Auf ihrem Weg habe sie immer die volle Rückendeckung gespürt. „Ich wurde unterstützt, wo es nur geht“, denkt sie an internationale Trainingslager in Europa und sogar in den USA. So verbindet die gebürtige Osterwickerin zahlreiche schöne Erinnerungen mit ihrem Heimatverein. „Es ist auch nicht selbstverständlich, an jedem zweiten Wochenende für Wettkämpfe quer durch die Republik zu fahren“, betont sie.
Letztendlich lag der Wechsel aber in gewisser Weise auf der Hand. „Ich wohne und lebe bereits seit drei Jahren in Münster“, erzählt die 22-Jährige. Dort studiert sie an der Westfälischen Wilhelmsuniversität Jura. Aus diesem Grund trainierte sie bereits eine längere Zeit unter der Woche in Münster, startete allerdings noch im Rot der LG Rosendahl. „Über die Spitzenförderung der Uni durfte ich die Sporthalle, das Stadion und den Kraftraum nutzen“, verrät die Athletin. Als im November allerdings der zweite Corona-Lockdown verkündet wurde, musste die Nutzerzahl der Sportstätten reduziert werden – von dieser Entwicklung war auch Kerstin Schulze Kalthoff betroffen. „Die einzige Möglichkeit, um weiter in Münster trainieren zu können, war ein Wechsel“, erklärt sie.
Dass sie von diesem Schritt profitieren wird, davon ist die Studentin überzeugt. „In Münster gibt es natürlich professionellere Trainingsmöglichkeiten als in Rosendahl“, gesteht sie. Sie erhofft sich, dadurch auch ihre Leistungen weiter vorantreiben zu können. Besonders weil für sie ab 2021 ein weiterer Wechsel ansteht: der von der U23-Junioren- in die Frauenklasse. „In den vergangenen zwei Jahren bin ich bei den Frauen bereits gestartet. Da weht ein ganz anderer Wind“, weiß die Leichtathletin. Um sich bestens auf die anstehenden Wettbewerbe vorzubereiten, trainiert sie trotz Corona-Einschränkungen weiterhin täglich. „Dank einer Ausnahmeregelung für den Leistungssport“, atmet sie auf. So absolviert sie sieben bis zehn Einheiten in der Woche – mit einem klaren Ziel vor Augen. „Ich will mich weiter in die Bundesspitze vorarbeiten“, macht Kerstin Schulze Kalthoff deutlich. Ihre Paradedisziplin: 3.000 Meter Hindernis-Lauf. Im August hat sie mit dem achten Platz bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig bereits gezeigt, welches Potenzial in ihr steckt.
Wie genau sich das kommende Sportjahr für sie gestaltet, hängt aktuell noch in der Schwebe. „Die Hallensaison ist wohl fraglich, aber ich rechne mit einer vollen Leichtathletik-Saison“, wagt die 22-Jährige eine Prognose. Im Juni 2021 würden dann auch wieder die Deutschen Meisterschaften anstehen. Die Norm für eine Qualifikation im Hindernislauf auf 3.000 Meter liegt bei 10,50 Minuten. „Meine Bestzeit ist aktuell 10,26 Minuten, die soll aber weiter gedrückt werden – immer weiter an die Zehn-Minuten-Grenze“, will sich Kerstin Schulze Kalthoff unbedingt qualifizieren. „Vielleicht reicht es ja dieses Mal für die Top sechs.“ Bis dahin muss sie allerdings noch ordentlich schwitzen. „Ich werde bestimmt auch mal Trainingseinheiten in Rosendahl einplanen“, zwinkert sie. Auch im roten Trikot der LG Brillux Münster soll die Verbundenheit zum Heimatverein schließlich bestehen.
Das sagt ihr langjähriger Trainer
Den Schritt kann er voll und ganz nachvollziehen. „Uns ist es ein großes Anliegen, dass sich Kerstin weiterhin entwickeln kann. Dass sich der Wechsel zur LG Brillux Münster jetzt ergeben hat, macht absolut Sinn", erklärt Ingo Röschenkemper. Er hat die 22-jährige Osterwickerin seit ihren Anfängen 2009 über die elf Jahre als Trainer begleitet. „Dass so eine tolle Athletin den Verein verlässt, ist natürlich trotzdem schade", gesteht Röschenkemper. Schließlich sei Kerstin Schulze Kalthoff ein Aushängeschild der LG gewesen. „Sie hat eine beeindruckende Entwicklung hingelegt. Den Schritt in die Bundesspitze trau ich ihr definitiv zu", sagt der langjähriger Trainer ihr eine rosige Zukunft voraus.