"Wir haben etwas gemeinsam", sagte DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg in ihrer Begrüßung zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern von fußball+. "Die Leidenschaft für den Fußball!" Während auf den Plätzen fast jeder vierte Fußballer bzw. jede vierte Fußballerin aus einer Familie mit einer Einwanderungsgeschichte stammt, spiegelt sich dieser Anteil in den Entscheidungsstrukturen des Fußballs bisher jedoch nur unzureichend wider.
"Wenn ich mir die Zahlen zur Vielfalt in den Gremien anschaue, ist das erst mal ernüchternd", räumt Günter Distelrath ein. Der für Vielfalt und Antidiskriminierung verantwortliche DFB-Vizepräsident fordert auf zur raschen und konsequenten Veränderung. Eine Forderung, der auch Hannelore Ratzeburg am Freitag zustimmte: "Wir müssen die Gesellschaft abbilden und vielfältiger werden."
Das Leadership-Programm ist ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen. fußball+ beinhaltet verschiedene Facetten der Qualifizierung, Förderung und Vernetzung für die 25 Mentees, deren Familie in erster, zweiter oder dritter Generation in Deutschland leben und die sich bereits im Verein oder Verband ehrenamtlich engagieren.
Mentee Atasever: Vereinsgründung in Berlin
Alya Atasever zum Beispiel gründete vor rund fünf Jahren ihren eigenen Verein, den USC Berlin, bei dem sie als Trainerkoordinatorin tätig ist und teils auch selbst als Trainerin auf dem Platz steht. Von der Teilnahme an fußball+ erhofft sich die Mentee Einblicke in die Verbandsarbeit: "Es interessiert mich, welche Rolle ich in der Zukunft beim DFB einnehmen könnte."
Auch Martin Nowak aus dem Fußball-Verband Mittelrhein möchte während des Leadership-Programms wertvolle Netzwerke knüpfen. Beim TuS Schmidt füllt er unzählige Funktionen aus, sitzt unter anderem im Hauptvorstand, ist Ehrenamtsmanager und in der Jugendarbeit aktiv. "Persönlichkeitsentwicklung", antwortet er auf die Frage, was er sich von fußball+ noch erwarte.
Atasever und Nowak sind nur zwei Beispiele, die aus knapp 200 Bewerbungen ausgewählt wurden und in den kommenden Monaten von Mentorinnen und Mentoren begleitet werden. Die sorgfältig zusammengesetzten Mentoring-Tandems werden sich regelmäßig persönlich oder digital austauschen.
Mentor Isufaj: "Der DFB muss Vertrauen schenken"
"Die jungen Menschen sind hungrig und möchten sich einbringen", ist sich Ferit Isufaj vom Südwestdeutschen Fußball-Verband sicher. 1992 kam der Ehrenamts- und Integrationsbeauftragte als junger Mann aus Albanien nach Deutschland, integrierte sich auch dank des Fußballs in die Gesellschaft und übernimmt nun bei fußball+ die Rolle des Mentors. Seine Forderung: "Der DFB und die Landesverbände müssen den Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund Vertrauen schenken und sie aktiv in die Verbandsarbeit integrieren." Zu viele gute Ideen wanderten in Schubladen, kämen nicht in die Umsetzung, meint Isufaj.
Seinen Mentee Mergim Ramadani fragte er daher auch, ob er gewillt sei, im Verband konkret etwas voranzutreiben. "Ja", antwortete der Beisitzer im Vorstand des VfL Fontana Finthen. Wie das Duo dieses Ziel anstreben wird, auch darum soll es in den kommenden Wochen und Monaten in ihren Treffen gehen. Bevor dieser tiefergehende Austausch zwischen Mentor und Mentee fortgesetzt wird, steht für die Mentees zunächst ein interessantes Seminarprogramm an. Am Samstag und Sonntag nehmen sie an Workshops zu den Themen "Führung im Ehrenamt", "Kommunikation" und "Veränderungsmanagement" teil. "Ich freue mich schon auf die Seminare und den weiteren Austausch mit den anderen Mentees", blickt Mergim Ramadani dem Wochenende mit Vorfreude entgegen. "Mich interessiert vor allem, wie die anderen mit ihren Alltagsproblemen im Verein umgehen."
fußball+ wird unterstützt durch das Bundesprogramm "Zusammenhalt durch Teilhabe" und gemeinsam mit der Führungs-Akademie des DOSB umgesetzt. Das Angebot ist dreigeteilt in Präsenzseminare, Online-Module und den kontinuierlichen Austausch zwischen Mentor*in und Mentee.