„Nach 17 Kilometern ist bei mir der Mann mit dem Hammer gekommen. Im Ziel hätte ich kaum noch einen Meter weiterlaufen können,“ berichtete der frühere Olympia-Zweite im Zehnkampf (1996), der als Staffelläufer begann, dann aber die volle Strecke durchzog.
Frank Busemann wollte in Dortmund unbedingt die Zeit seines Freundes Danny Ecker (Leverkusen) unterbieten. Der frühere WM-Dritte (2007) und deutsche Hallenrekordler im Stabhochsprung hatte am vergangenen Sonntag in Köln auf der Halbmarathonstrecke die Zeit von 1:33:52 Stunden vorgelegt.
Nach Beendigung seiner erfolgreichen Zehnkampf-Karriere im Jahr 2003 startete Frank Busemann immer wieder bei Langstreckenläufen. So erreichte er unter anderem beim Ruhr-Marathon 2005 respektable 3:39:00 Stunden auf der klassischen Distanz.
Beim Lauf in Dortmund ging er bis an seine Grenzen. „Ich habe mich voll ausgepowert und sage heute, dass ich das nicht noch einmal mache. Das kann sich aber morgen schon ändern. Jetzt wünsche ich mir ein Bier und eine Schokolade, um wieder zu Kräften zu kommen,“ sagte Frank Busemann, als er im Zielbereich erschöpft auf dem Asphalt hockte. Der ARD-Co-Kommentator hatte am Pausentag bei der Leichtathletik-WM in London wieder mit einem etwas intensiveren Laufen begonnen und sich seitdem zielgerichtet seine Ausdauerprüfung in Dortmund vorbereitet.
Sieger Bernhard Deiß mit starkem Finish
Den 6. Phoenix-See-Halbmarathon gewann Bernhard Deiß (Recklinghäuser LC) in 1:15:21 Stunden vor Matthias Büchel (TuSEM Essen, 1:15:46 h) und Roman Schulte-Zurhausen (Ausdauerschule by Bunert Dortmund, 1:16:38 h). Der 25-jährige Recklinghäuser, der das Rennen recht moderat anging, witterte seine Chance bei Kilometer 15 und übernahm bei Kilometer 19 die Führung. Der Vorjahres-Vierte, der 2016 mit 1:15:15 Stunden sechs Sekunden schneller als dieses Mal war, zeigte sich begeistert von der Atmosphäre des Laufes: „Es herrschte eine Super-Stimmung an der Strecke. Meiner Meinung war heute mehr los als im vergangenen Jahr.“
Bernhard Deiß betrachtete seinen Start in Dortmund als Generalprobe für den Frankfurt-Marathon am 29. Oktober, bei dem er versuchen möchte, seine persönliche Bestzeit von 2:39:11 Stunden zu unterbieten. Matthias Büchel, der bereits beim Stadtwerke-Halbmarathon in Bochum den zweiten Rang in 1:14:33 Stunden belegte, zeigte sich mit seiner Platzierung zufrieden: „In der Schlussphase konnte ich gegen Bernhard Deiß nicht mehr machen. Ich bin froh, dass ich meinen zweiten Platz bis ins Ziel verteidigen konnte,“ erklärte der 36-jährige Lehrer für Deutsch und Musik. Büchel, der vor kurzem Vater wurde und daher momentan nur reduziert trainieren kann, sicherte sich damit den Sieg in der Gesamtwertung des Dextro-Energie-Reviercups, zu dem die Halbmarathonläufe in Duisburg, Bochum und Dortmund zählten. Neben Roman Schulte-Zurhausen konnten sich mit Markus Ehl (Tri-Geckos Dortmund, 4. in 1:19:05 h) und Tim Hövelmann (LC Rapid, 6. in 1:19:30 h) zwei weitere Dortmunder auf den ganz vorderen Rängen platzieren.
Bei den Frauen gelang Natascha Mommers (TSV Herdecke) ein sicherer Start-Ziel-Sieg in 1:24:05 Stunden vor Johanna Krüger (LG Lüdenscheid, 1:26:06 Std.) und Luisa Koehn (ASV St. Augustin, 1:31:48 Std.). Das Bemerkenswerte: Die 31-jährige Herdeckerin, die vorher nur im Fitnessstudio sportlich aktiv war, läuft erst seit Januar 2017. Beim Halbmarathon-Lauf in Venlo hatte sie in diesem Jahr schon einmal 1:26:26 Stunden erzielt. Ihrem Mann Markus, der sie zum Laufen gebracht hat, rennt sie inzwischen locker davon. Von den Dortmunder Damen gefiel vor allem Rita Nowottny-Hupka (LT Wischlingen), die in der Klasse W55 in starken 1:36:33 Stunden allen die Fersen zeigte.
Eine Klasse für sich war wieder einmal Seniorenläufer Klemens Wittig (LC Rapid Dortmund), der in der Klasse M80 in respektablen 1:43:41 Stunden dominierte. Der 80-jährige Langstrecken-Oldie bereitet sich nun auf den Frankfurt-Marathon vor, wo er einen neuen Europarekord in der Klasse M80 aufstellen möchte. Eine weitere europäische Bestmarke strebt er am 25. November beim Halbmarathon in Essen an.
Bei den Staffeln konnte sich die LG Olympia Dortmund mit Kidane Tewolde, Mohamed Hamadi und Leon Straub sicher in 1:11:52 Stunden vor dem LC Rapid (1:15:11 h) durchsetzen. Bei den Frauen ging der Sieg an das Trio „Bunert der Dortmunder Laufladen“ (1:25:26h), für das Svenja Fleischmann, Linn Kleine und Nele Krause starteten. Bei der Mixed-Wertung ließ sich der LC Rapid Dortmund mit Soja Vogt, Sascha van Staa und Nicolas Vogt in 1:14:57 Stunden den Sieg nicht nehmen.
Organisationschef Marcus Hoselmann zeigte sich mit dem Ablauf der Veranstaltung hochzufrieden: „Es hat keine Probleme gegeben. Selbst die Sanitäter hatten so gut wie nichts zu tun. Mit 4.050 Starterinnen und Startern lagen wir knapp unter unserem Teilnehmerrekord. Allerdings haben viele den Brückentag zu einem verlängerten Wochenende genutzt, sodass sich auch dieses Mal die Anziehungskraft, die von dieser Veranstaltung ausgeht, wieder sehen lassen kann.“