Samstagvormittage an der Dortmunder Strobelallee sind normalerweise sehr lebendig. Hier, auf der schmalen Straße, die das sportliche Epizentrum mit Helmut-Körnig-Halle, Stadion Rote Erde und dem Signal-Iduna-Park vom weitläufigen Gelände der Westfalenhallen trennt, tummeln sich an Wochenenden tausende Sportfans und Messebesucher. In Zeiten der Corona-Pandemie herrscht hier nahezu gähnende Leere. Nur vereinzelt sieht man Freizeit-Läuferinnen und Läufer, die ihre Runden zum nahegelegenen Naturschutzgebiet Bolmke drehen.
Auch in der Helmut-Körnig-Halle wird sich an diesem Samstag bewegt. Die zwölf Jugendlichen im Alter von 14 und 15 Jahren gehören dem FLVW-Landeskader, dem goldgas Talent-Team, an. Mit ihnen sind ein weiteres Dutzend Trainerinnen und Trainer sowie Helferinnen und Helfer im Einsatz, die den Diagnostiktag durchführen. An vorderster Front steht dabei Sebastian Nowak, der als Leitender Landestrainer des FLVW den reibungslosen Ablauf des Landeskadertests verantwortet. Und die strenge Einhaltung der Coronaschutzbestimmungen.
Hohe Hygienestandards
„Wir achten sehr penibel auf die Einhaltung aller Hygienemaßnahmen und möchten allen Beteiligten eine sichere Veranstaltung ermöglichen“, nennt Nowak die Gesundheit als wichtigstes Ziel für diesen Tag. Die Hinterlegung der Kontaktdaten zur Nachverfolgung über die FLVW-CheckIn App, regelmäßige Desinfektion von Händen und Sportgeräten sowie das Tragen von medizinischen Schutzmasken sind obligatorisch.
Diese notwendigen Maßnahmen tun der Stimmung keinen Abbruch – im Gegenteil: Den jungen Athletinnen und Athleten merkt man sichtlich an, dass sie sich auf die sportlichen Stunden in der schmucken Leichtathletikhalle freuen. Es wird viel gelächelt und gelacht. So etwa beim Wiegen, bei der Messung der Armspannweite oder bei der Ermittlung der Sitzhöhe, wenn die hochgeföhnten Haare noch vermeintlich extra Zentimeter bringen. Das Erfassen der Körper- und Skelettmerkmale ist für alle Disziplingruppen – Sprint/Hürde, Sprung, Mehrkampf, Wurf/Stoß und Lauf/Gehen – vorgesehen. Genau wie der sportmotorische Basistest, bei dem unter anderem Schnelligkeits-, Sprungkraft- oder Ausdauerdaten erhoben werden.
„Die Sprungübungen und das Kugelschocken haben mir heute am besten gefallen“, resümiert Frieda Echterhoff. Die Diskuswerferin des TV Wattenscheid 01 hat bereits im vergangenen Herbst beim ersten großen Diagnostiktag im Rahmen des goldgas Talent-Camps teilgenommen. Damals allerdings noch in der Mehrkampfgruppe.
„Hochmotiviert und konzentriert bei der Sache“
Einen deutlich längeren Anfahrtsweg hat Matthis Kleinhaus zurückgelegt. Der Hochspringer der DJK Arminia Ibbenbüren reiste am frühen Morgen aus dem Münsterland an. „Mir gefällt der Tag bislang sehr gut“, sagt er, als er sich auf dem Weg zu den Sprintübungen befindet. Genau wie Frieda Echterhoff kann Matthis Kleinhaus im Moment in seinem Heimatverein trainieren, weswegen beide trotz Corona-Pause fit sind.
Nicht unbedingt die Regel: „Viele können im Moment gar nicht oder nur eingeschränkt trainieren“, weiß Sebastian Nowak, weswegen die Werte für ihn nicht unbedingt im Vordergrund stehen würden. „Viel wichtiger ist mir, dass alle nach langer Zwangspause wieder konzentriert und motiviert an die Sache herangehen – und das tun sie“, spricht der Leitende Landestrainer von einem erfolgreichen Diagnostiktag. Dass der Landeskadertest, der ein Baustein des DLV-Nachwuchsleistungssportkonzept ist, überhaupt in dieser Form durchgeführt werden kann, liegt vor allem an der Unterstützung des langjährigen FLVW-Partners: „Wir sind goldgas sehr dankbar für die ideelle und finanzielle Förderung, ohne die das Talent-Camp oder der Diagnostiktag heute so sicher nicht stattfinden könnten. Damit stehen wir auch im deutschlandweiten Vergleich sehr gut dar“, sagt Sebastian Nowak, als er mit den Abbauarbeiten der Messgeräte beschäftigt ist. Die Athletinnen und Athleten ziehen derweil auf der Laufbahn ihre Runden: Cooper-Test als letzte Maßnahme für alle. „Das Beste kommt immer zum Schluss“, schmunzelt der FLVW-Landestrainer, wohlwissend, dass die zwölf Minuten Dauerlauf nicht unbedingt zu den Lieblingsübungen der Nachwuchstalenten zählen.
Um kurz nach 13 Uhr sind dann alle Runden absolviert, die notwendigen Daten erhoben, Sachen gepackt und das Equipment in den Transportern verstaut. Abfahrt ins wohlverdiente Wochenende. Und an der Strobelallee ist es noch ein wenig menschenleerer geworden.