Karolina Haas verfügt über ein großes läuferisches Potenzial. So hat die 16-jährige Läuferin der LG Olympia Dortmund Bestzeiten von 12,17 Sekunden über 100 Meter, 25,04 Sekunden über 200 Meter, 39,86 Sekunden über 300 Meter, 56,35 Sekunden über 400 Meter und 2:14,93 Minuten über 800 Meter. Auch über 3.000 Meter ist sie schon einmal gestartet und konnte sich auf dieser Distanz 2019 mit 10:57,43 Minuten für die deutschen Schülermeisterschaften in Bremen qualifizieren.
Die Frage nach ihrer Lieblingsstrecke beantwortet Karolina Haas ohne zu zögern: „Ich starte am liebsten über 400 Meter, denn diese Distanz ist mir weder zu kurz noch zu lang. Zudem bin ich dort am erfolgreichsten.“ So glänzte sie zuletzt bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock mit ihrer neuen persönlichen Bestzeit von 56,35 Sekunden (bisher 56,52 Sek.), die mit Bronze honoriert wurde. Und sie ist noch zwei Jahre in der Jugendklasse startberechtigt.
Dass die Stadionrunde auf Haas' Hitliste ganz oben steht, spricht für ihre läuferische Vielseitigkeit, denn sie verfügt über Schnelligkeit und Ausdauer gleichermaßen. Zudem zeichnet sie eine enorme Kampfkraft aus, denn auf der 400-Meter-Strecke gibt es kein Pardon. Wer im Ziel nicht erschöpft ist, hat irgendetwas falsch gemacht. „Ich bin auch manchmal richtig platt und ringe um Sauerstoff, aber ich habe mich meist schnell wieder erholt", sagt die hoffnungsvolle Viertelmeilerin.
Karolina Haas führt ihre rasche Regeneration vor allem darauf zurück, dass sie im Training auch einmal längere Strecken läuft. Da sie in unmittelbarer Nähe des Dortmunder Rombergparks wohnt, dreht sie dort zur Entspannung gelegentlich auch ihre Runden und tankt dabei Sauerstoff für die enormen Belastungen auf der 400-Meter-Strecke, die als die unbarmherzigste Distanz in der Leichtathletik gilt.
Dass die vielseitige junge Läuferin nach einem harten 400-Meter-Rennen schnell wieder auf den Beinen ist, verdankt sie auch ihrem Grundlagen-Training, das sie bereits im Alter von neun Jahren bei den „Sporties“ des TSC Eintracht Dortmund absolvierte. Dort konnte sich das agile junge Mädchen, das erste Bewegungserfahrungen beim Tanzen und Ballett sammelte, in verschiedenen Sportarten richtig auspowern. Am besten gefiel ihr die Leichtathletik, was für Vater Peter Haas, der selbst begeisterter Langstreckler ist, nicht verwunderlich war: „Karolina ist schon als Kleinkind immer gerne gelaufen. Vor allem im Wald war sie kaum zu bremsen.“
Anfangs trainierte Karolina Haas nur zweimal in der Woche. Inzwischen schnürt sich die 16-Jährige, die von LG Olympias Coach Lars Schelp betreut wird, sechsmal in der Woche die Laufschuhe. Wer auf der 400-Meter-Strecke erfolgreich sein möchte, muss auch gute Unterdistanz-Leistungen mitbringen. Daher versucht die Schülerin regelmäßig im Training ihre Grundschnelligkeit zu verbessern – und das, obwohl sie mit 12,17 Sekunden über 100 Meter und 25,04 Sekunden über 200 Meter für ihr Alter bereits recht schnell unterwegs ist. Großen Wert legt ihr Trainer Lars Schelp auch auf Koordinationsübungen und ein moderates Krafttraining. Diese Trainingsmittel dienen als wichtige Bausteine zur Verbesserung des Laufstils, zur Erhöhung der Rumpfstabilität und zur Vermeidung von Verletzungen.
Optimale Verbindung von Schule und Sport
Karolina Haas besucht das Goethe-Gymnasium in Dortmund-Hörde, das eine von 16 NRW-Sportschulen ist. Dies hat für sie mehrere Vorteile. So hat sie mit den Langstrecklern Christof Neuhaus und Lars Schelp, die Lehrer an der Schule sind, zwei kompetente Ansprechpartner, kann zweimal in der Woche am Frühtraining teilnehmen und darf ihre Schulzeit um ein Jahr verlängern. So hat sie nur noch 25 Unterrichtsstunden pro Woche und kann so Schule und Sport optimal miteinander verbinden.
Da die DM-Dritte über 400 Meter in den vergangenen anderthalb Jahren coronabedingt nur an wenigen Wettkämpfen teilnehmen konnte, möchte sie in dieser Saison noch weiter Jagd auf ihre persönlichen Bestzeiten machen, da sie ihre Leistungsmöglichkeiten noch nicht ausgereizt hat. Vor allem ihr 800-Meter-Hausrekord von 2:14,93 Minuten, der noch aus dem Jahr 2020 datiert, soll fallen.
Neben der schulische Förderung erhält Karolina, die später gerne einmal Grundschullehrerin werden möchte, jegliche Unterstützung durch ihre Eltern Peter und Tina Haas, die sich ebenfalls dem Sport verschrieben haben. Ihr Vater ist nicht nur ambitionierter Läufer, sondern auch passionierter Radfahrer, und ihre Mutter Tina hat sich dem Pferdesport verschieben. Die Liebe zu den Pferden hat sie auch ihrer Tochter übertragen, die ebenfalls gerne reitet, allerdings nur hobbymäßig. Karolina hat zudem mit Familienhund Emmy, einem spanischen Jagdhund, einen weiteren Vierbeiner in ihr Herz geschlossen. Gelegentlich nimmt sie den neunjährigen Podenco auch gerne zum Joggen mit.
2022 will Karolina Haas ihren Schwerpunkt weiter auf die 400-Meter-Distanz legen. Dann hofft sie auch wieder in einer 4 x 400-Meter-Staffel, die zuletzt coronabedingt nicht an den Start gehen konnte, laufen zu können. Die LG Olympia Dortmund hat nämlich mit Anna-Malia Hense, Brenda Cataria-Byll und Emely Andreas drei weitere leistungsstarke Viertelmeilerinnen in ihren Reihen. Dieses Quartett wäre in diesem Jahr in Deutschland schon absolute Spitze gewesen.
International möchte Karolina demnächst einmal in einer 4 x 400-Meter-Staffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes zum Einsatz kommen. Ihr Ziel ist durchaus realistisch, denn die ehrgeizige Viertelmeilerin der LG Olympia Dortmund ist auch 2023 noch in der Jugendklasse startberechtigt.
Auf ihrem Weg ins Leistungssportlerleben fördert der FLVW die vielversprechenden Nachwuchstalente. Eine Förderung, die vor allem dank der Kooperation des Verbandes mit seinem Partner goldgas möglich ist. Die Unterstützung ermöglicht es der westfälischen Leichtathletik, jährlich das „goldgas Talent-Camp“ durchzuführen. Über drei Tage werden Nachwuchsathletinnen und -athleten getestet, Leistungsdiagnosen erstellt und für die weitere Förderung ausgewählt. Diese besteht aus den Lehrgängen des „goldgas Talent-Teams“. Hier werden die jungen Sportlerinnen und Sportler an den Leistungssport herangeführt. Neue Vorschläge von den Kadertrainern, Einheiten zum Leistungssportlerleben sind wie moderne Trainingsbedingungen die Vorzüge der Kooperation.