Kenianer bestimmen das Renngeschehen beim 72. Paderborner Osterlauf

Durch den frühen Ostertermin befinden sich viele deutsche Top-Läuferinnen und -Läufer noch im Trainingslager und konnten daher am Samstag beim 72. Paderborner Osterlauf nicht starten. Auch die terminliche Nähe zu den Deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Hannover hielt einige vom Start in der Domstadt ab.

Die kenianischen Langstreckler bestimmten daher bei Deutschlands ältester Straßenlauf-Veranstaltung das Renngeschehen. Über 10km setzte sich Kipchirch Emmanuel Kiporono (Kenia) in der neuen Weltjahresbestzeit von 27:26 Minuten vor seinen beiden Landsleuten Douglas Kipserem (28:19 Min.) und Ezra Kipchumba Kering (28:59 Min.) durch. Sieger Kiprono, der bereits nach drei Kilometern mit einer Zwischenzeit von 8:10 Minuten klar in Führung lag, unterbot die Weltjahresbestzeit um zehn Sekunden. Im Vorjahr war er in der Domstadt Dritter in 28:18 Minuten geworden.

Als bester deutscher Läufer belegte Jens Nerkamp (SV Grün-Weiß Kassel), der sich um 19  Sekunden auf respektable 29:20 Minuten verbesserte, den neunten Rang. „Ich freue mich riesig über diese Zeit. Ich wusste nicht, was für mich zurzeit möglich ist, weil ich momentan ein Marathontraining in den Knochen habe. Ende April möchte ich nämlich erstmals bei den Deutschen Marathonmeisterschaften in Düsseldorf über die klassische Distanz starten. Im Training habe mich in der vergangenen Woche ganz gut gefühlt, sodass meine gute Zeit in Paderborn eine logische Folge meiner optimalen Vorbereitung war“, erklärte der 28-jährige Kasseler, der im vergangenen Jahr durch einen Fersensporn stark gehandicapt war. Erst im Januar konnte er wieder schmerzfrei trainieren. Die Grundlage für seine heutige Leistung legte er im Februar bei einem zweiwöchigen Trainingslager in Albufeira (Portugal). Bei seinem Marathon-Debüt in Düsseldorf möchte er unter 2:20 Stunden bleiben. Zuvor startet er aber noch bei den deutschen Halbmarathonmeisterschaften in Hannover. „Bisher bin ich bei deutschen Meisterschaften immer nur Vierter geworden. Nun bin ich gespannt, was dieses Mal geht“, sagte der sichtlich zufriedene Germanistik-Student. Jens Nerkamp am nächsten kamen von den DLV-Vertretern auf der 10km-Distanz Philipp Reinhardt (LC Jena, 29:45 Min) und Jens Mergenthaler (SV Winnenden, 29:57 Min).

Neuer Streckenrekord bei den Frauen

Der Lauf der Frauen über 10km war eine klare Angelegenheit für Dorcas Jepchirir Tuitoek (Kenia), die nach einem beeindruckenden Lauf in 31:00 Minuten nur 15 Sekunden unter dem bisherigen Streckenrekord ihrer Teamkollegin Gladys Kimaina blieb. Eine starke Vorstellung bot Deborah Schöneborn (LG Nord Berlin). Die 24-jährige Schwester von Fünfkampf-Olympiasiegerin Lena Schöneborn verfehlte als Siebte mit 34:01 Minuten ihre persönliche Bestzeit lediglich um 15 Sekunden. Wegen ihres Medizinstudiums hat sich Deborah Schöneborn 2016 vom modernen Fünfkampf 2016 verabschiedet und konzentriert sich nur noch auf die Leichtathletik.

„Meine heutige Zeit geht in Ordnung, denn ich komme gerade aus einem Trainingslager im Schwarzwald. Dort ging es ganz schön bergauf und bergab, sodass ich nicht genau wusste, was ich heute drauf hatte“, erklärte die angehende Medizinerin, deren nächstes Ziel am kommenden Wochenende die Studenten-Weltmeisterschaften im Crosslauf in St. Gallen (Schweiz) sind.

Im Halbmarathonlauf gab es einen Vierfach-Erfolg für Kenia. Schnellster der Ostafrikaner war Philemon Kacherian in der neuen persönlichen Bestzeit von 1:01:54 Stunden. Frank Schauer (Tangermünder Elbdeichmarathon), der einen Tag zuvor aus einem vierwöchigen Höhentrainingslager in Potchefstroom (Südafrika) zurückgekehrt war, steigerte sich als Fünfter um eine Minute auf 1:04:50 Stunden. Der 29-jährge Maschinenbau-Student, der in Südafrika in einer Höhe von 1.400 Metern trainierte, verbesserte sich im vergangenen Jahr im Marathonlauf auf 2:16:30 Stunden. „Mein Ziel ist es, bei den Europameisterschaften in Berlin zu starten. Daher musste ich noch einen Leistungsnachweis von 1:07 Stunden im Halbmarathon erbringen. Das habe ich heute geschafft, sodass ich hoffe, in Berlin dabei zu sein“, erklärte der deutsche Marathonmeister von 2013, der Ende April beim Hamburg-Marathon noch einmal über die klassische Distanz starten möchte. Bei den Frauen gelang Cyntia Jerop (Kenia) im Halbmarathon-Lauf ein sicherer Start-Ziel-Sieg in 1:12:53 Stunden vor der Belgierin Karen van Poryen (1:18:16h). Ilka Wienstroth (TSE 1890 Bielefeld) gefiel als Dritte mit 1:27:35 Stunden.

Jens Mergenthaler beim Nachwuchscup knapp vorn

Beim zweiten Wertungslauf des „Deutschen Nachwuchsläufer-Cup 2018“ unter der Schirmherrschaft des DLV und der German Road Races (GRR) setzte sich über 10km in der Klasse U23 überraschend Jens Mergenthaler (SV Winnenden) in 29:57 Minuten knapp vor Vorjahressieger Lukas Eisele (LG Filder, 29:58 Min.) durch. Bei den Nachwuchsläuferinnen gefiel in der Klasse U20 vor allem Lena Ritzel (VfL 1860 Marburg), die nach 37:43 Minuten im Ziel war und im Gesamtklassement einen respektablen 13. Rang belegte. In der Klasse U18 zeigte Sophie Kretschmer (LAC Aschersleben) in 39:15 Minuten wie im Vorjahr (38:40 Min.) wieder allen die Fersen. Die 17-jährige Ascherslebenerin möchte in diesem Jahr auch in der Gesamtcup-Wertung wieder vorn liegen. „Das Leistungsniveau in Paderborn litt ein wenig darunter, dass die schnellen Läuferinnen und Läufer der LG Olympia Dortmund noch im Trainingslager in Flagstaff weilen. Bei den nächsten Wertungsrennen wird der Cup sicherlich richtig Fahrt aufnehmen“, zeigt sich Christoph Kopp, der als Rennleiter zum zehnten Mal in Paderborn dabei war, optimistisch.

Mit 11.597 Läuferinnen und Läufern fand der Osterlauf wieder einen guten Zuspruch. Der Teilnehmerrekord aus dem Jahr 2016 (11.701) wurde nur knapp verfehlt.