Gast-Beitrag: "Der lange Weg von der Straftäterin zur Weltmeisterin"

Seit seinen Anfängen galt der Fußball als Sportart, mit der sich soziale, sprachliche und Klassenbarrieren überwinden ließen. Mit Ausnahme der Barriere zwischen Frauen und Männern. Bis in die 1970er Jahre waren – mit kurzen Unterbrechungen – Frauen aktiv vom Fußball ausgeschlossen – es war ihnen sogar verboten, in einem Verein zu spielen. Erst vor genau 50 Jahren wurde das Fußballverbot für Frauen aufgehoben. Diese Zustände gehören zum Glück der Vergangenheit an, heute spielen in Deutschland über 1,1 Millionen Mädchen und Frauen in knapp 10.000 Teams Fußball. Ein Gast-Beitrag von Renate Gervink für das Magazin Gender Mainstreaming.

Der Frauenfußball hat eine lange und bewegte und manchmal unrühmliche Geschichte. Die ersten Spuren gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. In Frankreich spielten Frauen ein Spiel, das dem Fußball ähnelte und „la soule“ genannt wurde. Auch bei den Inuit war das Ballspielen mit dem Fuß schon vor vielen Jahrhunderten beliebt. Ganz ohne eine Unterscheidung der Geschlechter.

Organisierte Frauenfußballteams bildeten sich zuerst in England Ende des 19. Jahrhunderts. 1894 gründete Nettie Honeyball das erste Frauenfußballteam „Britisch Ladies“. Sie tat dies nicht allein aus ihrer Liebe zum Fußball: Sie forderte die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Politik und das Recht, dass Frauen ihren Sport frei wählen können.

Die Teams hatten strenge Regeln zu erfüllen. Da sie „anständig“ gekleidet sein mussten, trugen sie hochgeschlossene Blusen, Hüte, Röcke über Knickerbockern und Schienbeinschoner. Das erste inoffizielle, da nicht von der FiFa anerkannte, Länderspiel fand mit 61.000 Zuschauer*innen 1920 in England zwischen einem englischen und einem französischen Team statt. Auch die Spiele im Anschluss hatten fast so hohe Zuschauerzahlen und die Frauen hatten fast mehr Fans als die männlichen Profi-Fußballer. Dieser Erfolg war den männlichen Entscheidern des englischen Fußballverbandes ein Dorn im Auge und so wurde den Frauen im Dezember 1921 die Nutzung der Stadien verboten. Begründung: Fußballspielen sei nichts für das schwache Geschlecht.

Erste, im Keime erstickte Versuche in Deutschland

Der erste deutsche Fußballverein wurde 1930 in Frankfurt gegründet. Er blieb jedoch auch der einzige, sodass die Fußballerinnen des Clubs gegeneinander spielten. Sie wurden im Deutschland der 1930 Jahre wenig akzeptiert, die Öffentlichkeit bezeichnete sie als „Mannsweiber“ und manchmal wurden sie auf dem Spielplatz mit Steinen beworfen. Nach zahlreichen Protesten löste sich der Verein nach einem Jahr wieder auf.

Während der Zeit des Nationalsozialismus bot sich Frauen – anders als in England während des Krieges, wo sich viele Frauen-Werksteams bildeten – keine Möglichkeit, einen Fußballverein zu gründen. Sport sei zwar auch für Frauen wichtig, so die Nazis, Fußball allerdings nicht. „Frauen sollten vor allem Kinder gebären und gute Mütter sein“. Zwischen 1933 und 1945 war der Frauenfußball verboten. Die Frauen wurden in alte Rollenmuster zurückgedrängt. An dieser Situation änderte sich auch nach dem Krieg lange Zeit nichts.

In Hinterhöfen und auf Bolzplätzen

Erst mit der Männer-Fußballweltmeisterschaft 1954, die die Deutsche Elf gewann, brach eine allgemeine Fußballeuphorie aus und auch Frauen konnten wieder Fußball spielen. Jedoch nur auf der Freizeitebene, es gab keine Liga und auch kein Nationalteam. Schon ein Jahr später, 1955, verbot der Deutsche Fußball-Bund (DFB) seinen Vereinen unter Strafe, Frauenabteilungen zu gründen und ihnen Sportplätze zur Verfügung zu stellen. Bei Nichteinhaltung des Verbots drohte Ihnen der Ausschluss von Wettkämpfen. Fußballsport sei „unweiblich“ und „wesensfremd“, so die einhellige Auffassung der männlichen Funktionäre. Der Bundestag des DFB stellte am 30. Juli 1955 in Berlin fest: „Im Kampf um den Ball verschwindet die weibliche Anmut, Körper und Seele erleiden unweigerlich Schaden und das Zurschaustellen des Körpers verletzt Schicklichkeit und Anstand.“

