„Für mich ist 2017 nahezu alles nach Wunsch gelaufen. Lediglich die Disqualifikation mit unserer 4x400m-Staffel bei der U20-EM in Grosseto bildete für mich eine herbe Enttäuschung. Ich habe dieses Pech jedoch schnell abgehakt, denn ich bin noch jung und bekomme solch eine Chance bestimmt noch einmal geboten", ist sich der Schützling von Thomas Bleß ziemlich sicher.
Manuel Sanders, der sich mit sieben Jahren den Leichtathleten der TSG Dülmen anschloss, hat seinem Verein und seiner Sportart bisher immer die Treue gehalten. Andere Sportarten, auch Fußball, interessierten ihn nicht. Die Leichtathletik stand für ihn immer ganz obenan.
Ihn fasziniert heute wie damals die ungeheure Vielseitigkeit dieser Sportart. Daher hat er bis auf Hammerwerfen und Gehen alle Disziplinen schon einmal ausprobiert. Auch hat er sich schon einmal als Zehnkämpfer versucht.
Bei der TSG Dülmen vielseitige Grundausbildung erhalten
„Ich bin unwahrscheinlich froh, dass ich bei der TSG Dülmen eine vielseitige Grundausbildung erhalten habe. Davon profitiere ich jetzt auch auf der 400m-Strecke", betont der hoffnungsvolle Langsprinter. Erst im Mai 2016 wechselte Sanders auf seine jetzige Spezialdistanz, auf der Weichlinge nichts zu suchen haben. Schließlich bildet die unbarmherzige Strecke ein einziges Ringen um Sauerstoff.
Dass der amtierende deutsche Jugendmeister und letztjährige DM-Zweite über 400m innerhalb solch eines kurzen Zeitraums so schnell nach vorne kam, verblüfft selbst Experten. Schließlich nimmt der DLV-Jugendbeste mit seinem 400m-Hausrekord von 46,63 Sekunden bereits bei den Männern einen hocheinzustufenden sechsten Rang ein. Und er verfügt noch über ein enormes Verbesserungspotential. Auffallend ist nämlich, dass er über 100 Meter und 200 Meter lediglich mit Bestzeiten von 11,20 beziehungsweise 22,22 Sekunden zu Buche steht.
„Das ist mein Knackpunkt. Im Vergleich zu anderen guten 400m-Läufern bin ich auf der ersten Streckenhälfte recht langsam, habe dann aber den Vorteil, dass ich zum Schluss noch einmal richtig Gas geben kann. Bisher hat diese Taktik immer ganz gut funktioniert, doch je höher ich komme, desto flexibler muss ich in meiner Tempogestaltung reagieren können. Daher werde ich in nächster Zeit konsequent an meinen Unterdistanz-Leistungen arbeiten", kündigt Manuel Sanders an.
Dass er sich in der abgelaufenen Freiluft-Saison von 47,23 auf erstklassige 46,63 Sekunden verbesserte, führt der frühere Allrounder vor allem auf seine Fokussierung auf die 400m-Distanz zurück. Sein Coach Thomas Bleß, der mit 34 Jahren zur jüngeren Trainergeneration zählt, hat sich in letzter Zeit zudem intensiv mit der Stadionrunde beschäftigt und an entsprechenden Fortbildungen teilgenommen.
In Dülmen verfügt der amtierende deutsche 400m-Jugendmeister über optimale Bedingungen. Falls das Wetter nicht mitspielt, weicht er nach Münster in die dortige Leichtathletik-Halle aus. Meist kommt er auf sechs Einheiten pro Woche, sodass er auch beim Training noch Luft nach oben hat.
Im vergangenen Jahr hat der erfolgreiche Nachwuchs-Leichtathlet eine Ausbildung als Veranstaltungsmanager begonnen und organisiert für seinen Arbeitgeber Seminare im Außenwirtschaftsbereich. Seine Arbeit kann er aufgrund seines optimalen Zeitmanagements gut mit dem Sport koordinieren.
Das kommende Jahr, in dem der 19-Jährige in die U23- beziehungsweise Männerklasse aufrückt, will er recht locker angehen, denn international steht in seinem Altersbereich kein Highlight an. Die Europameisterschaften der Männer und Frauen in Berlin sind für ihn momentan noch kein Thema. Allerdings schließt er sie nicht aus: „Wenn ich 2018 über 400m eine kleine 46er Zeit laufen kann und bei den Männern ins Finale komme, dann rückt eventuell auch die EM in Berlin für mich in den Fokus. Jedoch möchte ich nichts übers Knie brechen.“
85 Kilogramm verteilen sich bei Manuel Sander auf eine Körperlänge von zwei Metern. Der blonde Dülmener bringt aufgrund dieses Gardemaßes alle physischen und psychischen Fähigkeiten, um sich in diesem harten Metier national und international durchzusetzen – auch langfristig.