"Leichtathleten haben Sponsoren einiges zu bieten"

"Gemeinsam für Olympia – Leichtathletik trifft Wirtschaft". So lautete das zentrale Thema einer Informationsveranstaltung, die im Großen Saal der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund stattfand.

Ausgeleuchtet wurde die Themenstellung aus verschiedenen Perspektiven. So scherzte Moderator Wolfgang Poschmann zu Beginn der Veranstaltung: „Wir hatten früher immer ein gutes Verhältnis zur Wirtschaft, denn nach dem Training ging es für uns meist in die Wirtschaft.“

Doch die Zeiten haben sich geändert. Statt auf Kneipentour müssen die Leichtathleten heutzutage auf Sponsorensuche gehen. Schwierig nachzuvollziehen ist dabei jedoch, dass die potentiellen Förderer trotz der vielen Erfolge, die die Leichtathleten auf den verschiedenen Ebenen vorzuweisen haben, bei den Vereinen nicht Schlange stehen.

"Es können auf jeden Fall einige mehr sein", betonte Uwe Samulewicz, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Dortmund, die seit 20 Jahren Hauptsponsor der LG Olympia Dortmund ist. Samulewicz hat  auch nichts dagegen, wenn sich ein Mitbewerber der Sparkasse Dortmund bei der Dortmunder Leichtathletik-Vereinigung engagiert:. „Wer den Sport unterstützt, gibt Kitt für unsere Gesellschaft. Bei der LG Olympia Dortmund profitieren nicht nur die Spitzensportlerinnen und -sportler, sondern auch 1.800 Kinder und Jugendliche davon", sagte der Dortmunder Sparkassen-Chef.

Pfunde, mit denen die Dortmunder Leichtathletik momentan wuchern kann, sind nach Aussage von Pierre Ayadi, dem Cheftrainer der LG Olympia Dortmund,  zurzeit die NRW-Sportschule, das Sportinternat, das Stadion Rote Erde, die Helmut-Körnig-Halle, die in Zukunft auf sechs Rundbahnen erweitert wird, und die Nähe zur Technischen Universität Dortmund. Aufgrund dieser guten Rahmenbedingungen konnte die LG Olympia Dortmund daher in der abgelaufenen Saison 21 Deutsche Meisterschaften gewinnen und kann inzwischen zehn Bundeskaderathleten stellen. Wenn dieses hohe Niveau gehalten und womöglich noch ausgebaut werden soll, reichen die optimalen Strukturen in der Dortmunder Leichtathletik  allein nicht mehr aus.

„Wir brauchen auf jeden Fall noch weitere Sponsoren. Wer die Leichtathletik fördert, kann mehr im Blickpunkt stehen, als wenn er bei Borussia Dortmund lediglich an 27. Stelle auf der Sponsorenliste steht", erläuterte Pierre Ayadi. Seiner Meinung nach sollte man den Begriff Sponsoring durch Partnerschaft ersetzen, denn die Leichtathletik hat für Wirtschaftunternehmen durch ihre vielen großen und kleinen Helden, ihre ungeheure Vielseitigkeit und ihre enorme Faszinationskraft vieles zu bieten.

Michael Adel, Geschäftsführer der IHK zu Dortmund, berichtete von Untersuchungen, bei denen man herausgefunden hat, dass man einen Einzelsportler besser vermarkten kann als eine Mannschaft. Als Beispiel nannte er in diesem Zusammenhang Dirk Nowitzki, der einer der größten Basketballer aller Zeiten ist. Viele Sportfans kennen ihn, nicht aber seine Mannschaft.

Spitzensportler bringen viele Kompetenzen mit

Spitzensportlerinnen und -sportler bringen oft Kompetenzen mit, von denen sie auch im Beruf profitieren können. Sie verfügen über Teamfähigkeit, Leistungsbewusstsein, Zielstrebigkeit und Disziplin. Für Frank Busemann geht es im Sport aber nicht nur ums Gewinnen. „Man lernt im Sport, dass es ein Ziel und einen Weg gibt. Die Strecke ist oft mit vielen Stolpersteinen gepflastert. Aufgeben gibt es dabei nicht. Wenn man das gelernt hat, ist man auch im Beruf erfolgreich", sprach der Zehnkampf-Olympiazweite von Atlanta (1996) aus eigener Erfahrung.

Die Aussage von Frank Busemann kann der inzwischen 43-jährige Ingo Schulz nur bestätigen. „Meine sportliche Laufbahn war eine äußerst prägende Phase für mich. Die Eigenschaften, die mich dort geformt haben, nehme ich auch heute noch mit in den Alltag.“ Der frühere 400m-Europameister von München (2002) und Vize-Weltmeister von Edmonton (2001) arbeitet inzwischen als Teamleiter bei der Hamburg Energie und versucht in dieser Funktion, seinen Beitrag zur Energiewende zu leisten.

Der Deutsche Hallen-Vizemeister über 400 Meter und EM-Teilnehmer Torben Junker (LG Olympia Dortmund) ist im Gegensatz zu Frank Busemann und Ingo Schulz noch aktiv. Er arbeitet als IT-Administrator bei einem Unternehmen für Damenbekleidung in Oelde. „Mein Arbeitgeber hat sehr viel Verständnis für meine sportlichen Ambitionen. Das ist heutzutage nicht überall der Fall. Ich stimme mit ihm ab, welche Ziele er hat und welche Ziele ich habe. So ergibt sich eine Win-Win-Situation für beide Seiten", betonte der 27-jährige Viertelmeiler.

Wolf-Dieter Poschmann sprach auch im Rahmen der Diskussionsrunde das Thema Olympia im Revier im Jahre 2032 an. „Wir werden jetzt damit anfangen, dafür die Weichen zu stellen. Was unsere Sport-Infrastruktur anbetrifft, sind 80 Prozent der Anlagen bei uns schon vorhanden. 20 Prozent müssen noch hinzukommen. Unsere Region zeichnet die große Sportbegeisterung der Menschen aus. Wenn wir den Zuschlag erhalten, werden nicht nur der Sport, sondern auch die bei uns ansässigen Unternehmen profitieren. Eine größere mediale Aufmerksamkeit kann man nicht erhalten", erklärte Dortmunds Sport-Dezernentin Birgit Zörner.