Mittelstrecklerin Laura Hansen macht Schluss mit dem Leistungssport

„Nach 15 Jahren Leistungssport ist es für mich Zeit, einen Schlussstrich zu ziehen. Ich verabschiede mich schweren Herzens vom Leistungssport“, überrascht Mittelstrecklerin Laura Hansen mit ihrem Karriereende.

"Ich war lange Zeit zu hart zu mir selbst. Nun ist es Zeit, dem Körper auch einmal eine Pause zu gönnen und alle Fünfe gerade sein zu lassen. Nun liegt der Fokus auf einem gesunden Leben nach dem Sport“, erklärt die Athletin der LG Olympia Dortmund.

2013 kam die 30-Jährige vom SV Sonsbeck über den TSV Bayer Leverkusen (vier Jahre) nach Dortmund, setzte ihr BWL-Studium an der TU Dortmund fort und schloss sich der Trainingsgruppe von Pierre Ayadi an. Sie kam mit der Empfehlung von hervorragenden Zeiten und Erfolgen. Der fünfte Platz über 400-Meter-Hürden bei der U20-WM 2008 war das Highlight, aber auch ihre damaligen Bestzeiten im Langsprint (53,86 Sekunden), 200 Meter (24,50 Sek) und 400-Meter-Hürden (56,79 Sek) konnten sich sehen lassen. „Ich dachte nach der WM, mir stünden alle Türen offen, um erfolgreich meinen Weg zu beschreiten, aber dann kam durch den plötzlichen Tod meines Vaters alles anders“, erinnert sie sich. „Ich bin im Training zu oft über Grenzen gegangen, von denen sich mein Körper nicht mehr erholt hat. Das Laufen war für mich eine Art Ventil, um meine Traurigkeit loszuwerden. Leider habe ich dadurch Schmerzen ignoriert und nicht auf meinen Körper gehört.“

"Habe meinem Körper zuviel abverlangt"

In Dortmund wollte sie einen Neustart versuchen und wieder von vorn beginnen. Wegen der Verletzungsgefahr verzichtete sie auf Hürdenrennen und konzentrierte sich auf die Mittelstrecken, brachte es auf starke 2:07,25 Minuten über 800 Meter, konnte aber nicht mehr an ihr früheres Leistungsniveau anknüpfen. „Ich habe begonnen, zu wenig zu essen und zu viel zu trainieren. Zwanghaft und immer unter Druck. Ich habe vergessen, dass ich meinem Körper zu viel abverlange.“ So rutschte sie in eine Essstörung und verlor an Gewicht, Verletzungen folgten. „Der Leistungssport ist ein Nährboden für krankhafte Essstörungen“, hat sie erkannt und warnt: „Die Ansicht 'Wenn ich abnehme, werde ich auch schneller', stimmt nicht. Das führt zwar kurzzeitig zu besseren Leistungen, ist aber Raubbau am eigenen Körper.“

Beim TSC Eintracht Dortmund übernahm sie die Betreuung des leichtathletischen Nachwuchses der U14 bis U16, und es macht ihr große Freude, den Kindern Spaß am Sport zu vermitteln. „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, mit wieviel Spaß die Mädchen und Jungen bei der Sache sind“, verrät Hansen. Darüber hinaus bestand sie die Prüfung zum DLV B-Trainer für den Bereich Lauf und wird zum Ende des Jahres die Ausbildung zum A-Trainer abschließen.

Laura Hansen steckt voller Ideen, gibt ihre Erfahrungen an andere weiter, organisiert unter anderem Trainingscamps für ihre Schützlinge, das Sommerfest sowie die beliebten Ehrungen für den Nachwuchs und ist in der Geschäftsstelle des Hauptvereins des TSC Eintracht Dortmund tätig. „Das alles macht mir viel Freude“, sagt sie und hat nach dem Abschluss ihres Studiums einen Arbeitsplatz als Angestellte des TSC Eintracht Dortmund im Bereich Kinder- und Jugendsport gefunden. „Ich bin glücklich, mit dem was ich dort mache und fühle mich sehr wohl, denn ich kann in meiner Funktion auch eigene Projekte auf die Beine stellen.“ Dazu gehört auch die Einrichtung des inzwischen sehr erfolgreichen Lauftreffs des TSC Eintracht Dortmund „TSC.running.crew.“

Rückschauend möchte sie den Leistungssport nicht missen. „Ich habe viele tolle Menschen kennen gelernt, Länder bereisen dürfen und viel für mein weiteres Leben nach dem Leistungssport gelernt“, zieht sie eine positive Bilanz. Natürlich will sie auch in Zukunft sportlich unterwegs sein, aber keine Wettkämpfe mehr bestreiten. „Eventuell werde ich den Läuferinnen der LG Olympia Dortmund noch eine Weile als Tempomacherin dienen. Laufen ist und bleibt meine große Leidenschaft.“ .