Gesa Krause beeindruckt beim Meeting in Dortmund über 2.000-Meter-Hindernis

Corona und dann noch Eis und Schnee – die beiden Chef-Organisatoren des 4. PSD Bank Indoor-Meetings Michael Adel und Yoshi Müller, die monatelange Planungen und viel Herzblut in die Veranstaltung einbrachten, konnten einem richtig leid tun. Die Wetterlage beruhigte sich auch im Laufe des Tages nicht. Bereits im vergangenen Jahr wurde die Veranstaltung vom Wetter erheblich beeinträchtigt. Ein schweres Sturmtief, das damals über Dortmund hinwegzog, zwang die Verantwortlichen der LG Olympia Dortmund, das Programm deutlich zu verkürzen.

Der Wetterbericht fürs Wochenende verkündete bereits einige Tage vorher nichts Gutes, und die Prognose bewahrheitete sich leider. 170 Athletinnen und Athleten aus 23 Nationen hatten zu dem Meeting gemeldet, das in diesem Jahr erstmalig zur World Athletics Indoor Tour zählte. Einige verzichteten aufgrund der extremen Wettersituation und der damit verbundenen weitgehenden Einstellung der öffentlichen Verkehrsmittel auf eine Anreise nach Dortmund. Dafür hatte jeder Verständnis, denn, wer die Warnungen ignorierte, riskierte auf den teilweise spiegelglatten Straßen Kopf und Kragen. „Eine Absage hat für uns aber nie zur Debatte gestanden“, betonte Yoshi Müller

Für die deutschen Starterinnen und Starter, die trotz Schnee und Glätte den Weg nach Dortmund antraten, bildete die vierte Auflage eine willkommene Generalprobe für die in zwei Wochen an gleicher Stelle stattfindenden deutschen Hallenmeisterschaften.

Obwohl die meisten Athletinnen und Athleten die Sicherheitsabläufe und Maßnahmen bereits von den vorangegangenen Hallenmeetings kannten, war es für sie sicherlich von Vorteil, dass sie im Hinblick auf die DLV-Titelkämpfe am 20./21. Februar in Dortmund schon einmal die speziellen Bedingungen und Räumlichkeiten in der Helmut-Körnig-Halle kennenlernen konnten.

Gesa Felicitas Krause beeindruckt als Siegerin über 2.000-Meter-Hindernis

Zu den Stammgästen beim PSD Bank Indoor Meeting zählt inzwischen Gesa Felicitas Krause (Silvesterlauf Trier). Die Doppel-Europameisterin wagte nach ihren bisherigen Hallen-Auftritten in diesem Winter in Dortmund einen weiteren Schritt in Richtung Normalität, denn erstmalig ging es für sie im Olympiajahr über die Hindernisse – und zwar über 2.000 Meter. Dabei mussten pro Runde zwei Hindernisse, die jeweils auf den Geraden standen, überwunden werden. Da der Wassergraben fehlte, kann man die Zeiten, die in Dortmund erzielt wurden, nicht mit denen im Freien vergleichen. Krause, die gekonnt die Hindernisse nahm, siegte zum Abschluss der Veranstaltung in dem selten gelaufenen Wettbewerb in 6:02,60 Minuten vor der überraschend starken Lea Meyer (VfL Löningen), die zum Schluss noch einmal ganz stark aufkam und mit ihren 6:03,39 Minuten hochzufrieden sein kann. Vergleiche zu ihren Zeiten gibt es aber nur wenig. Die bisher schnellste Zeit über 2.000-Meter-Hindernis in der Halle lief – soweit bekannt ist – die Slowenin Marisa Mismas, die am 19. Februar in Lievin (Frankreich) 5:47,79 Minuten erzielte. „Ich bin dem Veranstalter in diesen schwierigen Zeit sehr dankbar, dass er solch einen Hindernislauf für uns in der Halle realisieren konnte", lobte Gesa Felicitas Krause das vorbildliche Engagement der Organisatoren.