Dass selbst die Wissenschaft auf dieser Welle mitschwamm, zeigt die Aussage des holländischen Psychologen und Anthropologen Fred J. J. Buytendijk. „Das Fußballspiel als Spielform ist wesentlich eine Demonstration der Männlichkeit. [...] Es ist noch nie gelungen, Frauen Fußball spielen zu lassen. [...] Das Treten ist wohl spezifisch männlich, ob darum Getretenwerden weiblich ist, lasse ich dahingestellt. Jedenfalls ist das Nicht-Treten weiblich!“ Es folgten medizinisch Gutachten, in denen Sportärzte bescheinigten, dass Fußball eine große Gefahr für den weiblichen Körper sei.

So ging es bis 1970. Frauen spielten in Hinterhöfen und auf Bolzplätzen; den Vereinen, die ihnen Plätze zur Verfügung stellten, drohte eine Strafe. Dann gründete sich auf europäischer Ebene 1969 die Confederation of Independent European Female Football (Konföderation des Unabhängigen Europäischen Frauenfußballs) und die Herren wurden nervös. So entschied der DFB-Bundestag 15 Jahre nach seinem Verbot, den Frauen das Spiel wieder zu erlauben. Allerdings unter strengen Auflagen: Sie durften nur in den Sommermonaten spielen, die Spiele durften nur 2 mal 35 Minuten dauern, Stollen waren verboten und sie mussten mit Jugendbällen spielen. Anfangs war noch ein Brustschutz Pflicht, doch davon sahen die Herren dann doch ab. Dass diese Verbotsaufhebung nicht aus Überzeugung geschah, zeigt die Tatsache, dass die Fußball-Funktionäre vorher medizinische Gutachten in Auftrag gaben, um die „bestehenden Risiken“ erneut wissenschaftlich zu untermauern.

Die Vizepräsidentin des Fußball- und Leichtathletik-Verbands Westfalen (FLVW) und DFB-Funktionärin Marianne Finke-Holtz berichtet: „Die Aufhebung des Verbots beim DFB war eher erzwungen als gewollt. Die Frauen drohten einen eigenen Verband zu gründen. Die grauen Herren fragten sich: Wollen wir einen Fußballverband neben uns oder beugen wir uns dem Willen der Frauen und nehmen sie in unseren Verband auf? Die Männer waren sicherlich nicht überzeugt von dieser Entscheidung. Sie dachten, das ‚verwächst‘ sich wieder. Lass die mal machen.“

Aber sie irrten sich: Nach der Zulassung sprossen die Frauenfußball-Abteilungen der Vereine aus dem Boden. Es entstand ein Ligasystem und auf Landesebene spielten die Frauen um Meisterschaften und Pokale. Eine Frauen-Nationalmannschaft gab es nicht. Bis zum Wunder von Taipeh: 1981 organisierte Taiwan die erste Fußballweltmeisterschaft der Frauen. Bis auf Deutschland schickten die anderen teilnehmenden Länder ihre Nationalteams, nur der DFB hatte bis dahin an der Gründung eines Frauennationalteams kein Interesse gezeigt. So ging die WM-Einladung an die deutschen Rekordmeisterinnen der SSG 09 Bergisch Gladbach. Ohne jede Unterstützung des DFB nahmen sie an der ersten WM der Geschichte teil – und gewannen den Titel. Das „Team Germany“ schoss insgesamt 25 Tore.

Auch dieser Erfolg des nordrhein-westfälischen Teams erhielt so gut wie keine Aufmerksamkeit vom DFB, berichtet der Autor und Regisseur John David Seidler, der 2019 einen Dokumentarfilm über den Verein und die WM-Reise produzierte. „Ich habe das Gefühl, dass diese Frauen damals als rebellische Störenfriede vielleicht empfunden wurden und dass man möglicherweise auch deshalb bis heute sie eher versteckt. Vielleicht steht man auch einfach ungern zu dieser Generation von Pionierinnen“, so der Regisseur.

