Leichtathletik steht auch 2021 vor coronabedingten Herausforderungen

Am Wochenende wurden die Uhren zurückgestellt. Der Vorsitzende des westfälischen Verbands-Leichtathletik-Ausschusses, Bernhard Bußmann, hätte auf der virtuellen Wettkampfwarte-Tagung am Samstag (24. Oktober) die Zeit auch am liebsten zurückgestellt, denn bis Mitte März war die Leichtathletik-Welt noch in Ordnung. Die Corona-Pandemie hat in der Leichtathletik in diesem Jahr jedoch alle Pläne über den Haufen geworden, sodass im wahrsten Sinne vier Monate nichts mehr lief.

Trotz der desolaten Lage hat man im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) die Hoffnung nicht aufgegeben, den Wettkampfbetrieb auch unter den äußerst schwierigen Bedingungen möglichst zeitnah wieder aufzunehmen. Dabei war man sich stets der großen Verantwortung gegenüber allen am Wettkampfgeschehen Beteiligten bewusst. „Für die Kommission Wettkampforganisation sowie die Kampfrichterinnen und Kampfrichter war 2020 ein äußerst schwieriges Jahr. Wir haben uns in unserer Kommission fast wöchentlich per Videokonferenz getroffen, um Lösungen zu finden, wie es weiter gehen kann. Leider mussten wir alle westfälischen und NRW-Meisterschaften schweren Herzens absagen. Auch der Deutsche Leichtathletik-Verband war zum Handeln gezwungen und musste einen Großteil seiner Titelkämpfe, auch die, die in Westfalen stattfinden sollten, streichen", berichtete Bußmann.

Als der Corona-Lockdown im Juni sukzessive gelockert wurde, zeichnete sich für die Athletinnen und Athleten, die während der Zwangspause fleißig weiter trainiert hatten, ein Silberstreif am Horizont ab. Bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig, den deutschen Jugendmeisterschaften in Heilbronn, den deutschen U16-Meisterschaften in Halle an der Saale und den deutschen Mehrkampfmeisterschaften in Vaterstetten konnten sie ihr Leistungspotenzial wieder unter Beweis stellen.

Auch der VLA nahm nach dem rigorosen Lockdown verantwortungsvoll Lockerungen vor und ließ wieder Wettkämpfe zu. So fanden am 11. Juli und 15. August in Dortmund jeweils zwei Veranstaltungen mit mehr als 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Das detaillierte Hygienekonzept ließ bei beiden Meetings, die sich jeweils von 9 bis 24 Uhr erstreckten, keine Sicherheitsbedenken aufkommen. Das gleiche galt auch für die westfälischen U18/U16 Jugendmeisterschaften am 12./13. September in Hagen, wo sich alle Beteiligten vorbildlich verhielten.

„Ich möchte mich ganz herzlich bei allen Kampfrichterinnen und Kampfrichtern bedanken, die sich unter den äußerst schwierigen Bedingungen für diese Veranstaltungen von morgens bis abends zur Verfügung gestellt haben. Ich habe aber auch Verständnis für diejenigen, die sich aufgrund ihres Alters oder aus gesundheitlichen Gründen solch eine Mammutaufgabe nicht zugetraut haben", sagte Bernhard Bußmann.

Die VLA-Chef hatte nach den Lockerungen ursprünglich noch mehr Wettkämpfe in Westfalen erwartet, doch er wertet diese Zurückhaltung positiv: „Diese Reserviertheit zeigt, dass unsere Vereine mit den strengen Hygienebestimmungen in Absprache mit den Kommunen sehr verantwortungsvoll umgegangen sind. Da bin ich froh, dass einige bereits im Vorfeld offen gesagt haben, dass sie die detaillierten Auflagen nicht erfüllen konnten.“

Mädchen der Klasse W14 nutzen reduziertes Angebot

Trotz der starken Einschränkungen haben viele Athletinnen und Athleten die deutlich reduzierten Wettkampfangebote genutzt. So befinden sich in der westfälischen Bestenliste in der Klasse W14 über 100 Meter 185 Mädchen. Erfreulich war für Bernhard Bußmann auch, dass in der "Late Season" einige Kinderleichtathletik-Veranstaltungen stattgefunden haben.

Ein großes Problem bilden in diesem Jahr die stadionfernen Veranstaltungen. Mehr als 150 Läufe fielen beziehungsweise fallen noch in den kommenden Monaten der Corona-Pandemie zum Opfer. Die Hauptschwierigkeiten bilden bei stadionfernen Veranstaltungen nicht die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern die Begleitpersonen und Zuschauer, die sich bei den meisten Läufen nicht systematisch erfassen lassen, sodass im Falle einer Infektion keine Rückverfolgung gewährleistet ist. Bernhard Bußmann berichtete von zwei Laufveranstaltungen in Dortmund und Münster, bei denen beide Kurse komplett abgesperrt waren. Diese Restriktionen lassen sich jedoch nicht überall durchführen, sodass die Laufszene in Zukunft weiter vor großen Herausforderungen stehen wird.

Coronabedingt musste auch die Verleihung des Ehrenamtspreises 2019 am 13. März 2020 abgesagt werden – genauso wie vier von sechs Vereinsdialogen. Sobald es die Corona-Lage erlaubt, werden diese Veranstaltungen nachgeholt. Für dieses Jahr wird kein Ehrenamtspreis vergeben, damit es zeitlich zu keinen Überschneidungen kommt.

Winfried Vonstein geht Ende des Jahres in den Ruhestand

Ein wichtige Personalie steht für die westfälischen Leichtathleten in nächster Zeit an. Winfried Vonstein, der seit Dezember 2005 als Leistungssportkoordinator Leichtathletik (später in Leitender Landesdisziplintrainer umbenannt) für den Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) arbeitet, geht zum Jahresende in den wohlverdienten Ruhestand. Mit Sebastian Nowak steht schon ein Nachfolger bereit. Der frühere mehrfache Westfalenmeister im Weitsprung und bisherige Athletiktrainer des FLVW-Mädcheninternats arbeitet sich momentan in seine neue Aufgabe ein.

2021 wird wie 2020 wahrscheinlich kein einfaches Jahr werden. Eine große organisatorische Herausforderung für den DLV und den FLVW wird unter anderem die Durchführung der deutschen Hallenmeisterschaften am 21./22. Februar in Dortmund bilden. Ob diese zweitägige Veranstaltung mit oder ohne Zuschauer stattfinden wird, bleibt vorerst offen. Der DLV hofft auf eine Fernsehübertragung an beiden Tagen.

„Wir können noch so gut planen, entscheidend wird sein, wie sich die Infektionszahlen in den kommenden Monaten entwickeln", betonte Bernhard Bußmann. Der VLA-Vorsitzende ist davon überzeugt, dass die Leichtathletik unter Corona-Bedingungen auch 2021 durchführbar ist.