Spannender Stabhochsprung-Wettbewerb

Recht spannend verlief der Stabhochsprung-Wettbewerb. Ernest John Obiena (Philippinen) siegte erst im Stechen mit 5,68 Meter vor Oleg Zernickel (ASV Landau / 5,65 Meter), der damit seine Höhe vom ISTAF in Berlin (5,72 Meter) bestätigte. „Ich habe noch nie solch einen kurzen Abstand zwischen zwei Wettbewerben gehabt. Ich habe mich heute trotzdem super gefühlt. Auf diesem Leistungsniveau kann ich weiter aufbauen", sagte der Student der Umwelttechnik, der durchaus bei den deutschen Hallenmeisterschaften an gleicher Stelle in Dortmund bei der Titelvergabe ein ernsthaftes Wörtchen mitreden kann. Dabei wird er sich sicherlich mit Torben Blech, der sich dieses Mal mit 5,65 Meter und dem dritten Platz zufriedengeben musste, einen spannenden Zweikampf liefern. Der Leverkusener nahm seine Platzierung gelassen. „Vier Wettkämpfe innerhalb von neun Tagen. Das war ganz schön ermüdend, sodass heute mein Akku leer war. Ich freue mich aber jetzt schon auf die deutschen Meisterschaften in zwei Wochen in Dortmund, denn die Anlage in der Körnig-Halle liegt mir recht gut.“

Im vergangenen Jahr konnte in Düsseldorf Marc Reuther (LG Eintracht Frankfurt) über 800 Meter in 1:46,13 Minuten Adam Kszczot (Polen / 1:46,42 Min.) bezwingen. In Dortmund kam es zwölf Monate später zu einer Neuauflage dieses Duells, das der dreifache Europameister in 1:47,65 zu 1:47,99 Minuten knapp vor Deutschlands derzeit schnellstem 800-Meter-Läufer für sich entschied. In dem spannenden Finale siegte jedoch überraschend der Schwede Andreas Kramer hauchdünn in 1:47,65 Minuten.

Marius Probst (TV Wattenscheid) feierte in Erfurt mit seiner neuen 800-Meter-Bestzeit von 1:46,99 Minuten einen vielversprechenden Einstand in die Hallensaison. In Dortmund wollte der frühere U23-Europameister auch über 1.500 Meter die Norm von 3:41,50 Minuten für die Hallen-EM in Torun in Angriff nehmen, doch bei 900 Metern gab er das Rennen überraschend auf. Dabei war das Tempo mit 56,87 Sekunden über 400 Meter durchaus moderat. Lukas Abele machte bis 1.000 Meter (2:26,23 Min.) die Pace. In der Endphase gab es einen spannenden Zweikampf zwischen Taki Kumari und Charles Philibert-Thiboutot, den der Kenianer in 3:39,12 zu 3:40,21 Minuten für sich entschied. Hindernisspezialist Karl Bebendorf (Dresdener SC), der nach seiner schnellen 800-Meter-Zeit von Erfurt (1:47,33 Min.) mit der Hallen-EM-Norm spekuliert hatte, konnte als Vierter in 3:42,71 Minuten sein Ziel nicht ganz realisieren.

Schnelle Zeiten im 1.500 Meter-Lauf der Frauen

Ein schnelles Rennen (1.000 Meter Zwischenzeit 2:49,55 Min.) sah man im 1.500 Meter-Lauf der Frauen, in dem mit Caterina Granz (LG Nord Berlin, 4:10,33 Min.), Katharina Trost (LG Stadtwerke München, 4:10,56 Min.) und Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald, 4:11,11 Min.) gleich drei DLV-Starterinnen die Vorgabe von 4:12,00 Minuten für Torun erfüllten.

Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald) freute sich ganz besonders über die Normerfüllung, denn beim Hallen-Meeting in Karlsruhe musste sie wegen eines positiven Schnelltest, der sich im Nachhinein als falsch herausstellte, unverrichteter Dinge die Heimreise antreten.

