Tristan Henze liebt Basketball. Deshalb hat er es wohl auch selbst viele Jahre lang gespielt und das ziemlich erfolgreich. Angefangen hatte er in der U12, schaffte es über die NRW-Auswahl in die Jugend-Bundesliga und war sogar für die Auswahl in die Nationalmannschaft vorgesehen.
„Wir waren alle wie eine Familie, haben fast jeden Tag zweimal zusammen trainiert und sind an den Wochenenden gemeinsam zu den Spielen gefahren. Das war schon eine sehr aufregende, aber auch stressige Zeit,“ blickt Henze zurück. Dann brach sich Henze das Schlüsselbein und musste für viele Monate pausieren. Da keine Besserung in Sicht war, gab er das Basketballspielen schließlich auf. Ganz ohne Sport wollte er jedoch nicht leben und suchte nach einer Alternative.
Zufällig neue Sportart gefunden
Zufällig fand er durch den Sportunterricht zu seiner neuen Sportart: Der Leichtathletik! „Auf unserem Stundenplan stand irgendwann einmal Hochsprung, und da ich gut über die geforderte Höhe kam, empfahl mir mein Lehrer, dass ich doch mal die Leichtathletik ausprobieren sollte “, erinnert sich Henze. Das tat er dann auch.
So wechselte er in die Trainingsgruppe von Thomas Prange, in der auch derzeit Deutschlands schnellste Sprinterin über die 100 Meter, Tatjana Pinto, trainiert. Nur wenige Monate später absolvierte er im Januar 2016 seinen ersten Hochsprungwettkampf in Clarholz und wurde auf Anhieb mit 1,91m Dritter. Henze fasste Mut: „Ab da dachte ich, das ist ja gar nicht so schlecht für jemanden, der noch nie für diese Sportart trainiert hat.‘‘
Nun musste also ein passenderes Umfeld her. In Paderborn sah der 1,96m große Athlet seine Perspektive nicht. „In der Gruppe von Thomas wird dann doch eher Sprint trainiert und Herr Jüde, der mit mir an meiner Technik feilte, trat altersbedingt kürzer,“ sagt Henze. Aber wohin sollte es gehen? Er erinnerte sich an einen jungen Trainer vom TV Wattenscheid 01, der ihm in Clarholz einige Tipps gab. Dazu fand Henze ihn direkt sympathisch: Peter Schnabel.
Seit einigen Monaten lebt Tristan Henze nun im Klaus-Steilmann-Sportinternat in Bochum, in dem er sich eine WG mit dem Sprinter Sebastian Kondziella teilt. „Ich wollte die Chance nutzen, die sich mir bot, zu einem Verein zu wechseln, der mir dabei hilft, mich zu entwickeln und mir die passenden Rahmenbedingungen dazu liefert“, blickt der Hochspringer zurück.
Keine 200 Meter dauert der Weg vom Internat zum Stadion und nun besucht er sogar eine Eliteschule des Sports: die Maria-Sybilla-Merian-Gesamtschule. Henze wirkt zufrieden: „Ich habe schon neue Freunde gefunden und großartig finde ich es, dass wir mit den Internatsbetreuern auch hin und wieder einen Ausflug unternehmen. Neulich waren wir zum Beispiel alle im Movie Park.“
Großes Lob für Peter Schnabel
Doch nicht nur von seiner neuen Umgebung ist der ehemalige Basketballspieler begeistert, sondern auch von seinem neuen Trainer Peter Schnabel. „Peter ist einfach nur klasse! Er ist immer für mich da, egal wann und hat für alle Probleme immer ein offenes Ohr, das empfinde ich nicht als selbstverständlich. Zudem geht er auch auf meinen persönlichen Trainingszustand ein und schreibt mir passende Pläne, damit ich mich entwickeln kann. Peter ist definitiv einer der ausschlaggebenden Gründe, warum ich mich in Wattenscheid sehr wohl fühle.“
In den nächsten Wochen feilt der sprunggewaltige Athlet vor allem an seiner Technik und seiner Routine im Ablauf, bevor er wieder einen Wettkampf bestreiten wird. Sein Ziel für den Sommer sind die 1,99 Meter. Und langfristig? „Ich möchte gerne einmal für Deutschland an den Start gehen und natürlich träume ich auch von den Olympischen Spielen“, skizziert Henze seine ehrgeizigen Ziele.
Im April steht dann sein erstes Trainingslager auf dem Plan, worauf er sich sehr freut: Henze darf mit einigen der besten deutschen Hochspringer nach Südafrika ins Trainingslager reisen. Seine Vorfreude ist groß: „Mit solch erfahrenen und erfolgreichen Leichtathleten einmal trainieren zu dürfen ist toll, da kann ich viel lernen. Die haben ja bereits bewiesen, dass sie es können.“
So zählen zu seinen Vorbildern unter anderem auch Eike Onnen und Donald Thomas. Und hier schließt sich der Kreis: Thomas ist ebenfalls ein ehemalige Basketballer, der quasi über Nacht im Jahr 2007 Hochsprungweltmeister wurde.