Lilly Kaden überrascht mit ihrem 100-Meter-Titel bei der U23-EM

Mit ihrer Körperlänge von 1,58 Meter ist Lilly Kaden am Start oft die Kleinste, doch im Ziel ist sie meist die Größte. So auch bei den U23-Europameisterschaften in Tallinn, wo sie im 100-Meter-Finale überraschend als Siegerin durchs Ziel fegte und damit die große Dortmunder Sprinttradition fortsetzte. Die 19-jährige Sprinterin der LG Olympia Dortmund sicherte sich nach einem traumhaften Lauf, beim sie jeden Schritt richtig traf, in 11,36 Sekunden souverän vor ihren vorher höher eingestuften Konkurrentinnen Rani Rosius (Belgien; 11,43 Sek.) und Kristal Awuah (Großbritannien; 11,44 Sek.) durch.

Nach 11,41 Sekunden im Vorlauf hatte sich die Athletin, die von Thomas Kremer und Thomas Czarnetzki betreut wird, im Halbfinale in der neuen persönlichen Bestzeit von 11,28 Sekunden (bisher 11,32 Sek.), für das Finale qualifiziert. Nach ihrem sensationellen Titelgewinn konnte die Journalistik-Studentin ihr Glück kaum fassen. „Ein Traum ist für mich wahr geworden. Auch wenn ich mich selbst gar nicht getraut habe, daran zu glauben, aber im Hotel hat mir jeder am Finaltag gesagt, dass ich das hole. Und ich bin unglaublich froh, dass es geklappt hat“, erklärte die überglückliche Siegerin gegenüber dem Internet-Portal leichtathletik.de.

Im Finale hatte die letztjährige deutsche Jugendmeisterin am Start mit 0,165 Sekunden lediglich die viertschnellste Reaktionszeit, doch bereits in der Beschleunigungsphase demonstrierte sie ihre Klasse und konnte diese auch hinten heraus souverän ausspielen.

2020 noch Mitglied beim FC Schalke 04

Die neue U23-Europameisterin startete im vergangenen Jahr noch für den FC Schalke 04. Da sich ihr damaliger Trainer Timo Krampen beruflich veränderte, musste sich die letztjährige deutsche Jugendmeisterin einen neuen Verein suchen. Da lag es für sie nahe, zur LG Olympia Dortmund zu wechseln, weil sie schon Kontakte zu Bundestrainer Thomas Kremer hatte, Zudem verfügt die Dortmunder Leichtathletik-Vereinigung mit Thomas Czarnetzki über einen äußerst fachkundigen Sprint-Coach, der Thomas Kremer als Co-Trainer eifrig unterstützt.

Die letztjährige Weltrangliste-Dritte über 100 Meter in der Klasse U20 belegt in Gelsenkirchen an der Westfälischen Hochschule den Studiengang Journalismus und Public Relations und befindet sich zurzeit im fünften Semester. In ihrer knapp bemessenen Freizeit schreibt und liest sie recht gerne - vor allem Printmedien.

Lilly Kaden entdeckt mit sieben Jahren ihr Herz für die Leichtathletik

Lilly Kaden, die zwischenzeitlich auch Handball spielte, entdeckte bereits im Alter von sieben Jahren beim VfL Winterbach (Baden-Württemberg) ihre Liebe zur Leichtathletik und war von Beginn an mit großer Leidenschaft bei der Sache. Meist trainierte sie zweimal in der Woche und nahm regelmäßig an Wettkämpfen teil. Allerdings konnte sie das Siegertreppchen damals oft nur aus der Ferne betrachten. „Ich bin in meiner Anfangszeit nie durch meine Schnelligkeit aufgefallen, war in keinem Kader und habe ich keine Titel gewonnen, weil ich recht klein und dünn war. Klein bin ich immer noch, aber während der Pubertät hat sich mein Körper verändert. Ich habe muskulär zugelegt, sodass ich jetzt über eine wesentlich bessere Schubkraft verfüge", erläutert die frühere Winterbacherin, die erst in der Klasse U16 den Durchbruch schaffte. Auf ihrer sportlichen Visitenkarte stehen inzwischen neben ihrem jüngsten U23-EM-Titel unter anderem auch ihre deutsche Vizemeisterschaft über 100 Meter bei den diesjährigen deutschen U23-Meisterschaften in Koblenz (11,43 Sek.), ihre letztjährige deutsche Jugendmeisterschaft über 100 Meter in Heilbronn (11,32 Sek.) sowie zwei dritte Plätze über 100 Meter bei den deutschen U16-Meisterschaften 2016 in Bremen (12,26 Sek.) und bei deutschen U18-Titelkämpfen 2017 in Ulm (11,69 Sek.).

Großartige Unterstüzung durch die Eltern

Lilly Kaden ist ihren Eltern Arnold und Beatrice Kaden, die sie in allen Belangen unterstützen, unwahrscheinlich dankbar. Bei wichtigen Wettkämpfen sind sie immer dabei. Leichtathletisch vorbelastet ist Lilly ein wenig durch ihren Großvater Paul Ivanfi, der früher einmal Hochspringer war. Ihr Herz für die Leichtathletik hat auch ihre drei Jahre jüngere Schwester Viktoria entdeckt.