Jennifer Montag (Bayer Leverkusen), die schon mit viel Elan in die Hallensaison gestartet war, verbesserte im 60-Meter-Sprint als Siegerin mit starken 7,21 Sekunden ihre diesjährige Hallenzeit um drei Hundertstelsekunden und dominierte damit vor Kora Salome (Schweiz / 7,27 Sek.) und Sina Mayer (LAZ Zweibrücken / 7,30 Sek.). Lokalmatadorin Lilly Kaden (LG Olympia Dortmund), die nach einem Reitunfall ihren Trainingsrückstand langsam aufholt, gefiel als Sechste mit 7,37 Sekunden. Die Zeit liegt nur eine Hundertstelsekunde über ihrer persönlichen Bestleistung,

Ihr Wettkampfdebüt in diesem Winter gab Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid). Die WM-Dritte von London erreichte nach ihrer einjährigen Wettkampfpause 7,64 Sekunden und blieb damit deutlich über ihrer persönlichen Bestzeit von 7,35 Sekunden. Aktuell befindet sich die Hürdenspezialistin im Schnelligkeits-Aufbautraining, sodass man zum Auftakt keine Glanzzeiten von ihr erwarten konnte. In der augenblicklichen Aufbauphase, die sehr kräftezehrend ist, will sie den Grundstein für einen erfolgreichen Sommer legen.

Im 60-Meter-Sprint der Männer wurde Michael Pohl (Sprintteam Wetzlar) nach 6,68 Sekunden im Vorlauf im Finale disqualifiziert. Der Sieg im Endlauf ging in 6,58 Sekunden an den Niederländer Joris van Gool. Den dritten Platz belegte Yannik Wolf (LG Stadtwerke München) in 6,71 Sekunden (Vorlauf 6,68 Sek.). Der noch zur männlichen Jugend U18 zählende Lennardt Hartenberg (TV Wattenscheid) unterstrich seine augenblicklich vielversprechende Form, als er im Vorlauf mit 6,76 Sekunden nur eine Hundertstelsekunde über seiner persönlichen Bestzeit blieb, mit der er am 23. Januar die DLV-U18-Bestmarke von Werner Zaske (1978) und Tim Goebel (1999) einstellte. Zum Finale trat er wegen einer Muskelverletzung nicht mehr an.

Trotz der winterlichen Verhältnisse, die teilweise den Verkehr rund um Dortmund nahezu zum Erliegen brachten, fand der Olympia-Zweite von 2016, Orlando Ortega (Spanien), den Weg in die Westfalenmetropole, Der Aufwand lohnte sich für ihn. Über 60-Meter-Hürden setzte er sich mit einer bitzsauberen Technik in starken 7,68 Sekunden vor dem Finnen Elmo Lakka (7,74 Sek.) durch. Tim Eikermann (Bayer Leverkusen / 5. in 7,90 Sek.) und der amtierende Deutsche U20-Meister, Gregory Minoue (TV Angermund / 6. in 7,94 Sek.), der im Vorlauf sogar 7,87 Sekunden erreichte, konnten mit ihren Zeiten recht zufrieden sein.

Bei den Frauen ging der Sieg wie erwartet der Sieg im 60-Meter-Hürdensprint an Eline Bering (Belarus / 8,20 Sek.). Monika Zapalska (LC Paderborn / 2. in 8,32 Sek.) und Lisa Maihöfer (LC Rehlingen / 3. in 8,46 Sek.) boten für die Jahreszeit erfreuliche Vorstellungen.

Virtuelle Tickets in der höchsten Preiskategorie am meisten gefragt

Da das PSB Bank Indoor Meeting in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie ohne Zuschauer auskommen musste, hatten sich die Organisatoren der LG Olympia Dortmund entschlossen, virtuelle Tickets in unterschiedlichen Preiskategorien anzubieten. Das Bemerkenswerte: Die 100-Euro-Tickets, mit denen man gleichzeitig eine Freikarte in einer beliebigen Preiskategorie für das Meeting erwerben konnte, wurden am meisten geordert. „Das zeigt, dass die Leichtathletik-Gemeinschaft in schwierigen Zeiten zusammenhält“, freute sich Meeting-Leiter Yoshi Müller. Im vergangenen Jahr besuchten 3.500 Zuschauer die Veranstaltung in der Helmut-Körnig-Halle. Wenn man diese Zahl auf die diesjährige Auflage hochrechnet, dann fehlen der LG Olympia Dortmund 30.000 bis 40.000 Euro in der Veranstaltungskasse.