Oberliga Westfalen auf der Zielgeraden

Noch sieben Nachholspiele werden in den nächsten zehn Tagen in der Oberliga Westfalen ausgetragen. Die Tabelle gewinnt somit langsam aber sicher an Aussagekraft. Wer gedacht hat, die höchste westfälische Spielklasse würde durch die frühen Abmeldungen des SC Hassel und des TSV Marl-Hüls an Spannung verlieren, wird derzeit eines besseren belehrt. Theoretisch noch sechs Vereine machen sich drei Spieltage vor dem Ende der Saison noch Hoffnungen auf den Aufstieg in die Regionalliga West. Zeit, einen kleinen Überblick der aktuellen Saison der Oberliga Westfalen zu geben.

Der derzeitige Tabellenführer ASC 09 Dortmund hat große Ziele: Die Aplerbecker  möchten nach vier Jahren in der Oberliga Westfalen erstmals in ihrer Vereinsgeschichte in die Regionalliga West aufsteigen und haben es drei Spieltage vor Saisonende in der eigenen Hand. Auch der SV Lippstadt, der 1. FC Kaan-Marienborn und die Hammer Spielvereinigung rechnen sich noch Chancen auf den Aufstieg in die vierte Liga aus.

Mit Neuling TuS Haltern am See könnte sogar ein Team den direkten Durchmarsch in Deutschlands vierthöchste Spielklasse schaffen. Die Mannschaft von Trainer Magnus Niemöller spielt wenige Spieltage vor Saisonende noch immer um den Aufstieg mit. Ein Grund hierfür ist unter anderem Stefan Oerterer, der mit 21 Saisontoren nur einen Treffer hinter den beiden führenden Maximilian Podehl (ASC 09) und Timo Scherping (Eintracht Rheine) auf Platz drei der Torjägerliste rangiert. Dass der TuS Haltern nach zwei Aufstiegen in Folge weitere Ambitionen nach oben hat, zeigt sich auch bei den Planungen für die kommenden Saison. Ab Sommer wird in Haltern auf dem Gelände der jetzigen Stausee-Kampfbahn ein Stadion errichtet. Der erste Vorsitzende des Vereins, Vize-Weltmeister Christoph Metzelder, hatte die Pläne hierfür in den vergangenen Monaten ehrgeizig vorangetrieben.

Auch  der zweite Verein, der im vergangenen Jahr in die Oberliga Westfalen aufgestiegen ist, kann durchaus zufrieden sein. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen kann Westfalia Herne derzeit den achten Tabellenplatz vorweisen. Durch den lang anhaltenden Winter konnte die Neuverlegung des Rasens im Stadion am Schloss Strünkede nicht planmäßig voranschreiten und dauert bis heute an. Die Herner hatten somit immer wieder mit wechselnden Spielorten für ihre Heimspiele zu kämpfen.

Schalkes U23 tritt auch nächste Saison in der Oberliga Westfalen an

Mit der zweiten Mannschaft des FC Schalke 04, Absteiger aus der Regionalliga West in der vorherigen Saison, gab es für viele bereits im Sommer einen klaren Aufstiegsfavoriten. Am ersten Spieltag verschlug es die Königsblauen direkt zum Stadtrivalen SC Hassel – das Ergebnis: Eine großartige Kulisse, viele hunderte Fans, die ihr Team lautstark unterstützen und ein 4:0-Sieg, der positiv auf die Saison stimmte. Trotz des Auftakterfolges kam das Team um Trainer Onur Cinel und Manager Gerald Asamoah  jedoch nie richtig in Fahrt und verlor mit der Zeit den Anschluss an die oberen Tabellenplätze. Dies änderte sich im Verlauf der Rückrunde, sodass die Knappen nun auf zahlreiche Siege zurückblicken und rein theoretisch sogar noch aufsteigen können. Seit Anfang März wurden von zwölf Spielen lediglich zwei verloren. Vergangene Woche gab der Verein bekannt, dass die zweite Mannschaft auch im nächsten Jahr in der Oberliga Westfalen antreten wird. Damit wird in Gelsenkirchen ein anderer Weg als in Bielefeld verfolgt, wo die Arminia bekanntgab, seine „Zweite“ zum Saisonende vom Spielbetrieb abzumelden.

