Fynn Schwiegelshohn und Sandra Lehmkuhl sind westfälische Crossmeister

Titelverteidiger Ejob Solomun (SG Wenden) fehlte krankheitsbedingt bei den westfälischen Crossmeisterschaften in Schloß Neuhaus. So war der Weg frei für Fynn Schwiegelshohn (LG Olympia Dortmund), der den Titel auf der Männer-Langstrecke über 9.300m in 27:45 Minuten vor Robiel Weldemichael (SuS Westerholz, 27:57 Min.) und Fabian Dillenhöfer (LG Olympia Dortmund, 27:59 Min.) gewann.

Nach einem anfänglichen Kopf-an-Kopf-Rennen konnte sich der 28-jährige Dortmunder auf dem flachen, aber anspruchsvollen Parcours nach 6.000 Metern von dem gebürtigen Eritreer Robiel Weldemichael absetzen und seinen Vorsprung sicher bis ins Ziel verteidigen.

„Der Sieg hat mich mehr Kraft gekostet als ich vorher gedacht hatte, denn der Parcours war ganz schön hart,“ befand der Schützling von Michael Glass. Fynn Schwiegelshohn, der sich in der Vergangenheit lange mit Achillessehnen-Problemen herumplagen musste, unterstrich in Schloß Neuhaus, dass er wieder zu früherer Form zurückgefunden hat. „Ich werde am kommenden Wochenende beim internationalen Crosslauf in Tilburg starten. Das ist ein weiterer Härtetest für meine Sehne. Danach werde ich dann weiter sehen“.  Der Dortmunder, der momentan an der TU Dortmund im Fach Elektrotechnik promoviert, möchte in nächster Zeit nichts überstürzen. Daher lässt er auch noch offen, ob er in den kommenden Monaten an Hallenrennen teilnehmen wird.

Ein bisher unbeschriebenes Blatt war Robiel Weldemichael. Der 24-Jährige kam vor anderthalb Jahren nach Deutschland und nahm bisher vornehmlich an Volksläufen teil, die er meist alle gewann. Beim letztjährigen Silvesterlauf Werl/Soest belegte er den dritten Rang.

Ein recht mutiges Rennen absolvierte Fabian Dillenhöfer (LG Olympia Dortmund), der nach einem spannenden Finish im Kampf um Platz zwei in 27:57 zu 27:59 Minuten Robert Weldemichael nur knapp unterlag. „Ich hätte natürlich dieses Duell gerne gewonnen, aber ich bin anfangs vorne mitgegangen. Das hat sehr viel Kraft gekostet. Insgesamt bin ich aber hochzufrieden,“ erklärte der Maschinenbaustudent der TU Dortmund, der im kommenden Frühjahr eine schnelle Halbmarathonzeit anstrebt.

Sandra Lehmkuhl bei den Frauen ungefährdet

Bei den Frauen gelang Sandra Lehmkuhl (LSF Münster) über 4.300m ein souveräner Erfolg in 16:18 Minuten vor Aline Florian (16:31 Min.) und Nina Schüler (beide SV Brackwede, 16:35 Min.). Die 28-jährige Grundschullehrerin, die auch eine leistungsstarke Triathletin ist, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen. Inzwischen kann sie recht gut damit umgehen, in dem sie viel Alternativtraining (Rennradfahren, schwimmen oder Einheiten auf dem Crosstrainer) absolviert.

Im Vergleich zu früheren Jahren war der Lauf der Mittelstreckler und der männlichen Jugend U23 zahlen- und auch leistungsmäßig schwach besetzt. Auf der offiziell ausgeschrieben 4.570m langen Distanz, die wegen eines Rechenfehlers deutlich kürzer war, gab es einen Doppelsieg für den LC Paderborn durch Kflemarian Hailu in 12:49 Minuten und Jonas Simon 12:55 Min.). Den dritten Rang belegte Tim-Christopher Thiesbrumel (SG Wenden) in 13:13 Minuten.

