Perspektivteam bereitet sich auf Rückrunde vor

Am vergangenen Wochenende trafen sich die Schiedsrichter des westfälischen Perspektivteams im SportCentrum Kamen•Kaiserau zur Vorbereitung auf die Rückrunde zu ihrer jährlichen Halbzeittagung. Die Schwerpunkte lagen dabei auf dem Thema Gewaltprävention und der Videoarbeit.

„In der Kreisliga wird schon mal eine Tür eingetreten“, sagte Jamal Abbi. Sehr anschaulich machte der Justizvollzugsbeamte in seinem Gastvortrag deutlich, welchen unterschiedlichen Arten von Gewalt Schiedsrichter Woche für Woche auf dem Sportplatz begegnen. Dabei konnte der ehemalige Schiedsrichter und heute aktiver Fußballer aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. So lieferte Abbi einige theoretische Ansätze, wie Schiedsrichter schwierigen Situationen auf dem Platz begegnen können. In einem ersten Rollenspiel machte der Justizvollzugsbeamte deutlich, wie unangenehm ein Eingriff in den persönlichen Bereich sein kann. „Wenn Euch Spieler zu nah kommen, empfehle ich, immer einen Schritt zurück zu gehen“, so Abbi. Schließlich fühle sich niemand wohl, wenn eine bestimmte Distanz unterschritten wird. Dennoch sollten Unparteiische deutlich machen, dass sie der Situation gewachsen sind: „Brust raus, Selbstbewusstsein stärken, abprallen lassen.“

Konflikte antizipieren

Deshalb beginne Professionalität bereits mit einer guten Spielvorbereitung. Zudem sei Empathiefähigkeit unfassbar wichtig, um sich anbahnende Konflikte zu antizipieren. „Es ist nicht verkehrt, ein Verständnis für die Situation von Spielern zu entwickeln“, rät Abbi. Ein Schiedsrichter müsse versuchen, sich in den Spieler hineinzufühlen und kann so gegebenenfalls früh kommunikativ tätig werden. „Das sollte keinen Einfluss auf die Linie des Schiedsrichters haben – aber bei allen Entscheidungen sollte jeder ein stückweit menschlich sein.“ Denn viele schwierige Situationen entstehen durch angestaute Emotionen, die sich ohne Ventil deutlich heftiger entladen. Doch eines machte der Justizvollzugsbeamte auch deutlich: „Es gibt Leute, die stehen morgens auf und wollen nur Theater auf dem Platz machen – die kriegt man auch nicht eingefangen.“ In solchen Fällen helfen auch alle Trainings und Rollenspiele nicht viel, sondern nur ein konsequentes Durchgreifen des Schiedsrichters.

Videoarbeit mit Drittliga-Assistenten

Für Florian Exner war es sicherlich eine kleine Umstellung. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit saß der Regionalliga-Referee und Drittliga-Assisent noch in der Mitte der Perspektivteam-Schiedsrichter. Doch bei diesem Lehrgang stand er vor der Gruppe. In der Referentenrolle übernahm Exner den zweiten großen Themenblock der Halbzeittagung. Gemeinsam mit den anderen Teilnehmern erarbeitete der Regionalliga-Schiedsrichter anhand aktueller Videoszenen aus dem Profibereich entsprechende Regelauslegungen. Von Abseits über die Zweikampfbewertung bis hin zur Disziplinarkontrolle wurden aktuelle Schwerpunkte thematisiert und besprochen.