Heinz-Dieter Antretter nimmt nach 37 erfüllten Jahren Abschied von Kaiserau

In die Vorfreude auf den bevorstehenden Ruhestand mischte sich bei Heinz-Dieter Antretter auch eine gehörige Portion Wehmut. Der langjährige Landestrainer des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) und Leichtathletik-Abteilungsleiter, der 37 Jahre lang die Geschicke der westfälischen Leichtathletik entscheidend mit geprägt hat, wurde heute vom FLVW-Vizepräsident Leichtathletik, Peter Westermann und dem Vorsitzenden des Verbands-Leichtathletik-Ausschusses (VLA), Bernhard Bußmann, in seinen neuen Lebensabschnitt verabschiedet.

„Ich habe Heinz-Dieter Antretter bewundert, dass er sich neben seinen ureigensten Bereichen Lehre, Ausbildung und Training ab 2005 als Abteilungsleiter so vorbildlich in betriebswirtschaftliche Abläufe eingearbeitet hat. Darüber hinaus hat er immer unseren Verband im Deutschen Leichtathletik-Verband, im Landessportbund NRW und in der NRW-Leichtathletik hervorragend vertreten", würdigte Peter Westermann die großen Verdienste des scheidenden FLVW-Mitarbeiters.

„Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, wenn man weiß, dass man an den Ort, an dem man mehr als die Hälfte seines Lebens verbracht hat, als Mitarbeiter nicht wieder zurückkehren wird. Das macht schon wehmütig", beschrieb der zukünftige Ruheständler seine Gemütslage bei seinem Abschied.

Die langjährige positive Zusammenarbeit mit vielen netten Menschen im FLVW werden für Heinz-Dieter Antretter immer in Erinnerung bleiben. „Mir hat vor allem die Arbeit mit jungen Menschen sehr viel Freude bereitet, denn ich konnte ihnen meine Erfahrungen, die ich als Aktiver gesammelt habe, zusammen mit den Ausbildungsinhalten, die ich während meines Studiums erhalten habe, auf der Grundlage pädagogischer und didaktischer Erkenntnisse weitervermitteln. Das habe ich immer gerne gemacht und das hat mich entscheidend geprägt.“

Antretter konnte mit seiner großen fachlichen Kompetenz und seinem überzeugenden Auftreten Generationen von Sportlerinnen und Sportlern sowie Trainerinnen und Trainer für die Leichtathletik begeistern und sie bei der Entfaltung ihrer individuellen Potentiale unterstützen.

Deutscher Vizemeister im Zehnkampf 1979

Dabei kam dem gelernten Diplom-Sportlehrer und Diplom-Trainer, der einen Teil seiner Ausbildung zusammen mit dem früheren Leitenden Landestrainer des FLVW, Winfried Vonstein, absolvierte, entgegen, dass er früher selbst einmal erfolgreicher Zehnkämpfer war. Bis auf Gehen und Hammer konnte er daher alle leichtathletischen Disziplinen jungen Leuten vermitteln.

Sein Glanzstück als Aktiver lieferte Heinz-Dieter Antretter 1979 ab, als er bei den deutschen Mehrkampfmeisterschaften im Zehnkampf in Krefeld hinter dem Olympiazweiten von Montreal (1976) und früheren Weltrekordler, Guido Kratschmer (USC Mainz / 8.484 P.), mit 7.988 Punkten die Vizemeisterschaft gewann. Im selben Jahr hatte Antretter, der 1980 dem Olympiakader angehörte, mit 8.018 Zählern erstmalis die begehrte 8.000-Punkte-Marke im Zehnkampf überboten.

Der jetzige Ruheständler war ein Zehnkämpfer, der innerhalb der Vielseitigkeitsprüfung alle Disziplinen gut beherrschte und keinen Ausreißer nach unten hatte. Sein großer Vorteil war, dass er im Gegensatz zu anderen „Königen der Athleten“ im abschließenden 1.500-Meter-Lauf noch einmal richtig aufdrehen und mit Zeiten deutlich unter 4:15 Monaten im Gesamtklassement einige Plätze gut machen konnte. Darüber hinaus konnte er unter anderem die 400 Meter unter 50 Sekunden rennen und 7,50 Meter weit springen.

Während seiner Glanzzeit trug Heinz-Dieter Antretter das Trikot des ASV Köln und der LG Ahlen-Hamm. Begonnen hatte für ihn alles 1965 beim TV Voerde, mit dem er im Juniorenbereich dreimal deutscher Mannschaftsmeister im Internationalen Fünfkampf wurde. Parallel zur Leichtathletik spielte der spätere 8.000 Punkte-Zehnkämpfer noch Fußball und schaffte dabei sogar den Sprung in Auswahl-Mannschaften.

