FLVW und westfälische Laufveranstalter im gemeinsamen Austausch

Die Zahlen verdeutlichen das Dilemma: Im vergangenen Jahr fanden in Westfalen wegen der Corona-Pandemie von 265 angemeldeten Läufen bis Mitte März nur 14 Veranstaltungen statt. Anschließend konnten nur noch vier Läufe unter strengen Sicherheits- und Hygienebedingungen durchgeführt werden. Alle anderen mussten gestrichen werden. Daher hatte die Kommission Allgemeine Leichtathletik im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) die Laufveranstalter zu einer außerordentlichen virtuellen Konferenz eingeladen. An diesem digitalen Treffen am Samstag nahmen 97 Personen teil – deutlich mehr als an der turnusmäßigen Lauftagung am 14. Juni 2020.

„Diese große Resonanz zeigt, wie wichtig solch ein Austausch ist. Erfreulich ist auch, dass das Modell der Video-Konferenz sehr gut angenommen wurde. Man spart dadurch Zeit und Kosten und schont auch noch die Umwelt", sagte Kommissionsleiter Michael Blomeier zu Beginn.

Die Referentin für den Laufsport im FLVW, Neele Holzhausen, berichtete, dass 2020 bei der Absage oder virtuellen Durchführung einer Veranstaltung keine Finisher-Gebühren erhoben wurden. Darüber hinaus informierte sie, dass bei Wellenstarts oder elektronischer Zeitmessung (Nettozeiten) die Ergebnisse bestenlistenfähig waren. „Bei uns war die Devise", so Holzhausen, „dass Veranstaltungen, die nicht so durchgeführt wurden, wie sie bei uns angemeldet worden waren, als abgesagt gewertet wurden.“

Die Laufreferentin im FLVW bat die Laufveranstalter, sich in Zukunft immer mit der FLVW-Geschäftsstelle in Verbindung zu setzen, wenn Lauftermine aufgrund der allgemeinen Corona-Lage in den nächsten Monaten nicht eingehalten werden können.

Sebastian Moritz: "Zusammenarbeit mit Behörden ist sehr wichtig"

Wie es konkret im Laufbereich weitergehen wird, kann momentan niemand sagen. Auch der Vorsitzende des Kreis-Leichtathletik-Ausschusses Soest, Sebastian Moritz, der sich als Mitarbeiter des Westdeutschen Rundfunks (WDR) oft mit dem Thema Corona beschäftigt, hält sich mit Prognosen zurück. „Das Regelwerk, das alle Maßnahmen bestimmt, ist momentan die Coronaschutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen. Diese gilt in der augenblicklichen Fassung bis zum 14. Februar. Danach werden wir sehen, wie es weitergeht. Aktuell ist unter den geltenden Sicherheits- und Hygienebestimmungen nur der Profisport erlaubt, während der Freizeit- und Amateursport praktisch zum Erliegen gekommen ist. In diesem Hobby-Bereich sind lediglich das Joggen im Freien, alleine oder zweit, sowie die Teilnahme an digitalen Angeboten erlaubt“, erläuterte Sebastian Moritz.

Schnelle Öffnungen hält der WDR-Mitarbeiter aktuell für eher unwahrscheinlich. Wenn jedoch vom Tag X an gelockert wird, wird seiner Meinung nach neben den Schulen und Kindergärten der Sport ganz vorn mit dabei sein. „Dabei können wir von den Konzepten, die sich bereits im vergangenen Jahr bei uns bewährt haben, profitieren. Wichtig ist jedoch, dass man sich im Vorfeld immer mit den jeweiligen örtlichen Behörden abstimmt. Es reicht nicht, wenn man eine Veranstaltung plant, nur in die Corona-Schutzverordnung zu schauen", betonte Sebastian Moritz.

Allen Schwierigkeiten zum Trotz konnten 2020 unter Corona-Bedingungen noch vier Läufe in Westfalen durchgeführt werden. Drei der vier Veranstalter hatten sich bei der virtuellen Lauftagung eingeloggt, um den anderen Teilnehmern ihre Erfahrungen mitzuteilen.

Organisator Marcus Hoselmann berichtete über den Lauf DO IT FAST am 16. August in Dortmund. Sein Vorteil war, dass die Veranstaltung auf dem sehr übersichtlichen Phoenix-West-Gelände, das man komplett kontrollieren konnte, ausgetragen wurde „Unser Hauptaugenmerk war eindeutig auf die Kommunikation ausgerichtet, sodass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Vorfeld bestens informiert waren. Wichtig war uns zudem, dass wir unsere zuständigen Behörden und unsere Sponsoren mit ins Boot genommen haben. Im Endeffekt stand nämlich das Image unserer Veranstaltung auf dem Spiel“, gab Marcus Hoselmann zu bedenken. Lediglich durch das Engagement der Sponsoren war seine Veranstaltung kostendeckend.

