Wie zum Beispiel die Idee der "Heavy Kickers" vom PSV Bork. Die Mannschaft um Teammanager Mike Kraus wurde im Juli 2019 ins Leben gerufen. "Die Idee ist es, Fußballbegeisterte, die zu viel Speck auf den Rippen haben, wieder von der Couch zu holen", erklärt der Initiator. Dafür werden neben gemeinsamen Spielen auch Aktionen gestartet, wie das erste Turnier für übergewichtige Fußballmannschaften in Deutschland. Mit diesem Turnier löste Kraus große Begeisterung aus. Weitere Teams gründeten sich und orientierten sich am Best-Practice der Heavy Kickers [mehr dazu im FLVW-Verbandsmagazin WestfalenSport].
Der PSV Bork zeigt exemplarisch, worum es im Praxisprofi geht. Das neue Tool bündelt großartige Ideen aus dem Amateurfußball, beschreibt deren Umsetzung sehr praxisnah und dient als Denkanstoß für weitere Vereine und deren Vertreter*innen. Mit dem Startschuss finden sich schon zahlreiche Best-Practice-Beispiele im Praxisprofi. Kinder- und Jugendfußball, Trainer*innen, Digitalisierung – aufgeteilt in insgesamt 17 Kategorien finden sich interessante Projekte aus allen Bereichen rund um die Vereinsarbeit.
Die SG 1955 Lüttgenrode zum Beispiel renovierte ihre alte Umkleidekabine. In neuem Glanz mit LED-Lichtern, gepolsterten Sitzflächen und einem Flachbildfernseher bindet die schicke Kabine, bei der so mancher Profiklub neidisch würde, die bestehenden Mitglieder und lockt neue in den Verein. Die SG Lüttgenrode und der PSV Bork – zwei echte Praxisprofis, die ihre Erfahrungen auf FUSSBALL.DE mit dem gesamten Amateurfußball teilen.
Geburtsstunde auf dem Amateurfußball-Kongress
Der Startschuss für das Best-Practice-Tool ging vom Amateurfußball-Kongress 2019 in Kassel aus, auf dem rund 450 Teilnehmer*innen aus DFB, Landesverbänden, Fußballkreisen und Vereinen über fünf Handlungsfelder diskutierten: Vereinsfußball 2024, Rahmenbedingungen für Vereine, Verband 2024, Bildung/Qualifizierung 2024 und Digitalisierung.
Acht der 17 priorisierten Handlungsempfehlungen beinhalteten den Ausbau der digitalen Angebote und Möglichkeiten für den Amateurfußball. Unter anderem wünschten sich die Teilnehmenden eine Plattform, auf der sich interessante Ideen für die Vereinsarbeit finden lassen. Ein digitaler Markt der Ideen – von Vereinen für Vereine. Mit dem Praxisprofi kommt diese Idee nun in die Umsetzung.
Noch vor dem Start im März hatten zahlreiche Amateurvereine ihr Wissen geteilt, Details zu ihren Aktivitäten vor Ort übermittelt und damit den Praxisprofi befüllt. Doch das Best-Practice-Tool verfolgt einen interaktiven Ansatz. Der Praxisprofi dient nicht nur Vereinen, die den drängendsten Herausforderungen in ihrem Alltag begegnen möchten, als ein wertvoller Erfahrungsschatz. Auch Amateurvereine, die Probleme vor Ort erfolgreich gelöst haben, sind aufgerufen, ihre wirkungsvollen Lösungsansätze mit anderen Klubs zu teilen.
Nachdem ein Best-Practice-Beispiel unter FUSSBALL.DE/Praxisprofi.einreichen hochgeladen wurde, werden die eingereichten Informationen von Fachexpert*innen innerhalb des DFB geprüft und gegebenenfalls weitere Details von den einreichenden Vereinen abgefragt. Im Anschluss werden die Aktivitäten vor Ort für die Veröffentlichung aufbereitet, damit andere Vereine die Lösungsansätze schnell verstehen und im Falle einer eigenen Umsetzung möglichst keine Fragen offenbleiben.
Sinnvolle Ergänzung zu persönlichem Austausch
Mit dem neuen digitalen Tool erweitern der DFB und seine Landesverbände ihre Beratungsangebote für Amateurklubs. Neben den Vereinsdialogen, die in den 21 Landesverbänden bereits seit vielen Jahren ausgerichtet werden, starteten die Verbände im vergangenen Jahr das Projekt "Club-Berater*innen". Als Teil des Masterplan 2024 und von DFB-Partner Volkswagen unterstützt, sollen die Club-Berater*innen die Vereinsqualität verbessern und den Vereinsfußball stabilisieren, indem sie eine persönliche Beziehung zu den Klubs aufbauen, deren Problemstellungen noch besser verstehen und auf Angebote innerhalb der Verbände hinweisen.
In ihrer beratenden Funktion können sie auf die zahlreichen Best-Practice-Beispiele im Praxisprofi zurückgreifen, um den Vereinen wertvolle Tipps an die Hand zu geben. Als persönliche Schnittstelle zwischen Verband und Verein werden die Club-Berater*innen zudem sehr früh auf erfolgreiche Maßnahmen und Aktivitäten in den Amateurklubs aufmerksam, die den Praxisprofi perspektivisch bereichern werden.
In einigen Best-Practice-Beispielen gelingt es kreativen Köpfen aus dem Amateurfußball sogar, mehrere Ziele parallel zu erreichen. Der TSV Trillfingen zum Beispiel, der mit einem nachhaltigen Klubheim nicht nur wirksamen Umweltschutz betreibt, spart durch eine Photovoltaik-Anlage und Erdwärme langfristig Geld. Ein weiteres eindrucksvolles Beispiel ist die DJK TuS Hordel. Der Klub generiert durch ein digitales Marketingkonzept zum einen höhere Einnahmen, bindet aber auch seine Mitglieder noch enger an den Verein.
Voneinander lernen und den Amateurfußball in Deutschland stärken – der Praxisprofi ermöglicht den Amateurklubs das einfache Teilen ihres wertvollen Erfahrungsschatzes. Er macht erfolgreiche Lösungsansätze der gesamten Fußballbasis zugänglich und unterstützt die Vereine, sich gegenseitig zu helfen.