Die drei weiteren Teams, die aus der Regionalliga West zurück in die Oberliga Westfalen gekommen sind, landen am Saisonende im Tabellenmittelfeld. Sowohl die TSG Sprockhövel als auch Rot Weiss Ahlen und die Sportfreunde Siegen belegen aktuell die Plätze zehn, zwölf und 13.

Viele Spielausfälle verzerren das Tabellenbild

Organisatorisch gab es in der Saison 2017/18 deutlich mehr für Staffelleiter Reinhold Spohn zu tun als üblich. Nachdem der TSV Marl-Hüls seine Mannschaft bereits Anfang Oktober nach nur acht Runden vom Spielbetrieb abmeldete, folgte schon Anfang November mit dem SC Hassel der zweite Rückzug. Somit standen nach 13 Spieltagen frühzeitig zwei Absteiger fest. In den Wintermonaten folgte dann wöchentlich ein witterungsbedingter Spielausfall nach dem anderen, wodurch sich die Aussagekraft der Tabelle sehr verzerren sollte. Teilweise hatten einzelne Mannschaften fünf Partien weniger absolviert als andere. Insgesamt mussten mehr als 30 Spiele neu terminiert und nachgeholt werden.

Der Spannung tat dies jedoch keinen Abbruch. Dies zeigen auch vielerorts die Zuschauerzahlen. Das Spiel von Schalkes U23 in Hassel verfolgten mehr als 1.200 Zuschauer, das anschließende Heimspiel der Königsblauen gegen Lippstadt sogar mehr als 1.500 Fans. Noch mehr Zuspruch erfuhren die beiden Derbys in Siegen. Zum Heimspiel des 1. FC Kaan-Marienborn kamen ebenfalls mehr als 1.500 Zuschauer, zum Rückspiel im Leimbachstadion sogar fast 2.500 Leute. Im Schnitt kommen zu den Spielen etwa 350-400 Zuschauer, wobei dieser Schnitt in den vergangenen Wochen nochmal leicht nach oben gehen dürfte. Die Oberliga Westfalen erfreut sich somit weiterhin großer Beliebtheit.

Drei Vereine erhalten die Lizenz ohne Auflagen

Neben der Kaderplanung steht für die Aufstiegskandidaten vor allem das Lizensierungsverfahren im Fokus. Insgesamt acht Vereine haben die Lizenz beim Westdeutschen Fußballverband (WDFV) beantragt. Sechs von ihnen können noch aufsteigen. Die Hammer Spielvereinigung bekam die Lizenz ebenso ohne Auflagen wie auch der SV Lippstadt und die U23 des FC Schalke. Die restlichen Vereine müssen noch in ein paar Punkten nachbessern.

Vor dem Aufstiegstraum steht der Schlussspurt für die Regionalliga-Aspiranten an. Der ASC empfängt im letzten Heimspiel jedoch gut aufgelegte Schalker, um dann am letzten Spieltag nach Herne zu reisen. Kaan-Marienborn hat in den letzten beiden Spielen gleich zwei Duelle gegen direkte Tabellennachbarn zu bestreiten. Zuerst ist der SV Lippstadt zu Gast am Sportplatz Breitenbachtal. Am letzten Spieltag geht es dann in die Evora-Arena nach Hamm. Bis dahin hat die Hammer Spielvereinigung jedoch noch zwei Nachholspiele, insgesamt also fünf Partien bis Saisonende vor der Brust. Eine Partie weniger haben die Seestädter aus Haltern noch zu spielen. Nach dem Sieg gegen den Konkurrenten aus Hamm und den vorzeitig erreichten Saisonzielen schielt man natürlich zu den beiden Aufstiegsplätzen. Das letzte Team, das die Halterner schlagen konnten, ist der SV Lippstadt. Dieser hat bereits neun Spiele nicht verloren und dadurch den Aufstieg in den verbleibenden vier Spielen in der eigenen Hand.

Zwei Aufsteiger in die Oberliga Westfalen stehen bereits fest

Mit dem Holzwickeder SC und dem 1. FC Gievenbeck stehen bereits die ersten beiden Aufsteiger in die Oberliga Westfalen für die nächste Saison fest. Durch den Rückzug der zweiten Mannschaft von Arminia Bielefeld zur neuen Saison gibt es zusätzlich einen dritten Aufsteiger. Dieser wird in einem Entscheidungsspiel zwischen den beiden Zweitplatzierten der beiden Westfalenliga-Staffeln ermittelt.