Der DFB-Bundesjugendtag ist mit seiner Empfehlung dem Jugendausschuss und Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball gefolgt. Vorausgegangen war eine zweijährige Pilotphase, an der sich alle 21 Landesverbände mit zahlreichen Fußballkreisen und Vereinen beteiligt haben. Das flächendeckende Ausrollen der Spielformen soll nun etappenweise erfolgen, ehe die neuen Regelungen ab Sommer 2024 in ganz Deutschland greifen.
Spaß am Fußball nachhaltig fördern
In der G-Jugend wird dann verbindlich im Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei auf vier Minitore gespielt. In der F-Jugend wird ebenfalls das Drei-gegen-Drei empfohlen, alternativ ist auch ein Vier-gegen-Vier oder Fünf-gegen-Fünf möglich. In der E-Jugend wird fest zum Fünf-gegen-Fünf bis maximal Sieben-gegen-Sieben übergegangen, in dieser Altersklasse erfolgt auch der stufenweise Übergang zum Einsatz von Kleinfeldtoren und Torhüter*innen. Um den Leistungsdruck zu minimieren und die sportliche Entwicklung der Kinder stärker in den Vordergrund zu rücken, wird in der G- und F-Jugend keine Meisterschaftsrunde ausgetragen. Stattdessen sind Spielenachmittage und Festivals mit mehreren Mannschaften und Spielfeldern vorgesehen.
Integriert in die Spielformen ist ein Rotationsprinzip mit festen Wechseln der Spieler*innen, um allen Kindern Einsatzzeiten zu ermöglichen. Wichtigstes Ziel der Reform in den Altersklassen U 6 bis U 11 ist es, mit einer kindgerechten Art des Fußballs den Spaß am Spiel nachhaltig zu fördern. Den Spieler*innen werden mehr Aktionen und persönliche Erfolgserlebnisse ermöglicht.
Zimmermann: "Müssen wie Kinder denken"
Ronny Zimmermann, zuständiger DFB-Vizepräsident für Kinder- und Jugendfußball, sagt: "Die neuen Spielformen sollen allen auf dem Platz so häufig wie möglich die Chance geben, den Ball selbst am Fuß zu haben. Sie sollen aktiv am Spiel teilnehmen und möglichst viele Tore schießen. Deshalb wird auf kleinere Teams, viel Abwechslung und zum Teil vier Tore gesetzt. Diese Maßnahmen sollen die individuelle sportliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen auf spielerischem Weg fördern, ihre Begeisterung für den Fußball verstärken und sie so als langfristige Mitglieder an die Fußballfamilie binden. Wir müssen wie Kinder denken, nicht wie Erwachsene. Nur Kinder, die Spaß und Freude am Spiel entwickeln, werden dem Fußball erhalten bleiben. Die Reform soll den gesamten Fußball und seine Vereine an der Basis langfristig stärken."
Die veränderten Spielformen fördern die Selbstständigkeit der Spieler*innen und minimieren das Coachen durch die Trainer*innen und die Einflussnahme der Eltern auf das Nötigste. Die Kinder lernen, verstärkt eigene Lösungen zu finden. Der neue Modus bringt mit sich, dass mehr Spiele verloren und gewonnen werden, sodass Kinder den Umgang mit Siegen und Niederlagen noch besser erlernen.
Eine aktuelle Umfrage im Amateurfußball-Barometer hat die Wichtigkeit der Ziele, welche die Reform des Kinderfußballs verfolgt, noch einmal unterstrichen. Den Wunsch, dass Kinder möglichst viel Spaß am Spiel haben sollen, teilen nahezu alle der rund 5200 befragten Personen aus dem Amateurfußball. Mehr als 99 Prozent von ihnen halten dies für wichtig oder sehr wichtig. Ähnlich stark gewichtet werden die Vorhaben, dass Kinder Fairplay erleben (95 Prozent), möglichst viele Ballaktionen haben (93 Prozent) und altersgerecht Fußball spielen (90 Prozent). Dass der Nachwuchs durch Zwischenrufe der Eltern weniger gestört werden soll, bezeichnen 89 Prozent als wichtig oder sehr wichtig.
Kopfbälle bei neuen Formen nahezu ausgeschlossen
Die neuen Wettbewerbsformen sorgen darüber hinaus dafür, dass Kopfbälle nahezu ausgeschlossen werden. Denn: Die Spielfeldgröße ist deutlich kleiner, Einwurf und Abstoß werden durch das Eindribbeln ersetzt, ein Abschlag durch den Torwart findet kaum statt. Somit gehen der DFB und seine Landesverbände altersgerecht mit dem Kopfballspiel im jungen Alter um, ohne Verbote oder Reglementierungen vorgeben zu müssen, wie es zum Teil andere Nationalverbände praktizieren.
Prof. Dr. Claus Reinsberger, Lehrstuhlinhaber für Sportmedizin an der Universität Paderborn, der in der Medizinischen Kommission des DFB das Fachthema "Kopfverletzungen beim Fußball" betreut, erklärt: "Wir wollen im Nachwuchsbereich achtsamer mit den Auswirkungen des Kopfballspiels umgehen. Neuere Befunde geben uns hierzu Anlass. Wir setzen dabei gezielt auf nachhaltige Wirkung statt auf kurzfristige Verbote. Dass die Kleinfeld-Spielformen die Zahl der Kopfbälle für Kinder deutlich reduzieren, begrüßen wir aus medizinischer Sicht ausdrücklich."
Im Rahmen des DFB-Bundesjugendtags wurden in diesem Zuge weitere Empfehlungen für das Kopfballspiel im Kinder- und Jugendbereich vorgestellt. Elementar ist aus Sicht der Expert*innen ein dem Alter angemessenes Training des Kopfballspiels. Denn das Erlernen einer gezielten Kopfballtechnik hilft, Problemen vorzubeugen. Das Kopfballtraining vor allem im jungen Alter sollte dabei unter anderem geringe Übungsumfänge, die Verwendung von leichteren Bällen, ausreichende Regenerationszeiten für den Kopf und das anfängliche Anwerfen mit der Hand zum Köpfen des Balles beinhalten.