Das Orga-Team des SV Westfalia Gemen hat das Ordnungsamt der Stadt Borken ebenfalls von Beginn an mit in seine Planungen für den Burglauf einbezogen. „Wir erhielten gleich große Komplimente für unser Konzept, da wir so ziemlich an alles gedacht hatten. Mit diesem Konzept konnten wir dann unsere weiteren Planungen beginnen und auch das Anmeldeportal freischalten. Pro Lauf durften maximal 150 bis 200 Läuferinnen und Läufer starten“, berichtete Uwe Lechtenberg vom Orga-Team.

Das Gelände wurde für den Lauf komplett abgesperrt. Dafür stellte der Bauhof Borken dem SV Westfalia Gemen 100 „Hamburger Gitter“ zur Verfügung. „Alle Teilnehmer befolgten vorbildlich die Abstands- und Hygienevorschriften“, unterstrich Uwe Lechtenberg.

FLVW-Laufwart Klaus-Peter Münzer, der direkt vor Ort war, pflichtete ihm nur bei: „Wenn ein Verein so engagiert solch ein detailliertes Konzept erarbeitet und es mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch entsprechend umsetzt, ist das einfach genial. Daran können sich auch andere Vereine orientieren, denn wir werden in nächster Zeit wahrscheinlich weiter einige Auflagen beachten müssen.“

Bundeswehr stellt Gelände zur Verfügung

Arne Fischer vom LSF Münster, der mit seinem engagierten Team am 3. Oktober den LSF Kasernenlauf veranstaltete, war durch die vielen Corona-Auflagen im Vorfeld stark verunsichert worden. „Als wir gesehen haben, dass in Dortmund am 15. Juni mit dem back'on'track-Meeting trotz des Lockdowns Leichtathletik unter strengen Sicherheitsmaßnahmen möglich war, haben wir mit den Planungen für unseren Kasernenlauf begonnen, denn wir wollten damit ein Leuchtturm-Projekt für die Läuferinnen und Läufer in Westfalen setzen sowie unseren Mitgliedern zeigen, dass wir als Veranstalter noch etwas auf die Beine stellen können", betonte Arne Fischer.

Zu den Auflagen der Stadt Münster zählte unter anderem, dass der Lauf auf einem abgeschlossenen Gelände durchführt wurde. Schnell waren die Kontakte zur Bundeswehr hergestellt, und Arne Fischer war erstaunt, dass der Kasernen-Kommandant das Bundeswehrgelände für die Veranstaltung frei gab. Dass sich auf dem Gelände zwei Sportplätze befanden, war ein Glücksfall für den LSF Münster, denn dadurch konnten größere Menschenansammlungen vermieden werden. Allerdings durften keine Räumlichkeiten benutzt werden – auch keine Toiletten, sodass mobile Analgen aufgestellt werden mussten.

In der Lützow-Kaserne war ein 2,5 Kilometer langer Rundkurs zweimalig zu durchlaufen. Während die Bedingungen am Vormittag noch optimal waren, kamen am Nachmittag Regen sowie ein unangenehmer Wind auf. Sieger bei den Männern wurde David Schönherr vom LSF Münster in 15:52 Minuten. Bei den Frauen zeigte Frederike Straeten auf der Fünf-Kilometer-Distanz in 17:59 Minuten allen die Fersen.

Michael Brinkmann weist auf überarbeitetes Hygienekonzept hin

Michael Brinkmann vom Volksbank-Münster-Marathon berichtete, dass er zusammen mit Markus Frisch vom Köln-Marathon das seinerzeit beim DLV und bei der Staatskanzlei NRW eingereichte Hygienekonzept für Laufveranstaltungen in Deutschland zum 1. Januar 2021 überarbeitet hat. In dem Update wurden unter anderem auch eigene Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Kreis der German-Road-Races (GRR)-Mitglieder eingebracht. Ein Abschnitt widmet sich auch der schwierigen Zuschauer-Problematik. „Wenn eine Ordnungsbehörde weiß, dass bei der Staatskanzlei solch ein Konzept vorliegt, dann braucht man als Veranstalter die örtlichen Besonderheiten nur noch in seinem Antrag zu ergänzen. Das erspart viel Arbeit“, betonte Michael Brinkmann.

Der Vorsitzende des Verbands-Leichtathletik-Ausschusses, Bernhard Bußmann, lobte das große Engagement der Laufveranstalter. „Dem FLVW gehören 110.000 Leichtathleten an. Davon sind 80 bis 90 Prozent Läuferinnen und Läufer. Daher ist es wichtig, dass Läufe wieder stattfinden. Erfreulich ist, dass die Veranstalter nicht nur ihre finanziellen Vorteile sehen, sondern in erster Linie die Motivation der Läuferinnen und Läufer.“

Bernhard Bußmann bat die Laufveranstalter, trotz der schwierigen Zeiten in ihren Bemühungen nicht nachzulassen. Wer Hilfe benötigt, kann sich an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des FLVW wenden.