank seiner hohen Grundschnelligkeit (2021: 1.500 Meter in 3:43,50 Min.) in 14:13 Minuten vor dem glänzend aufgelegten Marco Sietmann (LG Brillux Münster / 14:15 Min.) lag. Der Münsteraner, der dem Jahrgang 2002 angehört, kam trotz seines zweiten Platzes in der Gesamtwertung dennoch zu Titelehren, denn er entschied die Jugendwertung für sich. „Für mich war der Lauf heute ein gutes Training", befand Maximilian Sluka. Der Schützling von Markus Kubillus möchte während der kommenden Monate gern seine Hallenbestzeit von 3:46,57 Minuten (2021) unterbieten.

Der für die LG Brillux Münster startende Silas Zahlten, der bei den diesjährigen Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock in der Klasse U18 den Titel über 2.000-Meter-Hindernis in 6:03,57 Minuten gewann und über 3.000 Meter flach in 8:51,76 Minuten Vizemeister wurde, ließ in Breckerfeld im Lauf der Klasse U18 keinen Zweifel an seiner großen Überlegenheit aufkommen und hatte im Ziel in 12:06 Minuten einen komfortablen Vorsprung vor Leo Kamp (TV Mettingen / 12:30 Min.).

Einen weiteren Titelgewinn für die LG Brillux Münster gab es durch Nele Sietmann, die bei der weiblichen Jugend U18 über 3.000 Meter nach einer starken Vorstellung in 9:57 Minuten klar vor Pia Schlattmann (TB Burgsteinfurt / 10:13 Min.) siegte. „Mir hat die Strecke sehr gut gefallen. Für mich war der Lauf ein guter Test für die Deutschen Cross-Meisterschaften am 18. Dezember in Sonsbeck", erklärte die inzwischen mehrfache Westfalenmeisterin.

Bernhard Bußmann lobt Strecke und Organisation

Viel Lob für die vorbildliche Strecke und die hervorragende Organisation gab es nicht nur von den knapp 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sondern auch vom Vorsitzenden des westfälischen Leichtathletik-Ausschusses, Bernhard Bußmann. „Der Parcours war recht anspruchsvoll. Er bildete für die westfälischen Läuferinnen und Läufer eine gute Vorbereitung auf die Cross-DM. Wer von den potenziellen DM-Starterinnen und Startern nicht in Breckerfeld mitgelaufen ist, ist selbst Schuld.“

Ein positives Fazit zog auch FLVW-Wettkampfwartin Melanie Neitzel: „Es war eine super Zusammenarbeit mit den örtlichen Organisatoren. Die Meisterschaften wurden vorbildlich vorbereitet und durchgeführt. Man kann nur ein dickes Lob aussprechen“, befand Melanie Neitzel.

Hanswalter Dobbelmann vom TuS Breckerfeld, der 40 eifrige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz hatte, nahm die anerkennenden Wort dankend entgegen. „Alle Läuferinnen und Läufer sind zufrieden nach Hause gefahren. Das war die größte Anerkennung für unsere Arbeit.“