Ein Jahr nach dem Titelgewinn der Bergisch-Gladbacherinnen war der DFB endlich soweit und stimmte der Gründung eines offiziellen Frauen-Nationalteams zu. Mit der Trainerin des WM-Teams von 1980, Anne Trabant-Haarbach, als Kapitänin. Anerkennung ließ aber auch lange nach dieser ersten WM auf sich warten. Als 1989 die deutschen Nationalspielerinnen Europameisterinnen wurden, überreichte der DFB ihnen ihre hart erkämpfte Prämie: Ein Kaffeeservice und ein Bügelbrett. 1991 gab es dann ein Münzset und 1995 stolze 6.000 Euro.

Unspektakuläre Anfänge in der DDR

Auch in der DDR ging es den Fußballerinnen nicht besser, sie hatten gegen denselben Widerstand zu kämpfen wie in der BRD. Ende der 1960er Jahre begeisterten sich immer mehr Mädchen und Frauen für die Sportart. 1968 wurde in Dresden die erste DDR Frauenfußballfrauschaft gegründet, der BSG Empor Mitte-Dresden. Sie waren zu der Zeit deutlich erfolgreicher als die Männer. Bis 1971 hatten sich 150 Frauen-Fußballteams gegründet. Aber der Deutsche Fußball-Verband (das Pendant zum DFB) hatte eine sehr einschränkende Spielordnung für Frauen entwickelt: Die Spielzeit dauerte 2 x 30 Minuten, das Mindestalter war 16 Jahre, es mussten Schiedsrichterinnen das Spiel begleiten und der Wettspielbetrieb durfte nicht über die Bezirksebene hinausgehen. DDR-Meisterschaften waren damit unmöglich und auch vonseiten des Staates wurde Frauenfußball nicht als Leistungssport gefördert, sondern in die Ecke des Freizeit- und Erholungssports abgestellt. „Die Einführung einer Damenfußball-Oberliga (…) halten wir für überstürzt“, zitiert Wikipedia den stellvertretende Generalsekretär des DFV Hans Müller 1971. Eine richtige Meisterschaft nach dem Vorbild der DDR-Oberliga der Männer erlaubte der DFV erst im Jahr der Wiedervereinigung 1990. Im selben Jahr wurde auch das erste Frauen Nationalteam gebildet. Ihr erstes und einziges Spiel vor der Wiedervereinigung bestritten die Fußballerinnen in Potsdam gegen die Tschechoslowakei.

Vorbild USA

Die Weltmeisterschaft in den USA 1999 zeigte der Welt, was alles im Frauenfußball möglich ist. Das US-Frauenteam ist bekannter und erfolgreicher als das der Männer. Frauenfußball füllt die Stadien, ließ eine eigene Industrie und Märkte entstehen und hat viele Anhängerinnen in Schulen und Vereinen. In vielen High-Schools können die Studentinnen trainieren, es gibt mehr als 300 Collegeteams und jährliche College-Meisterschaften. Von dem Erfolg der US-Fußballspielerinnen ist der Frauenfußball in Deutschland und auch in anderen europäischen Ländern noch weit entfernt. Allerdings macht Erfolg auch in den USA die Frauen nicht automatisch reich: 2019 klagten die US-Nationalspielerinnen vor Gericht dagegen, dass sie, obwohl Weltmeisterinnen und erfolgreicher als ihre männlichen Kollegen, schlechter bezahlt werden. Sie verloren den Prozess. Der amerikanische Fußballverband erklärte in einem Schriftsatz ans Gericht die geringere Bezahlung damit, dass Spielerinnen körperlich zu weniger in der Lage seien und auch weniger Verantwortung tragen würden. Zumindest musste daraufhin der Verbandschef zurücktreten.

Nicht am Ziel, aber auf dem richtigen Weg

„Heute erleben wir im Fußballgeschäft insgesamt einen positiven Kulturwandel“, so Christian Seifert, DFB-Vizepräsident. „Es beginnt schon auf den Tribünen der Stadien, wo wir inzwischen einen Frauenanteil von fast 30 Prozent haben. In den Fernsehsendern moderieren Top-Expertinnen, die Fußball-Frauen haben sich erfolgreich emanzipiert und etabliert. Bei der DFL haben wir auf der zweiten Führungsebene zwischenzeitlich einen Frauenanteil von 30 Prozent und arbeiten daran, weitere Mitarbeiterinnen und weibliche Führungskräfte zu gewinnen.“

