Der Mehrkampf verlangt den Athletinnen und Athleten viel ab – nicht nur im Wettkampf, sondern auch im Training. Ole Herlemann, der sich dem Vielseitigkeitswettbewerb verschrieben hat, steht daher erst ab 21 Uhr für ein Gespräch zur Verfügung. „Ich habe heute Stabhochsprung und Kugelstoßen trainiert. Die anderen Disziplinen kommen an den anderen Tagen dran, denn man muss als Mehrkämpfer im Training immer Schwerpunkte setzen“, erläutert der 15-jährige Allrounder.
Ole Herlemann hat erst vor drei Jahren seine Leidenschaft für die Leichtathletik entdeckt. Zuvor war er bereits als Fußballspieler aktiv. Als sich seine Mannschaft auflöste, musste er sich sportlich neu orientieren. Der Teenager wurde schnell fündig, denn sein drei Jahre älterer Bruder Hauke gehörte bereits der LG Lippe-Süd an. Zudem ermunterte ihn seine Mutter Karin: „Versuch‘ es doch einmal mit der Leichtathletik. Du wirst sicherlich Spaß daran haben.“
"Entscheidung nicht bereut"
Seine Mutter sollte Recht behalten. Nach einem Probetraining bei der LG Lippe-Süd blieb der Schüler des Hermann-Vöchting-Gymnasiums in Blomberg bei der Leichtathletik „hängen“. Bis heute hat er diese Entscheidung nicht bereut. Gleich in seinem ersten Jahr als Leichtathlet konnte sich Ole Herlemann bereits über einen bemerkenswerten Erfolg freuen. Bei den westfälischen Mannschaftsendkämpfen 2019 in Lage gehörte er dem Team der LG Lippe-Süd an, das den Titel in der Klasse M14 mit 6.346 Punkten souverän vor der LG Olympia Dortmund (6.062 Punkte) gewann. Der Ex-Kicker war dabei wichtiger Punkte-Lieferant mit seinen Leistungen im 60-Meter-Hürden-Sprint (9,41 Sek.), im Hochsprung (1,64 m) und im Weitsprung (5,32 m).
Die gesamte Bandbreite seines Könnens demonstrierte der Allrounder ein Jahr später auch bei den deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in Halle an der Saale, als er im Neunkampf der Klasse M14 mit 4.881 Punkten einen respektablen fünften Rang belegte. Seine besten Leistungen erzielte er dabei mit 6,09 Meter im Weitsprung und 1,80 Meter im Hochsprung. In diesem Jahr schraubte er bei seinem Erfolg Ende Juni in Blomberg seine persönliche Bestleistung im Neunkampf auf 5.058 Punkte. Die meisten Zähler sammelte er bei seiner überzeugenden Vorstellung im 100-Meter-Sprint (11,78 Sek.) und im Hochsprung (1,82 Meter).
Leistungs-Potential noch nicht voll ausgeschöpft
Durch die Corona-Pandemie war seine Vorbereitung auf die diesjährige Freiluftsaison nur eingeschränkt möglich, denn er wohnt in der rund 1.000 Einwohner zählenden Gemeinde Wöbbel, die ein Ortsteil der Stadt Schieder-Schwalenberg im Kreis Lippe ist. Wöbbel verfügt nur über einen Fußballplatz, der für ein Leichtathletik-Training nur bedingt geeignet ist, sodass Ole Herlemann mit seinem Vorbereitungsprogramm in den Wald und auf die Felder auswich. Erst später konnte er aufgrund seines Kader-Status in der Turnhalle in Bad Meinberg trainieren.
Der 1,84 Meter große und 68 kg schwere Nachwuchsathlet gehört bei der LG Lippe-Süd der Trainingsgruppe von Marco Müller an. Aktuell trainiert er nur zweimal in der Woche, sodass er seine Leistungsmöglichkeiten noch längst nicht ausgereizt hat. Allerdings wird er im kommenden Jahr seinen Umfang deutlich erhöhen müssen, denn er rückt dann in die Altersklasse U18 auf. In dieser Alterskategorie wird nicht mehr der Neunkampf, sondern nur noch der Zehnkampf angeboten.
Multi-Talente in der "Königsdisziplin" gefordert
Der Zehnkampf gilt als Königsdisziplin in der Leichtathletik. Den „Königen“ wird alles abverlangt. Es ist vor allem die Vielfalt und die komplette leichtathletische Bandbreite des Zehnkampfes, die den 15-Jährigen fasziniert. Jede Disziplin bildet für ihn aufgrund ihrer Verschiedenartigkeit einen besonderen Reiz. Zudem gefällt ihm, dass man ein schlechtes Resultat in einem Wettbewerb durch eine oder zwei andere gute Leistungen in anderen Disziplinen ausgleichen kann.
Einige von ihnen sind in einzelnen Disziplinen manchmal so gut, dass sie sogar die Spezialisten herausfordern können – so auch Ole Herlemann. Bei den Kaderwettkämpfen des FLVW am 5. Juni im Wattenscheider Lohrheidestadion, bei denen die besten westfälischen Nachwuchsathletinnen und -athleten am Start waren, gefiel das Multitalent mit seinem souveränen Erfolg über 80-Meter-Hürden in erfreulichen 11,49 Sekunden. Neben dem Hürdensprint zählen vor allem die Sprünge zu seinen Schokoladen-Disziplinen. Verbesserungspotenzial hat er dagegen noch auf der Mittelstrecke und im Wurf-Bereich. Dank seiner Vielseitigkeit und seines Ehrgeizes, wird Ole Herlemann aber auch diese Disziplinen ziemlich bald meistern …
Auf ihrem Weg ins Leistungssportlerleben fördert der FLVW die vielversprechenden Nachwuchstalente. Eine Förderung, die vor allem dank der Kooperation des Verbandes mit seinem Partner goldgas möglich ist. Die Unterstützung ermöglicht es der westfälischen Leichtathletik, jährlich das „goldgas Talent-Camp“ durchzuführen. Über vier Tage werden Nachwuchsathletinnen und -athleten getestet, Leistungsdiagnosen erstellt und für die weitere Förderung ausgewählt. Diese besteht aus den Lehrgängen des „goldgas Talent-Teams“. Hier werden die jungen Sportler an den Leistungssport herangeführt. Neue Vorschläge von den Kadertrainern, Einheiten zum Leistungssportlerleben sind wie moderne Trainingsbedingungen die Vorzüge der Kooperation.