„11,31 und 23,04 Sekunden waren wirklich nicht das, was ich mir vorgestellt hatte“, sagte die EM-Dritte über 200 Meter zu den nackten Zahlen. Das zeigt schon, welch hohe Ansprüche die 20-Jährige mit Bestzeiten von 11,04 und 22,67 Sekunden mittlerweile an sich selbst hat.
In Oordegem hatte die Studentin mehr mit ihrer Technik als mit der Konkurrenz zu kämpfen. „Meine Beine und ich waren uns heute uneinig. Das hat sich ziemlich auf die Zeiten ausgewirkt“, nahm es die Soesterin mit Humor. Über 100 Meter hatte Gina Lückenkemper exakt 0,5 Sekunden (etwa fünf Meter) Vorsprung auf die zweitplatzierte Ayodele Ikuesan (Frankreich), über 200 Meter lag sie mit 23,04 Sekunden exakt 81 Hundertstel vor Olivia Borlee (Belgien). Gern hätte die Deutsche Meisterin im ersten Saisonrennen über die halbe Stadionrunde gleich die WM-Norm von 22,85 Sekunden abgehakt. Aber das klappte bei leichtem Gegenwind am Samstag nicht.
Dafür machte die Olympia-Vierte mit der Staffel über 100 Meter die WM-Norm für London komplett. Denn neben der geforderten 1. Norm von 11,23 Sekunden, die Gina Lückenkemper vor einer Woche in Zeulenroda mit 11,04 Sekunden klar unterboten hatte, muss auch eine 2. Norm (11,33 sec) als „Bestätigung“ erzielt werden. Das gelang der LGO-Sprinterin am Samstag.
Am Donnerstag gibt Lückenkemper ihr Debüt in der Diamond League
Allein auf weiter Flur wird Gina Lückenkemper bei ihren nächsten Starts mit Sicherheit nicht unterwegs sein. Denn am kommenden Donnerstag (8. Juni) feiert die Studentin in Rom ihr Debüt in der Diamond League, der Premiumklasse der Leichtathletik. „Ich bin in Rom über 100 Meter dabei“, blickt Gina Lückenkemper voraus. Auch die 200-Meter-Premiere in der Elite-Liga ist bereits fixiert. Eine Woche später trifft sie bei den „Bislett Games“ in Oslo unter anderem auf Weltmeisterin und Europarekordlerin Dafne Schippers (Niederlande). Nach den beiden Rennen wird man sehen, ob die vermeintlich verpatzte Generalprobe von Oordegem ein gutes Omen für die anstehenden Premieren in der Diamond League war.