In seinem Impulsvortrag stellte der Sportsoziologe Professor Dieter Jütting die Frage nach der Zukunftsfähigkeit und reichte die Antwort gleich an die Vereine weiter. Sportvereine sind dann zeitgemäß, wenn sie den Anforderungen gerecht zu werden, die die Zeit an sie stellt. Ob sie das schaffen, ließ der Referenten offen. Dass es Sportvereine nicht zwangsläufig auch in Zukunft geben muss, zeigt der Blick in die Geschichte und in andere Kulturen und Gesellschaften: Das Phänomen Sportverein ist kulturgeschichtlich auf die westliche Moderne beschränkt. Dass die Wurzeln des Sportvereins in der Turnbewegung liegen und die Idee der Turner zuerst wenig mit Leistung und Konkurrenz und viel mit Gesundheits- und Gemeinschaftspflege zu tun hatte, klang in den Ohren der Zuhörer überraschend modern.
„Zurück zu den Wurzeln“
In einer ersten moderierten Gruppenphase reflektierten die Teilnehmer die Impulse, die Dieter Jütting in seinem Vortrag und Uli Jeromin und Gundolf Walaschewski mit einem kurzen Interview gesetzt hatten. Es zeichnete sich ab, dass die Vereinsvertreter den Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit in der Qualität der Vereinskultur sahen: Das Wir-Gefühl im Verein, Sport um der Menschen und nicht um des Erfolgs willen, der kameradschaftliche Umgang und das gemeinsame Gestalten innerhalb der Vereinsfamilie waren oft genannte Ansätze.
Die Gruppenergebnisse waren eine Steilvorlage für den zweiten Höhepunkt des ersten Forumstages, das nach dem gemeinsamen Abendessen mit dem Animationsfilm „Zurück zu den Wurzeln“ auf die Teilnehmer wartete. Der Film wurde 2011 in der Regie des niederländischen Fußballverbandes KNVB produziert und hat in der niederländischen Fassung mehr als eine Viertelmillion YouTube-Aufrufe zu verzeichnen. Die „Wurzeln“, zu denen die Vereine zurückkehren sollen, meint unter anderem das Interesse der Menschen am Sport und an einer Gemeinschaft, in der sie sich wohlfühlen und zu der sie gestaltend beitragen. Neben Strategien und Strukturen sollten die Vereinsführungen also die Vereinskultur und die einzelnen Menschen in den Blick nehmen. Die Botschaft des Films war für die Teilnehmer so einleuchtend und selbstverständlich, dass der Film die abschließenden Gesprächsrunden nur für kurze Zeit beschäftigte.
Als FLVW-Projektverein zum schlagkräftigen Mitarbeitermanagement
Tag zwei brachte einige neue Teilnehmer und einen neuen Fokus: Das „Mitarbeitermanagement mit System“, das beim FLVW seine Pilotphase mit Bravour überstanden hat und jetzt in seine zweite Runde geht. 20 Vereine sind es diesmal, die das erweiterte Kompetenzteam um Heinz Wassmann in den kommenden zwei Jahren intensiv, persönlich und vor Ort begleiten kann. Im Mittelpunkt steht der Aufbau einer Struktur, die genau das leisten kann, was der Film gefordert hat: Den „Menschenbetrieb Verein“ auf eine menschen- und vereinsgemäße Weise managen. Mitarbeiter des Kompetenzteams stellten das Konzept vor und warben für die Teilnahme, für die sich jeder Verein des FLVW bewerben kann. Vor Eintritt in die konkrete Arbeit wird in einer ausführlichen Einführungsphase geklärt, ob der Verein das Projekt wirklich schultern kann und will. Das Versprechen des Kompetenzteams lautete: Jeder Verein, der sich zur Mitarbeit entschließt, verfügt anschließend über ein personell und strategisch schlagkräftiges und innovatives Mitarbeitermanagement.