Pia Northoff und Clemens Erdmann kehren voller Eindrücke aus Buenos Aires zurück

Bielefelds Olympioniken sind seit Samstag wieder zu Hause. Die Leichtathleten Bielefeld Pia Northoff (TuS Jöllenbeck) und Clemens Erdmann (TSVE) blicken voller Stolz und Demut auf eine coole und prägende Zeit bei den Youth Olympic Games in Buenos Aires zurück. Einhelliger Tenor: „Die Eindrücke und das Erlebte bei diesen Spielen kann uns keiner mehr nehmen.“

Pia Northoff lebte in Buenos Aires einen Traum. Die Deutsche U18-Meisterin im Diskuswurf feierte im Reigen der Weltelite einen hervorragenden siebten Platz. Für die erst 15-jährige Leichathletin des TuS Jöllenbeck waren die Youth Olympic Games nicht nur sportlich, sondern in mehrfacher Hinsicht ihr bisher größtes Erlebnis mit vielen besonderen und aufregenden Eindrücken. „Ich war noch nie so lange weg von zu Hause“, erzählt sie. „Das waren immerhin 20 Tage. Zudem war ich auch noch nie auf einem anderen Kontinent und zuvor auch noch nie geflogen.“

Die Nachbarschaft in Pödinghaausen bescherte Pia Northoff einen herzlichen Empfang und lauschte andächtig ihren Ausführungen. Die Bilder der Eröffnungsfeier etwa haben sich bei ihr festgebrannt. Am Fuße des berühmten Obelisken, 67 Meter hoch, hatten sich um 20 Uhr Ortszeit im City Center mitten auf der 16-spurigen Avenida de Mayo mehr als 4000 Athleten aus 206 Ländern versammelt. „Auf dem Obelisken wurden Bilder projeziert, mit denen die einzelnen Disziplinen vorgestellt wurden. Das war wahnsinnig schön.“

Pia Northoff zeigt sich mit ihrem siebten Platz zufrieden

Im Wettkampf war die ab dem kommenden Jahr für den TV Wattenscheid startende Werferin nicht nur die jüngste deutsche Athletin, sondern auch die einzige 15-Jährige im illustren Diskusfeld. „Es war toll, dass meine Eltern im Stadion waren. Es war mir wichtig, sie zu sehen. Das hat mir ein sicheres Gefühl gegeben, zumal mir Papa auch noch einmal ein paar Tipps mitgegeben hat.“ Mit Bundestrainer Gerald Bergmann hat sie sich auf Anhieb sehr gut verstanden. „Ein toller Bundestrainer, der mich sehr gut betreut und immer ein offenes Ohr für mich hatte.“ Da Pia Northoff die einzige deutsche Werferin war, konnte er sich voll auf seinen Schützling konzentrieren.

„Ich bin total zufrieden mit dem siebten Platz. Allein mit der Teilnahme habe ich mir schon den größten Wunsch erfüllt. Dann kam es nur noch auf den Wettkampf an.“ Lief der erste Tag noch super (49,33 Meter/5.), schaffte sie am zweiten Tag bei widrigen Windverhältnissen „nur“ 46,21 Meter. In der Addition beider Wettkämpfe landete sie schließlich mit 95,54 Metern auf dem siebten Rang. Es siegte die favorisierte Kolumbianerin Melany del Pilar Matheus Morejon mit 108,65 Metern.

Die Unterkünfte im eigens für die Jugendspiele errichteten und gut abgeschotteten und gesicherten Olympischen Dorf – Pia Northoff bewohnte ein Vierbettzimmer – seien „sehr sauber“ gewesen. Als Zuschauerin gönnte sich die Pia Northoff einige Schwimm- und andere Leichtathletik-Wettbewerbe. Generell waren für sie manche Sportarenen richtig eindrucksvoll. „Obwohl das Leichtathletik-Stadion nicht allzu groß war – da es nicht diese Rundum-Tribüne gab, sondern nur einzelne Blöcke – war es in einem hervorragenden Zustand.“ Schön war auch zu erfahren, dass die Wohnungen im Olympischen Jugenddorf, das in einer eher ärmeren Gegend errichtet worden war, demnächst von argentinischen Familien bezogen werden sollen.

17 Stunden durchgeschlafen

Clemens Erdmann fiel nach 13 Stunden Flug todmüde in die Falle (bezogen mit seiner blauen Olympia-Bettwäsche) und gönnte sich bis Sonntagmittag „17 Stunden Schlaf am Stück“. Im Kopf schwirrten bei ihm so viele bunte Bilder von dem gigantischen Sportfest umher. „Schon als Sechsjähriger hatte ich davon geträumt, mal an Olympischen Spielen teilzunehmen. Das, was Buenos Aires uns gegeben hat, war wie bei der richtigen Olympiade.“ Die Athleten standen in den zwölf Wettkampftagen im Mittelpunkt. So wurden etwa eigens Autobahnen gesperrt, damit die Sportler in Dutzenden Bussen pünktlich die Eröffnungsfeier erreichten.

Clemens Erdmann nutzte den Spirit der argentinischen Hauptstadt, um zahlreiche internationale Kontakte einzustielen. „Einige werde ich wohl auf Wettkämpfen wiedersehen. Wir folgen uns jetzt bei Instagram.“ Bei einem bunten Karaoke-Abend im olympischen Jugenddorf versuchte sich das Team Deutschland mit „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer: „Es war der einzige deutsche Titel, der zur Auswahl stand.“

Mit seinem Abschneiden im 3000-Meter-Lauf und im Cross (4 km) war Erdmann vollauf zufrieden. Top Ten bei Olympia, zweitbester Europäer – das können nicht viele von sich behaupten. „Dabei hat mir die kurvige Strecke beim Cross gar nicht so gelegen. Außerdem war die Temperatur heftig angestiegen. Es war morgens beim Lauf fast schon unangenehm heiß.“ Dass er gegen Schnellere aus aller Welt laufen durfte, war für Clemens Erdmann allerbeste Motivation. „Ich will versuchen, dass in den nächsten Jahren nicht mehr ganz so viele vor mir liegen. Ein paar waren ja in Reichweite.“

Das Sportjahr 2019 wartet mit der U20-Europameisterschaft auf. Die 5000-Meter-Norm dafür liegt bei 14:20 Minuten. „Da ist ganz weit weg“, sagt Erdmann, der das kommende Jahr „zum Trainieren und Verbessern“ nutzen möchte. Schließlich steht 2020 die U20-Weltmeisterschaft auf dem Programm (5000-m-Norm: 14:10 min). „Das wird ziemlich hart.“

Vor dem Heimkehrer liegen jetzt einige Tage Laufpause. Er möchte gerne häufiger Physiotherapeut Karsten Stolle konsultieren; eine Sorge, sich wegen Überbelastung eine Verletzung zuzuziehen, ist da. „Im Flieger sind meine Füße ganz dick geworden und haben nicht mehr in die Schuhe gepasst.“ Die „Riesensache“ Buenos Aires ging für Erdmann mit einer kleinen Panne zu Ende. Einer seiner Koffer verpasste den Anschlussflug und stand Sonntag noch in Frankfurt.

Einen Medaillenspiegel gab es nicht. Deutschland kam auf insgesamt 14 Mal Edelmetall, darunter vier Goldmedaillen. Bei der bunten Schlussfeier wurde das olympische Banner symbolisch an den Senegal übergeben. 2022 ist Dakar Gastgeber für die 4. Youth Olympic Games.