"Es ist erstaunlich, wie lange man gezögert hat. Die Athletinnen und Athleten, die sich in den letzten Wochen im Wartestand befanden, können jetzt aber erst einmal durchatmen. Sie wussten ja nicht, wie sie sich in den letzten Wochen verhalten sollten. Auf der einen Seite mussten sie sich fit halten, auf der anderen Seite hatten sie aber keinen Zugang zu den verschiedenen Sportstätten. Diese Situation war für alle Beteiligten eine absolute Katastrophe", sagt Huke.
Die Durchführung der Olympischen Spiele mit mehreren tausend Athleten und Zuschauern aus aller Welt wäre im Zeichen von Corona für den Olympia-Teilnehmer von 1996 der glatte Wahnsinn gewesen. Auch die Chancengleichheit wäre seiner Meinung durch das zurzeit zusammengebrochene Doping-Kontroll-System nicht mehr gegeben gewesen. "Hier wäre dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet", gibt Michael Huke zu bedenken. Hinzu kommen für ihn die ungleichen Trainingsbedingungen: "Unseren Athleten und Athletinnen stehen zurzeit keine Hallen und Stadien mehr zur Verfügung und alle halten sich an die strengen Auflagen. Innerhalb des Weltsports wird die Nutzung der Sportstätten jedoch, was mich wundert, unterschiedlich gehandhabt. Da war der Beschluss des IOC überfällig."
Trotz der Verschiebung der Olympischen Spiele haben die Athletinnen und Athleten, nicht nur des TV Wattenscheid, für die nächste Zeit keine Planungssicherheit. Niemand weiß, wann der Trainings- und Wettkampfbetrieb wieder aufgenommen wird.
Deutsche Meisterschaften zum jetzigen Zeitpunkt nicht durchführbar
Bisher sind die deutschen Meisterschaften am 6. und 7. Juni in Braunschweig noch nicht abgesagt worden. Auch die Europameisterschaften vom 25. bis 30. August in Paris stehen noch im Terminkalender. "Auch da bin ich der Meinung, dass man wie bei den Olympischen Spielen schnell Fakten schaffen muss. Aus meiner Sicht ist es nicht möglich, im Juni eine deutsche Meisterschaft durchzuführen. Da ergibt sich dieselbe Begründung wie bei den Olympischen Spielen. Die Athletinnen und Athleten, die sich zurzeit in Parks oder auf der Straße fit halten, können momentan nicht mehr richtig trainieren. Unter diesen Bedingungen können keine deutsche Meisterschaft stattfinden, denn das würde für unsere Aktiven, eine Drucksituation schaffen, die unverantwortlich wäre."
Nicht viel anders sieht für Michael Huke die Problematik für die Leichtathletik-Europameisterschaften aus. "Bis zur EM dauert es noch etwas länger. Da kommt auf die Verantwortlichen eine sehr, sehr schwierige Entscheidung zu, die aber auch möglichst zeitnah erfolgen sollte. Jeder weiß, wenn ein Spitzensportler über einen längeren Zeitraum nicht vernünftig trainieren kann, ist das wie eine Verletzung, nach der man sich nicht so schnell wie wieder hoch pushen kann. Ein Athlet braucht danach vier bis fünf Monate Zeit, um sich wieder aufzubauen. Da machen auch Europameisterschaften keinen Sinn."
Halbmarathon weiterhin in der Planung
Der TV Wattenscheid kann sich glücklich schätzen, dass er mit den Stadtwerken Bochum und der Viactiv Krankenkasse zwei starke Sponsoren an seiner Seite hat, sodass sich der Revierclub im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen finanziell zurzeit noch keine Sorgen muss. Einnahmeverluste würden den Blauweißen jedoch entstehen, wenn der Stadtwerke-Halbmarathon am 6. September, an dem im letzten Jahr 3.000 Läuferinnen und Läufer teilnahmen, nicht stattfinden könnte. "Wenn sich bis dahin die Situation entspannt, werden wir diese Veranstaltung, an der ja in erster Linie Hobby-Läuferinnen und -Läufer teilnehmen, durchführen. Die Breitensportlerinnen und- sportler können ja, wenn sie einzeln oder zu zweit laufen, ihr Training weiter durchziehen. Das ist ja kein Leitungssport. Wenn der Lauf, deren organisatorische Vorbereitungen bereits anlaufen sind, aufgrund der allgemeinen Situation jedoch abgesagt werden, wäre das eine große finanzielle Einbuße für uns," betont Michael Huke.