Es geht also in die richtige Richtung. Mädchen müssen heute nicht mehr gegen Vorurteile beim Fußball ankämpfen und sie profitieren von einer umfangreichen Talentförderung. Überall angekommen ist der Kulturwandel allerdings noch nicht. „In manchen Vereinen ist es immer noch klar, dass die erste Mannschaft nur die der Männer sein kann, das Geld wird in die erste Herrenmannschaft gesteckt. Selbst wenn, wie in den 1990er Jahren bei meinem Verein, die Frauen in der Regionalliga spielten und die Männer in der Kreisliga“, so Marianne Finke-Holtz. „Hier hat sich bis heute in vielen Vereinen nicht viel verändert. Wie Frauenfußball gefördert wird, hängt immer davon ab, ob der Vorstand den Frauenfußball fördert. Wenn dies nicht der Fall ist, haben die Frauen ein Problem. Dann bekommen sie die schlechteren Plätze, unattraktive Trainingszeiten und eine schlechte bis nicht vorhandene Ausstattung.“

Auf der anderen Seite gibt es mittlerweile viele, die Wettkämpfe im Frauenfußball lieber besuchen als die der Männer. „Sie sagen, ich gehe gerne zum Frauenfußball, weil die Frauen keine Show machen, es ihnen um den Sport geht, weil sie keine utopischen Gehälter bekommen“, so die Vizepräsidentin. „Frauenfußball wird dann zum Familienfest, wo man Fußball guckt und sehr guten Fußball zu sehen bekommt. Das ist eine andere Klientel als in beim Stadion in der Bundesliga.“

Unterschiede bei den Profis

Auch im Profifußball sind die Unterschiede immer noch groß. Viele große Fußballclubs wie Borussia Dortmund haben keine Frauenabteilung. „Hätten die Männer im Jahr 2016 die Europameisterschaft gewonnen, hätte es vom gemeinnützigen Verein Deutscher Fußball-Bund eine Siegesprämie von 300.000 Euro für jeden Spieler gegeben. Die Spielerinnen des Frauennationalteams, die bei der Europameisterschaft 2017 als Titelverteidigerinnen antraten, hätten bei einem erneuten Erfolg eine Prämie von 37.500 Euro pro Spielerin erhalten“, schreibt die Journalistin Linda Gerner, selbst leidenschaftliche Fußballerin, in der Zeit. Bei der nächsten Europameisterschaft, die aufgrund der Corona-Krise auf 2021 verschoben werden musste, wird es wahrscheinlich nicht viel anders aussehen.

Doch die Kritik wird immer lauter. Im Sommer 2017 erklärte die norwegische Fußballerin Ada Hegerberg, die als erste Frau mit dem Ballon d’Or, einer der wichtigsten Auszeichnungen für Fußballprofis, ausgezeichnet worden war, nicht mehr für Norwegen bei der Weltmeisterschaft anzutreten. Sie wollte auf diesen krassen Prämienunterschied und auf die allgemein schlechten Bedingungen im Frauenfußball aufmerksam machen und klare Position beziehen. „Veränderungen passieren nicht von selbst, wir müssen etwas für sie tun, sie zur Not erzwingen“, sagte sie in einem Zeit-Interview 2019. Ihre Entscheidung bewirkte, dass die Prämie für Frauen in Norwegen angehoben wurde.

Journalistin Gerner ist der Auffassung, dass die Frauen eine Mitschuld an der schlechten Bezahlung, der geringen Beachtung ihrer Leistungen und an der schlechten medialen Begleitung ihres Erfolges tragen. Sie schreibt: „Für das Nationalteam der Frauen ist es einfacher, einen ironischen und ‚ultra lässigen‘ Werbespot zu drehen, als von der Fifa mehr Geld zu fordern. Auch im Freizeitbereich merkt man immer wieder, dass es Frauenteams schwerfällt, konsequent bessere Bedingungen einzufordern. Wir sind dankbar, überhaupt eine Spielzeit zu bekommen, selbst wenn sie Sonntagmorgen um acht Uhr ist. Oder eine Trainingszeit, zu der sonst nur Kinderteams spielen. Danke, liebe Funktionäre, wir nerven nicht weiter, wir wollen nur spielen.“

Zukunft weiblich?

