„Die Vernunft geht vor, denn die aktuelle Entwicklung der Infektionslage in Deutschland ließ uns nur diese verantwortungsbewusste Entscheidung", erklärte der Präsident des SC Grün-Weiß Paderborn, Wolfgang Krenz, am vergangenen Freitag bei einer virtuellen Pressekonferenz.
Allerdings wird der seit 1946 bestehende Straßenlauf nicht ersatzlos gestrichen. Nachdem die Paderborner Organisatoren im vergangenen Jahr überraschend gute Erfahrungen mit den OsterSoloLauf, an dem 9.467 Läuferinnen und Läufer aus aller Welt teilnahmen, sammelten, wird es am Oster-Wochenende zu einer Neuauflage des virtuellen Laufspaßes kommen. Damit soll die 74 Jahre alte Tradition dieses Kult-Laufes nicht abreißen.
„Vielen Sportlerinnen und Sportlern fehlen momentan Ziele, Events und Meisterschaften, denn das, was sie motiviert, kann momentan nicht stattfinden. Da liegt die Gefahr nahe, dass sich einige von ihnen zurückziehen werden", gab Wolfgang Krenz Krenz zu bedenken.
Die zweite Absage des Osterlaufes ist für den SC Grün-Weiß Paderborn recht bitter. Für viele Vereine sind Laufveranstaltungen sehr wichtig, um ihre Existenz zu sichern. Da sieht es auch bei den Paderbornern zurzeit nicht rosig aus, zumal das Fitnessstudio, das unter anderem die berufliche Existenz der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sichert, schon seit einigen Monaten geschlossen ist. „Der Osterlauf ist genauso wie unser Martinslauf inzwischen so aufgebaut, dass wir diese Veranstaltungen mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern allein nicht mehr nicht mehr stemmen können, sodass wir hauptamtliche Kräfte benötigen. Wenn uns jetzt die Einnahmen wegbrechen, rutschen wir langsam, aber sicher immer weiter ab. Uns fehlen die Events zur Kostendeckung“, unterstreicht Wolfgang Krenz.
Die Organisatoren des SC Grün-Weiß Paderborn haben sich überlegt, was sie in der augenblicklich prekären Situation machen können. Als ersten Schritt haben sie eine Befragung durchgeführt, um ein Meinungsbild zu erhalten, was Läuferinnen und Läufer zurzeit bewegt, und wie wichtig für sie Laufevents sind und welche Alternativ-Vorschläge sie haben.
Mehr als 5.000 Osterläuferinnen und Osterläufer wurden per Mail angeschrieben und die Befragung in diversen Social-Media-Kanälen sowie Fachmedien verbreitet. Organisationsleiter Christian Stork berichtete auf der Pressekonferenz, dass sich mehr als 2.200 Läuferinnen und Läufer aus Deutschland an der Umfrage beteiligt haben – 750 kamen davon aus dem Kreis Paderborn. Die Altersstruktur der Teilnehmerinnen und Teilnehmer lag zwischen 12 und 86 Jahre. 40 Prozent von ihnen waren weiblich. Jonathan Völkner, der seit mehr als fünf Jahren im Osterlaufbüro tätig ist, führte die Online-Befragung im Rahmen seines Masterstudiums im Bereich Sport, Organisationsentwicklung und Management durch.
Die wichtigsten Ergebnisse im Einzelnen:
Die Umfrage hat gezeigt, dass die Läuferinnen und Läufer darauf „brennen“, endlich wieder einen Lauf auf der Straße im Rahmen einer Veranstaltung real durchführen zu können.
Aktuell würden sich aber auch 70 Prozent der Befragten nicht anmelden, weil sie Angst vor der Absage oder vor einer Infektion haben. Zudem gibt es aktuell keine passenden Angebote mit entsprechenden Hygienekonzepten.
