Luisa Noll bereitet die vielseitige Arbeit beim LAZ Soest sehr viel Freude

Ein Kontakt je Reifen und das Ganze drei Mal. Luisa Noll lotst die fünf- und sechsjährigen Kinder durch den Koordinationsparcours. Schnell noch ein Blick zu dem Mädchen, das gerade umgeknickt ist und eine kleine Pause macht. Da kündigt sich am Drehkreuz des Sportplatzes am Soester Schulzentrum ein Vater an, der noch eine Frage zum bevorstehenden Sportabzeichentag hat. Obwohl Luisa Noll gerade an mindestens drei Stellen gleichzeitig gebraucht wird, bleibt sie ruhig. Keine Frage: Sie hat die Situation im Griff. Seit gut drei Monaten absolviert die 18-Jährige ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) beim Leichtathletikzentrum (LAZ) Soest, doch die Corona-Pause sorgt dafür, dass gerade Vieles anders läuft als geplant.

Dass Luisa Noll zum vorerst letzten Mal im Gewusel auf dem Sportplatz stand, ist inzwischen knapp zwei Wochen her. Die Tartanbahn im Soester Westen ist wie alle städtischen Sportanlagen derzeit gesperrt, das Training beim LAZ muss ausfallen. „Das ist schon ein großer Einschnitt, dabei ging mein FSJ ja eigentlich richtig gut los“, sagt die Soesterin. Als sie im August mit ihrem Freiwilligendienst startete, war das nicht nur für sie der Beginn einer spannenden Zeit. Auch für die Verantwortlichen beim LAZ Soest war es eine neue Erfahrung, erstmals eine junge Erwachsene in den eigenen Reihen zu haben, die sich 39 Stunden pro Woche für den Verein engagiert. Ein neuer Sportabzeichentreff, neue AGs an der Bruno- und Georgschule, eine frische Kooperation mit dem Familienzentrum Talitha Kumi und natürlich das wöchentliche Vereinstraining beim LAZ – die Aufgaben waren schneller gefunden, als es manch einer im Vorfeld für möglich gehalten hatte.

"Es ist schön, zu sehen, wie Kinder Spaß haben"

Den Großteil ihrer Arbeitszeit verbringt Luisa Noll auf dem Sportplatz und in der Sporthalle. „Es ist schön, zu sehen, dass die Kinder Spaß haben und dass die Dinge mit der Zeit besser werden“, sagt sie. Ganz ohne Arbeit am Schreibtisch geht es aber nicht: Luisa Noll beantwortet E-Mails von Sportlern und Eltern, die sich für das LAZ-Training interessieren, bringt die Vereinshomepage auf den aktuellsten Stand und hilft bei der Vorbereitung von Veranstaltungen wie zuletzt der Ferienfreizeit und dem Sportabzeichentag.

Diese Arbeit im Hintergrund hat im November nun schlagartig zugenommen. Als klar war, dass der November ein Monat ohne Vereinssport werden wird, hat sich Luisa Noll mit den LAZ-Verantwortlichen zusammengesetzt und überlegt, wie sie diesen Monat sinnvoll nutzen kann. Nun arbeitet sie sich in die Vereinsverwaltung ein, schreibt Trainingspläne für eine Zeit, in der wieder Training möglich ist und hilft bei der Vorbereitung von Wettkämpfen, die das LAZ für den Winter und das Frühjahr plant. Ganz aktuell erstellt sie ein Organigramm, dass den Wechsel zwischen den Trainingsgruppen im LAZ erleichtern soll. „Jetzt ist zwangsweise Zeit für solche Dinge“, sagt sie. Doch: „Ich bin auch froh, wenn es draußen wieder mit dem Training losgehen kann, wenn hoffentlich bald wieder die ersten Wettkämpfe stattfinden können und wir das, was wir im Training vorbereitet haben, umsetzen können.“

Dass Luisa Noll schon nach gut drei Monaten so fest im Vereinsleben angekommen ist, bezeichnen die LAZ-Verantwortlichen als Glücksfall. Rund drei Jahre engagierte sie sich als Nachwuchstrainerin beim LAZ, ehe sie mit der Idee eines FSJ auf den Verein zuging. „Es ist schön, dass das so schnell möglich gemacht wurde“, so Louisa Noll. Sie wollte nicht direkt nach dem Abitur am Conrad von Soest Gymnasium ins Studium starten. Daher überlegt sie, eventuell ein Studium in Richtung Grundschullehramt oder Sonderpädagogik zu beginnen. „Da ist Arbeit mit Kindern sicherlich nicht verkehrt“, meint sie. Inzwischen ist sie so fest in den Verein integriert, dass sich der Vorstand schon Gedanken macht, wie es weitergehen soll, wenn das FSJ im kommenden Sommer zu Ende ist. Gerne würde der Verein die Stelle erneut besetzen, am liebsten mit jemandem, der den Verein oder immerhin die Leichtathletik schon kennt.

Luisa Noll hat den Zeitpunkt für das FSJ optimal gewählt

„Der Zeitpunkt nach dem Abitur ist für ein FSJ ziemlich optimal, gerade, wenn man sich noch nicht 100-prozentig sicher ist, wie es nach der Schule weitergehen soll“, sagt Luisa Noll. Und ihre erste Zwischenbilanz fällt gut aus: „Ich habe noch einmal ganz neue Schwerpunkte gesetzt, ohne das FSJ wäre ich zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, Training mit Erwachsenen zu machen.“ Außerdem habe sie in Sachen Eigenverantwortung Einiges dazugelernt.

Aktuell hat sie jedoch noch knapp ein Dreivierteljahr vor sich. Und sie hofft, wie so viele Sportler, dass sie möglichst bald wieder im Gewusel auf dem Sportplatz stehen kann – auch wenn sie dann vermutlich wieder an mindestens drei Stellen gleichzeitig gebraucht wird.