Davor gab es einen Marathon von Interview zu Interview – und natürlich eine kleine Feier. Ihr Heimtrainer aus Wattenscheid, Slawomir Filipowski, war nicht mit in London und konnte nicht mitfeiern. Der DLV hatte im Vorfeld der WM nur Heimtrainer von Athleten mit direkten Medaillenchancen, also einer Meldeleistung ab Platz vier, zugelassen. Nicht so wichtig, meint Filipowski: „Pam ist so gut vorbereitet, wir sprechen ja sowieso jeden Tag am Telefon."
Das Telefon jedenfalls stand gestern Abend auch beim Manager des TV Wattenscheid 01, Michael Huke, nicht still. Innerhalb kürzester Zeit kamen über 100 Glückwünsche. Huke war mental vorbereitet: „Ich hatte den ganzen Tag über schon das Gefühl, das Pam etwas Besonderes schafft. Das Rennen habe ich dann live erlebt, aber nicht wirklich gesehen: Seit den vielen Stürzen und Verletzungen bei Pamela Dutkiewicz in den vergangenen Jahren habe ich seit Amsterdam im letzten Jahr ein Ritual: Ich gucke dann immer auf den Boden und warte erst, bis mich einer anstupst und sagt, dass Pam es geschafft hat. Seitdem ich das tue, klappt bei Pam alles. Das war schon ein Wahnsinns-Endspurt gestern, der Hammer, wie sie die anderen da noch abgefangen hat."
Nicht ganz so glücklich war der Manager des TV Wattenscheid 01 mit dem Abschneiden der 4x100- Meter-Staffel der Männer, in der mit Julian Reus, Robin Erewa und Robert Hering gleich drei Wattenscheider am Start waren – und die nach einem vergeigten letzten Wechsel schon im Vorlauf die Segel streichen musste. "Das war mehr als schade, vor allem, wenn man sich die Zeiten der anderen anguckt, läuferisch hätte die Staffel das Finale ohne Probleme erreicht. Man hat aber auch ganz klar gesehen, dass Robin beim letzten Wechsel da keine Schuld traf, er hatte die Hand draußen, und dann ist es klar, dass man irgendwann in die Eisen geht, wenn der Stab nicht kommt. Robin ist eh einer, der als 200-Meter-Spezialist besser auf die Positionen zwei oder drei passt. Vielleicht denkt man im Vorfeld der EM in Berlin im nächsten Jahr ja mal über Veränderungen nach."
"Solche Blackouts dürfen nicht passieren"
Das sollen aber alles keine Entschuldigungen sein, meinte ein sichtlich saurer Michael Huke: „Solche Blackouts, solche Unkonzentriertheiten wie bei diesem Wechsel, dürfen auf diesem Niveau einfach nicht passieren. Die U16, die darf sowas noch. Sowas kostet vier bis sechs Zehntel. Das war ein amateurhafter Anfängerfehler und absolut vermeidbar. Vor allem, wenn man weiß, dass ein Finaleinzug echt kein Teufelswerk gewesen wäre. Ich hatte fest damit gerechnet. Wir hier in Wattenscheid investieren viel in den Sprintbereich, was aber immer auch ein zweischneidiges Schwert ist: National sind wir top, international reichen aber Medaillen bei einer EM dann nicht, da muss auch schon mal wieder eine Teilnahme an einem WM-Finale rauskommen. Das hat jetzt leider nicht geklappt."