Sieger Kflemarian Hailu kam vor gut einem Jahr aus Eritrea nach Deutschland und hat sich in seiner neuen Heimat mithilfe des Sports sehr gut eingelebt.

Im Lauf der männlichen Jugend U20 profitierte Justin Lukas (SC Eintracht Hamm), der eine 1.500m-Bestzeit von 3:56,77 Minuten hat, in der Endphase von seiner enormen Grundschnelligkeit und lag im Ziel in 12:59 Minuten sicher vor den beiden Dorstenern Lutz Holste (13:04 Min.) und Marvin Weiss (13:06 Min.). Für den 19-jährigen Hammer, der seit vier Jahren Leichtathletik betreibt, war es bereits der zweite Westfalentitel in seiner noch jungen Laufbahn. In der Halle kam er schon einmal zu Titelehren über 1.500m.

Großes Pech hatte Constantin Feist (LG Hamm/Kamen/Holzwickede), der bei der männlichen Jugend U18 das Rennen seines Lebens lief und als fast schon sicherer Sieger auf die Zielgerade einbog. Dort irritierte ihn ein Flatterband, sodass er einen Haken schlug, seinen Vorsprung von fünf Metern verlor und sich im Ziel in 9:40 Minuten hinter dem zeitgleichen Münsteraner Tom Thiemann mit dem zweiten Platz begnügen musste.

Constantin Feist war anschließend untröstlich. Da konnte ihn auch die Tatsache nicht aufmuntern, dass er vor seinem Zwillingsbruder Maximilian (3. in 9:46 Min.) lag, der sonst meist immer der Schnellere war.

Im Lauf der weiblichen Jugend wählte Pauline Meyer (TV Westfalia Epe) ihre altbewährte Taktik und siegte im Spurt in 10:50 Minuten vor Nele Weike (TuS Eintracht Minden, 10:52 Min.) und Julia Altrup (LAC Veltins Hochsauerland, 10:53 Min.). Für die deutsche U18-Meisterin über 1.500m war es der inzwischen 19. Westfalentitel.

Im Lauf der männlichen Jugend M15 dominierte in 9:52 Minuten Clemens Erdmann (TSVE Bielefeld) vor dem Paderborner Leonard Scheike (9:58 Min.). Das Bemerkenswerte: Der junge Bielefelder ist auch ein hervorragender Triathlet. Als Schwimmer zählt er zudem über 400m-Freistil zu den besten Dreißig in Deutschland.

Idealer Parcours in Schloss Neuhaus

Auf dem ehemaligen Gelände der Landesgartenschau wurde den Läuferinnen und Läufer ein idealer Parcours geboten. „Die Strecke war sehr abwechselungsreich und  technisch anspruchsvoll. Sie erforderte sehr viel Koordination und Stabilität,“ befand Wattenscheids Trainer Markus Kubillus. Sein Trainer-Kollege Thomas Heidbreder (SV Brackwede) ergänzte: „Ein fairer und übersichtlicher Parcours, der sehr viel Kraft verlangte.“

Das Lob hat der Leichtathletik-Abteilungsleiter des TSV Schloß Neuhaus, Gregor Böhmer, gerne gehört. Insgesamt hatte er 40 Helferinnen und Helfer, die mit zum Gelingen der Veranstaltung beitrugen, im Einsatz.

Ein dickes Lob gab es auch von FLVW-Wettkampfwartin Melanie Neitzel: „Man hat heute gesehen, dass der TSV Schloß Neuhaus über große Veranstaltungserfahrungen verfügt. Das hat man in allen Bereichen gespürt. Gut war auch die optimale Anbindung vom Stadion und an den Crossparcours.“

Einziger Schönheitsfehler der Veranstaltung war, dass die ursprünglich ausgeschriebenen Streckenlängen durch einen Rechenfehler von den tatsächlichen gelaufenen Distanzen teilweise deutlich abwichen. „Dadurch ist aber niemand benachteiligt worden,“ versicherte Melanie Neitzel.