Wie vielen Übungsleiterinnen und Übungsleitern Heinz-Dieter Antretter während seiner Amtszeit zu einem Trainer-Schein verholfen hat, kann er nicht genau sagen. Seiner Meinung nach liegt die Zahl im vierstelligen Bereich. So zählten zu seinen erfolgreichen Absolventen unter anderem die frühere Doppel-Junioren-Europameisterin Sina Schielke, die Zwillinge Marc und Holger Blume, die in den 1990er Jahren zu den besten deutschen Sprinter zählten, der frühere westfälische Leichtathletik-Lehrwart Henning Eisfeld und der aktuelle Vorsitzende des Verbands-Leichtathletik-Ausschusses (VLA), Bernhard Bußmann.

Von 2005 bis 2021 Leichtathletik-Abteilungsleiter

Vielseitig war der erfolgreiche Zehnkämpfer auch während seiner langjährigen Tätigkeit beim FLVW. So übernahm er 2005 als Leichtathletik-Abteilungsleiter Aufgaben, die normalerweise Betriebswirte und nicht Diplom-Sportlehrer erledigen müssen. Doch er hatte dabei Unterstützung: „Ich bin vor allem Peter Westermann dankbar, der mich aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit an Buchhaltung, Etatplanung und verschiedene Verwaltungsabläufe herangeführt hat, mit denen ich vorher nur bedingt zu tun hatte. Das hat mir unwahrscheinlich geholfen und ich bin stolz, dass wir in den vergangenen Jahren im Bereich Leichtathletik immer in der Lage waren, unter Berücksichtigung der geplanten Etats eine schwarze Null am Jahresende abzuliefern.“

Heinz-Dieter Antretter arbeitete immer zielorientiert, äußerst zuverlässig und ungeheuer schnell. So verschickte er Protokolle meist einen Tag nach einer Sitzung oder einer Versammlung. Sein Arbeitsprinzip lautete: „Ich habe alle Dinge, die ich erledigen musste, immer zügig bearbeitet, weil ich dann noch alles noch im Kopf hatte. Das war für mich einfacher und somit auch schneller.“

Lehrer für Sekundarstufe I und II

Was die wenigsten wissen: Heinz-Dieter Antretter war, bevor er 1984 eine Anstellung beim FLVW erhielt, Lehrer mit den Lehrbefähigungen für die Sekundarstufe I und II. Von 1981 bis 1984 unterrichtete er unter anderem am Erzbischöflichen Gymnasium St. Michael in Ahlen Sport und Biologie. Die Stelle hatte ihm der langjährige DLV-Vize-Präsident Dieter Massin vermittelt.

Da es zur damaligen Zeit ein Überhang an Lehrern gab, bekam Heinz-Dieter Antretter immer nur Zeitverträge angeboten, die ihm keine langfristigen Perspektiven eröffneten, sodass er froh war, dass ihn der FLVW vor 37 Jahren verpflichtete.

Erfolgreiches Engagement bei Schiedsrichtern und bei Menschen mit Behinderung

Mit Dieter Massin, mit dem er noch heute befreundet ist, hat er in den 1980er Jahren vieles in Ahlen auf den Weg gebracht, so unter anderem die Mammutiade und den Jedermann-Zehnkampf. Darüber holten die beiden Leichtathletik-Enthusiasten zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen nach Ahlen, sodass sich die Stadt im Kreis Warendorf immer mehr zu einem Leichtathletik-Zentrum entwickelte.

Zu Heinz-Dieter Antretters Engagement im Sport zählt auch seine erfolgreiche Tätigkeit von 1984 bis 2008 im Behindertensport. Innerhalb dieses Zeitraums gewannen die von ihm betreuten Athletinnen und Athleten des TSV Bayer Leverkusen 50 Medaillen bei den Paralympics und internationalen Meisterschaften. Darüber hinaus machte er 20 Jahre lang Fußball-Bundesliga-Schiedsrichter fit für ihre Einsätze. Dabei ging es nicht um eine Ausdauer-Schulung, sondern auch um eine Verbesserung der Schnelligkeit und der Gewandtheit. Schließlich mussten die Unparteiischen so gut drauf sein, dass sie in der 90 Minute noch einen flotten Sprint hinlegen konnten.

Keine Langweile im Ruhestand

Heinz-Dieter Antretter wird nach seinem erfolgreichen Berufsleben nicht in ein Loch fallen, weil es das nicht geben wird. So ist er nicht nur sportlich, sondern auch handwerklich recht begabt. Daher wird er in Zukunft regelmäßig in seiner Hobbywerkstadt anzutreffen sein. Sein Lieblingswerkstoff ist Holz, aus dem er unter anderem schon Lampen und Stühle hergestellt hat. Darüber hinaus will er sich einen Hund, voraussichtlich einen Schäferhund, zulegen, der sein treuer Begleiter werden soll. Der Vierbeiner wird sicherlich einen positiven Einfluss auf seine Gesundheit haben – genauso wie der Sport in einer Fitness-Gruppe.

Natürlich wird sein Herz auch weiterhin für die Leichtathletik schlagen. „Zunächst habe ich dieses Kapitel erst einmal berufstechnisch abgeschlossen, aber ich hoffe, dass die Kontakte bestehen bleiben. Konkrete Pläne habe ich aber noch nicht.“