„Da habt ihr eine Diskussion angeregt!“ „Ihr habt wachgerüttelt!“ – noch lange standen Vereinsvertreterinnen und -vertreter im Mindener Kreishaus zusammen, unterhielten sich über das Gehörte, waren betroffen und voller Tatendrang. Zwei Stunden Informationen waren diesen Gesprächen vorausgegangen. „Das war eine gute Mischung“, fasste Thorsten Schwier von Union Minden zusammen.
Die gute Mischung war ein Dreiklang aus geschichtlichen Fakten, einer Übersicht von Hilfsangeboten und Ansprechpartnern sowie praktischen Tipps im Umgang mit rechtsextremen und nationalistischen Äußerungen, Gedankengut und Kleidung. Vor allem auf dem „Markt der Möglichkeiten“ am Ende der Veranstaltung wurden Kontakte geknüpft und Materialien eingesammelt.
"Klare Kante" vom FLVW-Präsidenten
Nach der Begrüßung durch Kreisdirektorin Cornelia Schöder zeigte vor allem FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski klare Kante gegen Rechts. „Der Verband kann und will dem nicht tatenlos zusehen. Es ist an der Zeit, Rassismus als Ausschlussgrund in die Satzung aufzunehmen“, so Walaschewski. „Wir alle hier sind verantwortlich dafür, ein Bewusstsein zu schaffen, dass Antisemitismus keine Bagatelle ist. Wer schweigt, stimmt zu. Das darf der Sport nicht noch einmal.“
„Nicht noch einmal“ – war dann auch die Überschrift für die Ausführungen eines weiteren Gastes. Professor Dr. Lorenz Peiffer von der Universität Hannover beschrieb die Rolle des Fußballs in der NS-Zeit. Betroffenes Schweigen im Saal machte sich vor allem bei seinen Ausführungen über das Verhalten der Vereine im Kreis breit, die, wie so viele andere, bereits 1933 die Arisierung im Sport vorantrieben. Die Einführung des Hitlergrußes, der Ausschluss jüdischer Fußballer, Mitgliederversammlungen in SS- und SA-Uniformen und nicht zuletzt die kollektive Amnesie auch im Sport nach 1945 machten die deutsche Geschichte greifbar.
„Die Wertevermittlung von Toleranz-Respekt-Menschenwürde, das muss Eingang finden in die Trainer- und Übungsleiterausbildung“, mit seiner Forderung erntete Peiffer dann auch Kopfnicken von vielen. „Diese Hinweise auf die Vergangenheit und konkrete Hilfestellungen wie die ehrenamtlichen Kräfte mit Diskriminierung umgehen können, tun Not“, so Peiffer.
Sich positionieren: Hilfe für Vereine angeboten
Und diese Hilfestellungen bekamen die Anwesenden dann von Christopher Schwender von der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus im Regierungsbezirk Detmold. Er machte das Angebot die FLVW-Vereine sowohl präventiv als auch in konkreten Fällen zu unterstützen – kostenlos. So einige im Saal schrieben dann auch Telefonnummer und E-Mail-Adresse der Beratungsstelle mit.
Aktuelle Fälle zeigte dann Patrick Arnold von der Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte auf. Seine mitgebrachten Fotos und Fangesänge als Beispiele für die Demonstration rechtsextremen Gedankenguts sorgten für Fassungslosigkeit, vor allem als er auf Follower und Likes im sechsstelligen Bereich für solche Aussagen in den sozialen Medien hinwies. Möglichkeiten für Vereine im Umgang damit hatte Arnold aber auch dabei. Er formulierte Vorschläge für Satzungen, Leitbilder, Verhaltenskodizes und Hausordnungen und wies darauf hin, dass nur dies den Vereinen die Möglichkeit gibt, ein Platzverbot auszusprechen. „Ich weiß, es ist eine Herausforderung und eine zusätzliche Belastung für Sie im Ehrenamt. Aber es ist Zeit sich zu positionieren“, so Arnold.
Und genau in diesem Bewusstsein fuhren viele der Anwesenden wieder zurück nach Hause, in ihre Vereine. „Das wollten wir erreichen und ich bin mir sicher, dass diese Veranstaltung nicht die einzige bleiben wird“, resümierte FLVW-Präsident Walaschewski. „Wir werden uns nicht wegducken!“