FLVW-Zukunftspreis 2019: Das ist der SV Germania Bredenborn (3. Platz)

Ein Verein blüht auf. Und wächst. In einem Ort, an dem der demographische Wandel vermeintlich mit aller Kraft zuschlägt. Der SV Germania Bredenborn aus Marienmünster im Kreis Höxter zeigt, wie er sich allen Unkenrufen zum Trotz in einem ländlichen Raum prächtig entwickelt. Dafür wird der Verein beim FLVW-Zukunftspreis 2019 mit dem dritten Platz ausgezeichnet, den er sich mit dem TSV Rot Weiß Wenholthausen teilt. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) stellt den SV Germania an dieser Stelle ausführlich in Text und im Video vor.

Ein Dorf löst sich auf. So kann man die Entwicklung lesen, in deren Folge Sparkassen zumachen, Gaststätten und Einkaufsgelegenheiten verschwinden, die Schule schließt und die Mitgliederzahlen im Sportverein zurückgehen. Bei einer offenen Bestandsaufnahme im Jahr 2017 wollte der SV Germania Bredenborn sich aber nicht länger als Opfer von Entwicklungen verstehen, sondern schauen, was aus den verbliebenen Möglichkeiten zu machen sei, um den allgemeinen Auflösungstendenzen etwas entgegenzusetzen.

Der demografische Wandel sollte als Chance genutzt, das sportliche Angebot erweitert werden, ein Ohr offengehalten werden für sowohl die Wünsche der Bevölkerung als auch für neue Trends der Sportentwicklung. Darüber hinaus sollte der Verein seiner gewachsenen Verantwortung für das soziale Miteinander im Dorf gerecht werden, nachdem andere Begegnungsräume dem Wandel bereits zum Opfer gefallen waren. In der Folgezeit wurden daraufhin viele neue Angebote eingeführt. Zunächst nahm der Verein den älteren Teil der Bevölkerung in den Blick und gründete eine Abteilung für Rehasport, wo in heterogenen Gruppen angepasste Bewegungsangebote und neue Kennenlern- und Kontaktmöglichkeiten geboten werden. Allein diese Erweiterung brachte dem Verein 90 neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer in drei Gruppen.

Im wahrsten Sinne des Wortes: „Trommeln“ für neue Mitglieder

Eine weitere Zielgruppe, die der Verein neu in den Blick nahm, waren junge Frauen in der Familienphase. Für sie wurde einerseits das Angebot „Drums alive“ eingerichtet, ein fröhlich-rhythmisches Training, bei dem zu Musik getanzt und getrommelt wird, andererseits wurde mit dem Angebot „Fit Mix – Verein statt Studio“ ganz bewusst die kommerzielle Konkurrenz aufs Korn genommen: Kraft, Koordination und Kondition kann man schließlich auch in der Sporthalle trainieren und bekommt das Gemeinschaftserlebnis kostenlos als Bonus obendrauf. Beide Angebote sind inzwischen gut etabliert und ziehen auch Interessentinnen aus der Nachbarschaft nach Bredenborn.

Was den Frauen recht ist, kann den Männern nur billig sein und weil eben doch nicht alle Männer Fußball spielen können und wollen, wurde auch für sie ein zeitgemäßes Angebot eingerichtet: „Cross fit“ klingt nicht nur kernig und modern, es ist es auch. Ein bekannter und kompetenter Übungsleiter, eine Vielfalt an Trainings- und Spielangeboten und die Vorzüge von Nähe und Gemeinschaft haben das Angebot nach einer zehnwöchigen Einführungsphase zu einem Erfolg gemacht.

Im Rahmen der Dorfwerkstatt und einer „Ideenschmiede“ meldeten schließlich auch die Jugendlichen des Dorfes ihre Ansprüche an und wünschten sich eine Mountainbike-Strecke, die gegenwärtig von der Planung in die Umsetzungsphase kommt. Was der Jugend das Mountainbike, ist der reiferen Jugend das E-Bike, das ebenfalls für die Angebotserweiterung eingeplant ist und damit zusammen mit dem Boulen das Angebotsspektrum für die älteren Dorfbewohner abrundet. Auch die mittlerweile etablierte Boulegruppe wurde über ein Schnupperangebot eingeführt.

Alt und Jung in einem Verein

Sportmotorische Früherziehung bietet der Verein im Rahmen des neuen Angebots „Kinderturnen“ für die ganz Kleinen und in Kooperation mit der örtlichen Kita wird das Kinderbewegungsabzeichen (Kibaz) abgenommen. Die Zahl von Teilnehmern und Mitgliedern steigt stetig und die Übungsleiter aus dem Dorf sichern die Kontinuität des Angebots. Der neue SV Bredenborn wächst und gedeiht!

Neben den vielen neuen wöchentlichen Angeboten, die im Dialog mit Mitgliedern, interessierten Bürgern und dem KSB Höxter entwickelt wurden, ist auch eine kleine Zahl von attraktiven Events entstanden, die das Dorf- und Vereinsleben bereichern. Die „Highland-Games“ und das Menschenkicker-Turnier unter Schwarzlicht sind kreative Formate mit hohem Spaß-Faktor für alle Generationen und ein Fußball-Trainingscamp mit Geflüchteten half Ankömmlingen auf ihrem Weg in den Verein.

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Der Verein
Der SV Germania Bredenborn hat aktuell knapp 600 Mitglieder sowie 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Angeboten des Rehasports. Der Verein hat eine erste und zweite Seniorenmannschaft im Fußball, sowie eine Altherrenmannschaft. Kinder und Jugendliche des Vereins können innerhalb der Jugendspielgemeinschaft Marienmünster am Fußballtraining und Spielbetrieb teilnehmen.

Der Ort
Die Ortschaft Bredenborn ist ein Stadtteil der 1970 im Zuge der kommunalen Gebietsreform geschaffenen Stadt Marienmünster im Kreis Höxter. Die Stadt hat knapp 5.000 Einwohner, Bredenborn ist mit 1.500 Einwohnern der größte Ortsteil. Die Einrichtungen einer dörflichen Grundversorgung sind noch weitgehend vorhanden, jedoch bilden Landflucht und demografischer Wandel den Kontext für die Strukturveränderungen, denen die Ortschaft ausgesetzt ist. Im Jahr 2015 wurde die Grundschule geschlossen. Das öffentliche Leben stützt sich seither auf Kirchengemeinde und Ortsvereine.

Info: Das ist der FLVW-Zukunftspreis
Der FLVW-Zukunftspreis wurde erstmals im Jahr 2008 vergeben. Die Vielzahl der Teilnehmer und die Vielfalt der Preisträger seither ist beeindruckend. Überdeutlich zeigen sie: Zukunftsentwicklung findet statt und zwar genau da, wo sie gebraucht wird: an der Vereinsbasis. Demografischer Wandel, Strukturwandel und kultureller Wandel – die großen Veränderungsströmungen der Gegenwart treffen in den Vereinen auf Menschen mit Ideen, Erfahrungen, Engagement und Idealismus und bringen sie dazu, beispielgebende Lösungen zu finden. Der Verband möchte das Engagement seiner Vereine fördern und diese anspornen, neue Wege zu gehen. Jährlich prämiert der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) Vereine mit besonders zukunftsweisenden Projekten, die mit einem Preisgeld unterstützt werden.