Läuferinnen und Läufer vermissen zurzeit den Wettkampf und den Spaß, der damit verbunden ist (Event-Charakter). Die Aussicht auf ein reales Laufevent motiviert mehr als 60 Prozent der Befragten, weiter eifrig zu trainieren. Es gilt daher, ein passendes Angebot mit einem schlüssigen Hygienekonzept vorzubereiten.
72 Prozent der Befragten haben zurzeit keine Probleme, sich aktuell zum Laufen zu motivieren. Die Aussicht auf ein reales Laufevent ist aktuell Hauptmotivationsgrund. Zudem spielen Laufpartner oder auch spezielle Lauf-Apps eine Rolle, sich regelmäßig zu bewegen.
Virtuelle Läufe sind aktuell ein guter Ersatz zu realen Laufveranstaltungen. 60 Prozent der Befragten haben laut der Umfrage schon an einem solchen Format teilgenommen. Auch der OsterSOLOLauf 2020 in Paderborn hat gezeigt, dass es einen Markt dafür gibt. Allerdings betrachtet nur ein Drittel der Läuferinnen und Läufer die virtuellen Läufe als Alternative zu realen Laufveranstaltungen Gründe, nicht an virtuellen Läufen teilzunehmen, sind ein fehlendes Interesse und das unzureichende Angebot.
Wettkampforientierte Läuferinnen und Läufer meiden die virtuellen Läufe eher als breitensportorientierte Sportlerinnen und Sportler.
Bei der Umfrage wurden die Läuferinnen und Läufer um Vorschläge für andere Veranstaltungsformate gebeten. „Es war beeindruckend, wie viele positive Rückmeldungen wir erhalten haben. Sie signalisieren uns, dass die Läuferinnen und Läufer wiederkommen werden, wenn wir wieder normale Laufveranstaltungen durchführen können", zeigt sich Organisationsleiter Christian Stork optimistisch. Folgende Vorschläge wurden unter anderem eingereicht:
Kein Massenstart. Zeitmessung auf einer festgelegten Strecke, auf der man innerhalb eines bestimmten Zeitfensters laufen kann.
Kombination von virtuellen und „echten Läufen“ (hybride Events) .
verschiedene vom Veranstalter vorgeschlagene Strecken, die mit Komoot, einer Lauf-App, virtuell zeitgleich zurückgelegt werden können.
ein Disko-Lauf bei dem es nicht auf Zeit und Geschwindigkeit ankommt. Bei solch einem Lauf spielen vor allem der Erlebnischarakter, Partymusik und die Illumination eine wichtige Rolle
„Wir wollen mit unseren Veranstaltungen wieder auf die Straße. Wir wollen damit den Läuferinnen und Läufern wieder eine entsprechende Perspektive geben. Zurzeit entwickeln wir entsprechende Formate, bei denen die Gesundheit an erster Stelle steht", betonte Christian Stork.
OsterSOLOlauf ist der Auftakt einer Veranstaltungsserie
Nachdem der SC Grün-Weiß Paderborn im vergangenen Jahr mit dem OsterSoloLauf, bei dem man alleine oder zu zweit laufen konnte, einen unerwartet großen Erfolg hatte, wird es am Oster-Wochenende eine zweite Auflage dieses virtuellen Laufangebots geben. Doch das Angebot wird noch erweitert. Es wird in diesem Jahr eine zwölfteilige Laufserie geben, die mit dem OsterSoloLauf 2.0 startet. Anschließend gibt es jeden Monat einen Themenlauf. „Das kann der Pfingstlauf, der Mitternachtssommerlauf, der Liborilauf oder Martinslauf sein", erläuterte der Marketingchef des Paderborner Osterlaufes, Jan Braun. Die Startgebühr pro Lauf beträgt sieben Euro. Für die gesamte Serie, bestehend aus zwölf Läufen, zahlt man 49 Euro. Dafür gibt es unter anderem jeweils ein attraktives Laufshirt.