Die zwei zentralen Fragen vor dem Finale lauteten nur: Bringen die DLV-Sprinterinnen den Stab sicher ins Ziel? Und: Können sie im Vergleich zum pfeilschnellen Vorlauf (43,24 Sek.) noch einmal zulegen? Auf die beiden Fragen gaben Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund), Keshia Kwadwo (LC Paderborn), Sophia Junk (LG Rhein-Wied) und Talea Prepens (TV Cloppenburg) eine mehr als eindeutige Antwort: JA!
Mit dieser Antwort war zugleich klar, dass keine weitere Staffel würde folgen können. Die deutschen Sprinterinnen, mit zwei Einzelmedaillen-Gewinnerinnen (Kaden und Junk) sowie zwei Titelverteidigerinnen (Kwadwo und Junk) im Team, dominierten das Finale von Beginn an und blieben sogar erneut unter dem bisherigen Meisterschaftsrekord, den sie schon im Vorlauf unterboten hatten. Am Ende gab’s die nächste deutsche Staffel-Goldmedaille in 43,03 Sekunden.
Vorbildliche Wechsel sind entscheidend
„Das Ziel war es, alle Wechsel durchzubringen. Wir wussten, wenn das klappt, können wir nur gewinnen“, sagte Keshia Kwadwo, die sich einen Tag nach ihrem 22. Geburtstag nachträglich noch selbst ein Geburtstagsgeschenk bereitete. „Druck hatten wir vorher wenig, nur Unsicherheit wegen des Stromausfalls, weil wir nicht genau wussten, wann’s wieder losgeht.“ Zum Schluss richtete sie auch noch einen Dank an die Ersatz-Athletinnen: „Danke an Tina und Marina für eure Unterstützung!“
Spätestens nach dem Vorlauf war klar: Der Sieg wird nur über die DLV-Sprinterinnen gehen. Die U23-Europameisterin Lilly Kaden brachte das Quartett ins Rennen, Keshia Kwadwo, die sich nach Zeiten von 11,55 Sekunden im Vor- und 11,45 Sekunden im Zwischenlauf nicht für das 100-Meter-Finale qualifizieren konnte, flog auf der Gegengeraden an der Konkurrenz vorbei, Vize-Europameisterin Sophia Junk (LG Rhein-Wied) spielte in der Kurve ihre Stärke aus und Talea Prepens (TV Cloppenburg) brachte den Stab sicher ins Ziel.
Die Zeit: 43,26 Sekunden: Meisterschaftsrekord! Und 21 Hundertstel schneller als zwei Jahre zuvor in Gävle (Schweden), wo 43,45 Sekunden die Goldmedaille gebracht hatten, auch damals schon mit Keshia Kwadwo und Sophia Junk im Team.
4 x 400-Meter-Staffel mit Brenda Cataria-Byll auf Platz vier
Noch ein letztes Mal hieß es "Kräfte mobilisieren" für die Stadionrunde. Und das für Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) und Mona Mayer (LG Telis Finanz Regensburg) schon zum vierten beziehungsweise sogar fünften Mal im Rahmen der Meisterschaften sowie nur wenige Stunden nach dem Staffel-Vorlauf. Nach dem klaren Sieg vom Vormittag wurde es am Abend deutlich härter, was sich schon daran zeigte, dass nach der ersten Stabübergabe von Brenda Cataria-Byll (LG Olympia Dortmund) an Lisa-Sophie Hartmann (VfL Sindelfingen) und dem Ende der Kurvenvorgabe nicht die Führung, sondern ein umkämpfter dritter Platz die Ausgangslage für den weiteren Rennverlauf bildete.
Lisa-Sophie Hartmann übergab hinter Frankreich und Tschechien sowie knapp vor Polen den Stab an Luna Thiel, die die dritte Position bis kurz vor dem letzten Wechsel halten konnte. Knapp zogen die Polinnen dann noch vorbei und Schlussläuferin Mona Mayer konnte mit einem schnellen Antritt die Tschechin Barbora Malikova hinter sich lassen. In dieser Konstellation ging's auf die Zielgerade, und da war es die Tschechin, die das letzte Wort hatte. Die 19 Jahre junge U23-Vize-Europameisterin hatte auf den letzten 100 Metern das beste Stehvermögen und schob sich von Rang vier noch auf den ersten Platz nach vorne – Gold für Tschechien in 3:30,11 Minuten vor Frankreich (3:30,33 Min.) mit neuem U23-Landesrekord vor Polen (3:30,38 Min.).
Für die deutsche Staffel gab es Platz vier ebenfalls mit einer herausragenden Zeit: 3:30,72 Minuten waren drei Sekunden unterhalb der Zeit, mit der die deutsche Staffel zwei Jahre zuvor U23-EM-Bronze geholt hatte. "Das war mehr Arbeit als im Vorlauf", bestätigte Luna Thiel anschließend, "mit so vielen Läufen in den Beinen wurde es noch mal anstrengend. Aber es waren auch Athletinnen vieler anderen Nationen am Start, die viele Rennen in den Beinen hatten. Die hatten heute vielleicht ein Quäntchen mehr Glück. Aber Platz vier ist ein super Ergebnis!"
Hanna Meinikmann Achte im Kugelstoßen
Im Kugelstoßen der Juniorinnen konnte sich Hanna Meinikmann (TV Wattenscheid) in der Qualifikation mit 15,90 Meter einen Platz im Finale ergattern und kam dort mit 15,87 Meter auf einen respektablen achten Rang. Im Stabhochsprung meisterte Anne Berger (VfL Gladbeck) 4,05 Minuten. Damit konnte sie sich allerdings nicht für den Endkampf qualifizieren.