Auf dem DFB-Bundestag im September 2019 wurde nun das „Projekt Zukunft weiblich“ verabschiedet, in dem es neben einer Stärkung des sportlichen Bereichs um eine bessere gesellschaftliche Verankerung geht. Stärkung der Strukturen, die Erhöhung der öffentlichen Wahrnehmung, die Optimierung der Talent- und Spitzenförderung sowie altersgerechte Angebote für Frauen und Mädchen. Außerdem sollen Frauen ermutigt werden, verantwortungsvolle Funktionen in verschiedenen Bereichen des Fußballs zu übernehmen.

DFB-Direktorin Heike Ullrich schreibt dazu bei Xing: "Als Verband stehen wir in der Pflicht, Chancengleichheit zu schaffen und Frauen in Führungspositionen zu etablieren. Als aktuell einzige Frau im Managingboard des DFB setze ich mich dafür ein, Frauen mit Potenzial zu motivieren, sich auf Stellen in Führungspositionen zu bewerben. Das gilt für ehrenamtliche Positionen genauso wie für hauptamtliche Stellen. Eine wirkungsvolle Maßnahme war das DFB-Leadership-Programm für Frauen, das wir gemeinsam mit der Führungsakademie des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) durchgeführt haben. Es richtet sich in erster Linie an Frauen, die sich ehrenamtlich im Fußball engagieren“.

Auch Siegfried Dietrich, Vorsitzender des neuen Ausschusses der Frauen-Bundesligen erkennt „eine Aufbruchsstimmung“. Denn: "Europa hat den Frauenfußball in den letzten zwei Jahren wachgeküsst." Der Manager sieht die größte Chance darin, die großen Marken und großen Unternehmen für das Thema zu gewinnen. "Ich werde es noch erleben, dass sich alle großen Vereine im Frauenfußball betätigen. Dazu muss ich keine Fensterscheiben oder Werbezettel einwerfen. Das generelle Thema, starke Frauen in Unternehmen zu integrieren, wird auch eine Messlatte für das Image der Profifußballvereine in gesellschaftlicher Hinsicht sein – auf dem Rasen und in Führungsfunktionen rund um das große Fußballgeschäft", zitiert die WAZ ihn im Februar 2020.

DFB-Funktionärin Marianne Finke-Holtz hat drei klare Forderungen für die Zukunft:

  1. Mädchen und Frauen müssen überall die Chance erhalten, in ihrer Nähe ihren Sport ausüben zu können und dafür qualifizierte Trainer*innen zur Verfügung haben.
    „Wenn ich 30 Kilometer fahren muss, um Fußball zu spielen, dann sind das Hindernisse, die ich als Kind oder Jugendliche nicht überwinden kann. Ich glaube, dass der DFB für den Mädchenfußball nicht umsonst den Twitternamen #nichtohnemeinemädels entwickelt hat. Mädchenfußball definiert sich anders. Jungen wollen alle Ronaldo werden, Mädchen wollen mit ihren Freundinnen Sport machen. Mädchen kommen zusammen auf den Platz. Sie wollen nicht nur mit Jungen zusammen spielen müssen. Das heißt im Umkehrschluss, dass Mädchenteams wichtig sind. Wenn ich in einer Altersklasse nicht genügend Angebote für Mädchen mache, dann wirkt sich das auf die Akzeptanz des Fußballs bei den Mädchen aus.“

  2. Vereine müssen ihren Teams das gleiche Geld zahlen.
    „Wenn ein Verein überhaupt Geld für Trainer*innen erhält, dann geht das Geld eher an die Männerteams. Ich weiß das aus Erfahrung. Ich konnte als Abteilungsleiterin den Spielerinnen oder Trainer*innen nie so viel bieten, wie das bei den Männerteams der Fall war. Die Trainer*innen bei den Frauen stecken meistens viel mehr in den Sport als sie vom Verein bekommen“.

  3. Die Vereine müssen sich um Mädchen und Frauen bemühen.
    „Ich bin zuversichtlich, dass wir in den nächsten fünf bis zehn Jahren das Ziel der Gleichbehandlung erreichen werden. Vorher ist es noch wichtig, dass die Verbände, Bünde und Vereine sich passende Projekte überlegen und nicht das Argument als Vorwand nutzen, dass die Mädchen gar kein Fußball spielen wollen. Denn häufig sind die Mädchen und Frauen als Schwestern oder Mütter sowieso dabei am Platz, wenn die Jungen spielen. Die kann man immer ansprechen.“