Die Familie war ein gutes Team. Schon als kleine Jungen begleiteten Henrik und Lennart ihren Vater auf dem Fahrrad, doch stellten sie bald fest, dass das Laufen ihnen besser lag.
Schon am 1. Mai trumpfte Henrik in Mainz bei den deutschen 10.000-Meter-Meisterschaften auf der Rundbahn als Titelträger mit der Bestzeit von 32:59,99 Minuten auf, obwohl er eine so lange Strecke noch nie gelaufen war. Er ließ 8:38,91 über 3.000 Meter und erstklassige 5:49,21 über 2.000-Meter-Hindernis folgen. Lennart, dessen Stärken die Mittelstrecken sind, verbuchte mit 1:54,66 Minuten über 800 und 3:57,38 über 1.500 Meter erstklassige Zeiten. Bei den deutschen Jugend-Meisterschaften erkämpfte Henrik, obwohl gesundheitlich angeschlagen, über die Hindernisse Bronze. Lennart zog mit dem dritten Platz über 1.500 Meter nach.
„Für mich kam der Erfolg in Mainz und die Hindernisbestzeit völlig unerwartet und ich habe mich riesig darüber gefreut, weil ich zeigen konnte, was ich draufhabe", erinnert sich Henrik. Nur um 0,75 Sekunden verpasste er die Qualifikation für die U20-EM über die Hindernisse. „Klar, lief nicht jeder Wettkampf so, wie ich erwartet hatte, aber das ist auch gut so, denn ich erkannte meine Schwächen und konnte daran arbeiten", hat er diese kleinen Enttäuschungen gut weggesteckt.
Erwartungen sind mehr als erfüllt worden
Lennart pflichtet ihm bei: „Meine Erwartungen sind mehr als erfüllt worden, obwohl die Umstellung auf das Goethe-Gymnasium und das Wohnen im Internat zunächst recht schwierig war. Ich bin aber froh, dass ich diesen Schritt gewagt habe.“
„Klar, habe ich anfangs meine Familie vermisst, aber mit Lennart an meiner Seite fiel mir der Wechsel doch leichter", gesteht Henrik und sagt: "Wir haben hier schnell Freunde gefunden und unsere Eltern sehen wir regelmäßig. Zudem liebe ich neue Herausforderungen". Lennart gibt zu: "Natürlich ist es ein Unterschied in eine Großstadt umzuziehen, doch das fiel mir nicht schwer, denn ich bin offen für Neues.“
Dass sie im Internat nicht selbst kochen müssen, sondern dort ihre Mahlzeiten bekommen, sehen sie als Privileg. Aber wenn sie einmal zum Kochlöffel greifen müssen, tun sie das gemeinsam. „Aber ich bin dabei der Kreativere", lacht Henrik.
„Der Schulwechsel war nicht ohne, da wir spontan mitten im Halbjahr nach Dortmund gekommen sind, so dass es in einigen Fächern Nachholbedarf gab“, beschreibt Lennart die anfänglichen Probleme und Henrik ergänzt: „Alle haben uns trotz Corona sehr bei der Eingewöhnung geholfen. Inzwischen fühlen wir uns in Dortmund sehr wohl. Hier gefällt uns, dass wir in der Gruppe trainieren können. Wir haben jederzeit kompetente Ansprechpartner und das Training ist sehr abwechslungsreich.“
Zehn bis zwölf Einheiten leisten sie in der Woche, wobei Henrik 100 Kilometer plus Krafttraining abspult, während Lennart neben den Kilometern den Schwerpunkt auf Sprint und Sprintausdauer legt. Die Trainer Christof Neuhaus und Lars Schelp sind mit ihren Schützlingen sehr zufrieden. „Man muss sie nie antreiben und es macht Freude, mit ihnen zu arbeiten", sagen sie übereinstimmend.
Erst Klausur, dann Trainingslager in Italien
Rivalität kennen die Brüder nicht und Henrik macht klar: "Im Wettkampf sind wir Konkurrenten. Aber da wir meist unterschiedliche Disziplinen bestreiten, ist das selten. Ich freue mich aber, dass Lennart sich so prächtig entwickelt hat, denn ich sehe ja, wie hart er trainiert.“
Am vergangenen Freitag stand noch eine Klausur an und dann ging es während der Herbstferien ins Trainingslager nach Italien, denn kurze Zeit später stehen die deutschen Zehn-Kilometer-Straßenlauf-Meisterschaften bevor. „Darauf freue ich mich schon", so Henrik. Und Lennart sieht die nächsten Herausforderungen gelassen: „Mal schauen, was möglich ist.“